Städtischer Versorger verlangt ab Juli 26 statt 24,8 Cent pro Kilowattstunde. Höhere Kosten als Begründung

Hamburg. Nun auch noch Hamburg Energie. Nachdem bereits zum Jahresanfang viele Stromversorger in der Stadt ihre Preise erhöht haben, hebt nun auch der städtische Stromanbieter seine Tarife an. Zum 1. Juli steigt bei Hamburg Energie der Preis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom des Tarifs Tor zur Welt um 4,1 Prozent, die kWh kostet dann 26 statt 24,8 Cent. Bei einem Verbrauch von 2500 Kilowattstunden für einen Zweipersonenhaushalt steigen die Kosten pro Jahr um 30 Euro, bei 3500 kWh für eine mehrköpfige Familie entstehen Mehrkosten in Höhe von 42 Euro oder 3,50 Euro pro Monat. Dass Hamburg Energie seine monatliche Grundgebühr um 19 Cent auf sechs Euro senkt, fällt dagegen kaum ins Gewicht. Letztmals hatte Michael Beckereit, Chef von Hamburg Energie, die Preise Anfang 2013 erhöht.

Kunden aus dem Tarif Heimathafen, die eine Preisgarantie von dem Versorger erhalten haben, sind nicht von der Erhöhung betroffen. Derzeit bietet das städtische Unternehmen seinen neuen Kunden zudem eine Preisgarantie bis Ende 2015 an. Kunden, die sich für den aktuellen Tarif entscheiden, sind laut Beckereit dann gegen Preiserhöhungen abgesichert. Das hat allerdings seinen Preis. Wer besonderen Wert auf mittelfristig gleichbleibende Strompreise legt, muss 0,9 Cent mehr pro Kilowattstunde bezahlen.

Hamburg Energie ist kein Einzelfall. Seit Jahresende haben bundesweit mehrere Hundert Stromlieferanten an der Preisschraube gedreht, um steigende Kosten zu kompensieren oder ihren Gewinn zu steigern. Unter anderem haben sich die Netzentgelte und die Kosten zur Förderung von regenerativen Energien, die Teile des Strompreises sind, massiv verteuert. Allein bei Hamburg Energie sind die Kosten deshalb nach eigenen Angaben um durchschnittlich 7,1 Prozent gestiegen.

Der Hamburger Marktführer Vattenfall hat aus dem gleichen Grund seine Tarife bereits am 1. April 2014 um knapp vier Prozent angehoben. Im Basis-Tarif des Versorgers ist der Preis pro kWh von 27,39 Cent auf 28,58 Cent gestiegen. Und ein Ende der Preisrallye zeichnet sich nicht ab. Denn durch den Zubau von weiteren Windrädern an Land oder auf hoher See sowie durch die Zunahme von Solaranlagen, die allesamt im Rahmen des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) subventioniert werden, liegt es auf der Hand, dass die Preise auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden.

Verbraucher müssen mögliche Preiserhöhungen allerdings nicht tatenlos hinnehmen. Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Sonderkündigungsrecht des Kunden, falls der Energieversorger seinen Preis anhebt. Dieses Sonderkündigungsrecht heißt so, weil sich der Verbraucher hierbei nicht an die sonst üblichen Kündigungsfristen des Vertrages halten muss. „Man kann sehr einfach den Anbieter wechseln“, sagt Günter Hörmann, Chef der Hamburger Verbraucherzentrale. In Internetportalen wie verivox.de oder toptarif.de sind alle in der Stadt tätigen Anbieter und deren Tarife inklusive ihrer Jahreskosten aufgelistet.

Der Interessent muss nur seine Postleitzahl und den vermutlichen Jahresverbrauch an Strom angeben. Dann kann er unter einer großen Zahl von Anbietern wählen. Voraussetzung ist jedoch, dass man mit dem bisherigen Lieferanten keine Verträge über eine bestimmte Laufzeit abgeschlossen hat, die noch nicht beendet ist.

Der Preis sollte aber nicht das einzige Entscheidungskriterium sein. Falls man einen neuen Anbieter aussucht, ist es sinnvoll, auch andere Konditionen genau zu prüfen. Gibt es zum Beispiel Boni beim Wechsel? Hier werden nicht selten 50 oder gar 100 Euro überwiesen. Allerdings sind auch diese Prämien meist an Bedingungen – wie eine längere Vertragslaufzeit – geknüpft. Oder verlangt der neue Anbieter zum Beispiel Vorkasse? Dann kann das gezahlte Geld im Falle einer Insolvenz des Lieferanten schnell weg sein. Ein vermeintliches Schnäppchen wäre dann teuer.