Die Gelassenheit der Anleger scheint vorerst vorbei. Die Sorgen um die Krisenherde der Welt bestimmen zunehmend die Börsen. Und die Zahl der Problemfälle steigt. Neben den offenen Konflikten zwischen Israel und Gaza, Russland und der Ukraine treten neue Hiobsbotschaften aus Libyen auf. Nach Kämpfen verfeindeter Milizen haben die EU und viele Firmen ihre Mitarbeiter aus dem Land abgezogen. Argentinien schlitterte wiederum nach einem verlorenen Rechtsstreit um Altschulden mit US-Hedgefonds in dieser Woche bereits zum fünften Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in den Staatsbankrott.

Ein maßgeblicher Auslöser für den Kursrutsch an den Börsen seit Mitte der Woche waren vor allem die EU-Sanktionen gegen Russland, die künftig Exporte von Waffen und Hochtechnologie untersagen. Die prompte Replik von Präsident Wladimir Putin, der Europa mit höheren Energiepreisen überziehen wolle, tat ihr Übriges für eine tiefgreifende Verunsicherung an den Märkten.

Der Deutsche Aktienindex (DAX) verlor in der vergangenen Woche rund vier Prozent. Am stärksten wurde der Sportartikelhersteller Adidas abgestraft, der die Anleger mit einer Gewinnwarnung schockte, obwohl das Unternehmen in der Fußball-WM sogar den Weltmeister Deutschland mit seinen Trikots ausstattete und als Sieger hervorgegangen war. Auch die Hamburger Aktien gerieten mehrheitlich in den Abwärtsstrudel. Große Abschläge erfuhren Unternehmen, die im Russlandhandel aktiv sind – wie die Hafenumschlagbetriebe Eurokai und HHLA, aber auch der Güterwaggonhersteller VTG. Das Vertrauen der Anleger in ein weiteres Wachstum ist angesichts fehlender Konfliktlösungen angeschlagen. Das Geld sitzt nicht mehr so locker.