Das Kaufhaus Hamburg bietet originelle und formschöne Produkte von Manufakturen aus der Region – darunter auch Pfeffermühlen und Uhren.

Hamburg. Wenn es so etwas geben sollte wie Trüffelschweine für tolle Produkte aus Hamburg, dann gehören Ingo Pöppelbaum und Bastian Hertel ganz sicher zu den Experten. Die beiden jungen Männer, selber norddeutsch-maritim verpackt in blaue T-Shirts und mit modischem Kurzbart im Gesicht, verdienen ihr Geld mit einem guten Riecher für Raritäten aus der Region.

Ob Seifen, Messer, Pfeffermühlen oder Uhren, für alle möglichen Dinge finden sich in und um die Hansestadt herum kreative Manufakturen, die schmieden, tischlern oder köcheln. Die Ergebnisse dieser hanseatischen Handwerkskunst hat das Unternehmerduo an einem Ort versammelt. In ihrem Kaufhaus Hamburg, einem Laden im Herzen von St. Georg.

Das Geschäft in der In-Meile Lange Reihe, in Nachbarschaft von Coffeeshops, jungen Modelabels und szenigen Ausstattern, hält sich mit seiner naturweißen Inneneinrichtung auf Holzparkett zwar optisch vornehm zurück, dafür wird der Besucher fast erschlagen von der Buntheit der Waren, die kleine Lifestyle-Inseln bilden. So unterschiedlich die schönen Dinge hier auf den ersten Blick auch sind, immerhin soll das Sortiment eines Kaufhauses abgebildet sein – es gibt einen gemeinsamen Nenner: „Unsere Produkte stammen alle aus der unmittelbaren Umgebung“, sagt Bastian Hertel. Es ginge im Kaufhaus Hamburg aber eben nicht um Tassen oder T-Shirts mit einem aufgedruckten Anker oder Stadtwappen. Sondern um die Lieferanten, die alle kleine Geschichten zu den Dingen erzählen könnten.

Da ist die gebürtige Griechin, die aus Olivenöl Seife herstellt, gleich um die Ecke im Haus für Kunst und Handwerk. Oder die Uhrmacherin, die hochwertige Chronografen in ihrem Wilhelmsburger Atelier fertigt.

Der Erfolg ihrer Idee, Manufakturen aus der Region zu unterstützen, gibt den Gründern recht. Gegenüber dem vergangenen Jahr gehen Ingo Pöppelbaum und Bastian Hertel von einer Steigerung der Erlöse von 20 Prozent aus. Das Ende 2012 gegründete Unternehmen kommt inzwischen auf gut 200 Lieferanten. Das Sortiment ist auf mehrere Tausend Artikel angewachsen.

Auch ungewöhnliche (Geschenk-)Ideen sind darunter: Bei der Manufaktur Locals Supply in Hamburg-Uhlenhorst haben die Gründer die sogenannten Seedbombs gefunden, also kleine Samenkugeln aus Erde, Ton und einer bunten Mischung an Saatgut. Die handgerollten, mit Liebe verpackten Blumenbomben können einfach auf grauen Baugebieten, in Asphaltritzen oder auf tristen Flächen ausgeworfen werden und wachsen dann zu Pflanzen und Gräsern heran, welche die City noch etwas grüner machen.

Aus dem Karolinenviertel holen die Kaufhausexperten ein Produkt eines aussterbenden Handwerks: Karen Begemann fertigt in dem Designerviertel in alter Buchbindertechnik Notizbücher in modernem Design. Es wird fadengeheftet und besticht auf seinem Baumwolleinband mit Hamburg-typischen Designs.

„Durch die Globalisierung suchen wir unsere lokalen Wurzeln“, begründet Trendforscher Peter Wippermann die Beliebtheit heimischer Produkte. Diese bestätigten den Stolz, ein Hamburger zu sein. Zumal die Stadt es schaffe, ihre Tradition kommunikativ einzusetzen. Imagefaktoren wie der Hafen oder St. Pauli böten hier vielfältige Assoziationen, sagt Wippermann.

Auch andere Unternehmen nutzen die Identifikation mit Hamburg und ihre Attraktivität für Touristen als Verkaufsargumente. Die Geschäfte von Mutterland bieten regionale Lebensmittel wie Konfitüre oder Säfte aus dem Alten Land, Bier aus Sylt oder Joghurt von heimischen Milchhöfen. Das mehrfach ausgezeichnete Ladenkonzept von Gründer Jan Schawe ist inzwischen an mehreren Standorten in der Stadt zu finden. Auch Shops wie Heimathafen Hamburg oder Soul-Foto, die mit Motiven aus der Stadt schöne Erinnerungen an die Lieblingsstadt verkaufen, haben sich zu Fundgruben für Hamburg-Fans entwickelt.

Ingo Pöppelbaum und Bastian Hertel sind zwar keine Hamburger Jungs, gebürtig kommen sie aus Westfalen und Ostfriesland, aber das Gespür für den „Lockstoff“ der Stadt an der Elbe haben sie dennoch. „Der Laden war für uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Pöppelbaum, Kommunikationswirt. Cooles Großstadtflair und eine gute Mischung zwischen Einheimischen und Touristen schätzen die Unternehmer an ihrer neuen Heimat. Die lebendige Popkultur hat es besonders Hertel angetan, der als studierter Tontechniker immer auf der Suche nach neuer Musik ist.

Übrigens bietet ihr Kaufhaus Hamburg auch jungen Künstlern eine Heimat: Hin und wieder finden nach Ladenschluss Kulturevents in dem gemütlichen Geschäft statt.