Umbau attraktiver Standorte zu Einkaufsmeilen geplant

Düsseldorf. Der neue Karstadt-Eigentümer René Benko will die angeschlagene Warenhauskette nach einem Bericht des „Handelsblatts“ innerhalb von ein bis zwei Jahren sanieren. Benkos Rettungsplan sehe vor, anhaltend verlustreiche Karstadt-Häuser zu schließen. Attraktive Standorte sollten in Einkaufsmeilen mit Markenhändlern verwandelt werden, berichtet die Wirtschaftszeitung. Der Konzern selbst solle saniert werden – mit neuer Organisation und Informationstechnik.

Es gebe eine Fokus-Liste, auf der rund 20 defizitäre Karstadt-Häuser stünden, berichtet das „Handelsblatt“. Jedes dieser Häuser komme auf den Prüfstand. Gebe es keine Chance, den Standort in die schwarzen Zahlen zu bringen, werde es geschlossen.

Am Donnerstag berät der Aufsichtsrat über die Sanierungspläne

„Durch den neuen Eigentümer herrscht nun endlich Klarheit“, zitiert die Zeitung Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. „Es gibt viel zu tun, wir werden die nächsten wichtigen Schritte einleiten.“ Bereits an diesem Donnerstag will der Aufsichtsrat nach bisherigen Planungen über die Sanierung beraten. Fanderl hofft nach dem Eigentümerwechsel auf eine Beruhigung der Lage: „Das Unternehmen muss zur Ruhe kommen.“

Erst nach der Sanierung von Karstadt wolle Benko dann sein eigentliches Ziel in den Vordergrund rücken: die Schaffung einer Deutschen Warenhaus AG, also die Fusion von Karstadt mit dem Rivalen Kaufhof, hieß es weiter in dem Bericht. Kaufhof gehört zum Metro-Konzern und steht im Vergleich zu der seit Jahren Verluste schreibenden Karstadt-Gruppe finanziell gut da.

Am Freitag war bekannt gegeben worden, dass der bisherige Eigentümer Nicolas Berggruen die 83 verbliebenen Karstadt-Warenhäuser und die restliche Beteiligung an den Premiumhäusern wie dem Hamburger Alsterhaus sowie an den 28 Sporthäusern für einen Euro an den österreichischen Investor René Benko verkauft.

Das Bundeskartellamt bestätigte am Montag, dass die Übernahme inzwischen auch bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet worden sei. Offiziell hat die Behörde einen Monat Zeit für eine erste Prüfung des Vorhabens. Doch könnte die Entscheidung auch deutlich schneller fallen, wenn die Behörde die Übernahme als unproblematisch einstuft, womit allgemein gerechnet wird.

Die Gewerkschaft Ver.di forderte unterdessen den neuen Karstadt-Eigentümer auf, ein umfassendes Konzept für die Zukunft der angeschlagenen Warenhauskette zu präsentieren. „Es muss tragfähig, es muss nachhaltig sein. Es braucht eine Strategie. Dazu gehört: Wie müssen die Sortimente aussehen, wie sollen die Häuser an den einzelnen Standorten ausgerichtet sein, damit die Arbeitsplätze sicher sind“, sagte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger im Bayerischen Rundfunk. Sie mahnte zudem eine angemessene Bezahlung der Mitarbeiter an. Es gehe um „existenzsichernde Einkommen“ und „existenzsichernde Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge“.

Die Karstadt-Beschäftigten sind nach ihren Worten vom bisherigen Besitzer Nicolas Berggruen „bitter enttäuscht“. Sie hätten erwartet, dass Berggruen „mit einer hohen Motivation und vor allen Dingen mit Geld bei Karstadt einsteigt, dass Investitionen vorgenommen werden“. Das sei aber nicht in dieser Form geschehen. Berggruen hatte in der „Bild“-Zeitung Fehler im Management von Karstadt eingeräumt, gleichzeitig aber Vorwürfe zurückgewiesen, sich am Unternehmen bereichert zu haben. Nutzenberger forderte den neuen Karstadt-Besitzer Benko auf, in die Marke zu investieren.