Investmentbanking und Vermögensverwaltung lukrativ. Vorstand weist Gerüchte über neuen Sparkurs zurück

Frankfurt. Eigentlich sollten es gute Zeiten sein für die Kritiker von Anshu Jain. Ausgerechnet die Sparte, die den Co-Chef der Deutschen Bank groß gemacht hat, schwächelt derzeit weltweit. Da sahen sich zuletzt jene bestätigt, die ihn für sein Bekenntnis zum Handel mit Anleihen und Währungen kritisierten. Doch im zweiten Quartal dieses Jahres hat sich Jain in dieser Strategiedebatte erst einmal etwas Luft verschafft: Weil diese Sparte weniger litt als bei der Konkurrenz, konnte die Deutsche Bank ihren Vorsteuergewinn auf 917 Millionen Euro steigern. Damit verdiente das Institut 16 Prozent mehr als vor einem Jahr und übertraf die Erwartungen der Investoren.

Deutsche Bank soll weltweit zu einer der führenden Investmentbanken werden

Zwar gingen die Einnahmen dieser Sparte auch bei der Deutschen Bank um ein Prozent zurück, doch im Vergleich zu den teilweise stärker gebeutelten Wettbewerbern stand sie damit gut da. So verdiente das Investmentbanking 885 Millionen Euro vor Steuern, 17 Prozent mehr als vor einem Jahr und mehr als alle anderen Geschäftsbereiche des Konzerns zusammen. Jain hob Erfolge bei der Beratung von Unternehmenskunden hervor, etwa bei Fusionen und Börsengängen – hier war die Bank im abgelaufenen Quartal nach seinen Angaben Nummer eins in Europa.

Entscheidender dürfte jedoch der Teil des Geschäfts gewesen sein, der derzeit im Zentrum einer Branchendebatte über die Strategie der Deutschen Bank steht. Jain setzt darauf, die Deutsche Bank dauerhaft unter den führenden Investmentbanken der Welt zu etablieren, um angesichts schwächelnder Konkurrenten Marktanteile zu gewinnen und langfristig gut zu verdienen. Der größte Hebel liegt dabei in der traditionellen Vorzeigesparte der Bank, dem Handel mit Währungen und festverzinslichen Wertpapieren. Nur: Genau dieses Geschäft stockt seit einiger Zeit. Da ist es schon ein Erfolg für Jain, dass die Deutsche Bank die Talfahrt gestoppt hat: Die Erträge aus dem Handel mit solchen Schuldtiteln blieb im zweiten Quartal stabil. Auch die Vermögensverwaltung, die Jain und Co-Chef Fitschen bei ihrem Antritt vor zwei Jahren vom konzerninternen Abstellgleis zurückgeholt hatten, konnte sich feiern lassen: Sie konnte ihren Vorsteuergewinn mehr als verdoppeln, auf gut 200 Millionen Euro.

Mäßig lief es dagegen ausgerechnet für die Sparten, die die Kritiker der Jain-Strategie gerne gestärkt sähen. Im Zahlungsverkehr schrumpften die Gewinne ähnlich deutlich wie im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden. Beide Bereiche leiden unter den niedrigen Zinsen und den Minimargen, die damit einhergehen. Dies nährte zuletzt Spekulationen, die Bank brauche ein neues Sparprogramm. Um bis zu 2,5 Milliarden Euro müssten die Kosten bis 2018 zusätzlich sinken, wurde jüngst kolportiert. Und das Filialnetz, das bisher weniger stark geschrumpft ist als bei anderen Banken, wurde dabei als ein logischer Ansatzpunkt genannt.

All das wies Finanzvorstand Stefan Krause nun jedoch deutlich zurück. Berichte über einen verschärften Sparkurs seien „nicht korrekt“, sagte er. Es bleibt beim schon laufenden Kostenprogramm, das bis Ende 2015 die jährlichen Kosten um 4,5 Milliarden Euro senken soll. Davon sind gut zwei Milliarden Euro geschafft. Allerdings ließ sich Krause ein Hintertürchen offen: Natürlich müsse man die Kosten grundsätzlich immer im Blick behalten. Nur gebe es im Moment eben keinerlei konkrete Pläne.

450 Millionen Euro für Prozesse und Strafzahlungen zurückgestellt

In Atem halten die Deutsche Bank unterdessen weiter Prozesse und Strafzahlungen. 450 Millionen Euro musste der Konzern jetzt für entsprechende Risiken zurückstellen. Neben den erwarteten Strafen in der Libor-Zinsaffäre spielen dabei auch die Verstöße gegen amerikanische Sanktionen gegen Länder wie Iran und Sudan eine Rolle. Diverse Banken müssen sich hier auf US-Strafen gefasst machen, auch die Deutsche Bank. Für die Commerzbank wird eine Strafe von gut 500 Millionen Dollar erwartet.

Damit nicht genug: Die dauernden Prozesse kosten die Bank auch noch indirekt Geld. Weil in der Branche seit Jahren die Kosten für Rechtsstreitigkeiten aus dem Ruder laufen, müsse man dies künftig auch stärker in den Risikomodellen berücksichtigen, erklärte Stefan Krause. Jenseits der Strategiedebatte ist klar: Das Thema Altlasten ist für die Deutsche Bank noch immer nicht abgehakt.