Das Kultgetränk wird in Hamburg diesen Sommer kaum noch zu kaufen sein. Viele Shops haben aufgegeben. Die Gründe

Hamburg . Viele Jahrzehnte lang in Asien, aber nur einen kurzen Augenblick bei uns: Die Begeisterung für Bubble Tea in Deutschland ist schnell abgeebbt. In Berlin begann der Durchbruch für die fernöstliche Spezialität hierzulande schon vor einigen Jahren, wie so oft. In Hamburg setzten später aber ebenfalls Dutzende Anbieter auf die süßen Getränke mit den bunten Blasen. Aber die vermeintlichen Trendsetter haben sich zu früh gefreut.

In Taiwan gehört Bubble Tea praktisch zum Kulturgut, bei uns wurde es zum Flop. Zwar haben die Anbieter auch in Deutschland Anfang 2012 mit Bubble Tea noch einen Umsatz von vier Millionen Euro erzielt, doch dann kam der Niedergang. Durch eine Mischung aus Bewusstseinswandel, Falschmeldungen und Fehlplanungen. Heute haben in der Hansestadt Anbieter wie Yanda im Levantehaus oder die Kette BoboQ viele ihrer Läden geschlossen beziehungsweise die Expansion beendet. „Abschied nehmen ist angesagt“, schrieb Yanda im Levantehaus vor einigen Monaten und verschenkte an seine Kunden zuletzt noch Becher, Verschlussfolien und Accessoires aus dem Ladeninventar. An einen neuen Investor aus der Branche glaubte also offenbar niemand mehr, selbst nicht für die anstehende Sommersaison.

Auch Justea, nach eigenen Angaben Pionier in Sachen Bubble Tea, musste sich von seinen Wachstumsplänen verabschieden. „Die Negativ-Berichte haben das Geschäft zerstört“, sagt Jennifer Chang. „Unsere gesamte Konkurrenz hat zugemacht“, weiß die Geschäftsführerin von Justea. Die Firma unterhalte zwar noch ihren ersten Laden in Wandsbek, habe die Pläne für weitere Filialen aber gestoppt.

Auch McDonald’s hat den Tee aus dem Angebot genommen. Der Grund: Das Erfrischungsgetränk ist in der zunehmend gesundheitsbewussten Gesellschaft schnell in Verruf geraten.

Zwar handelt es sich beim Bubble Tea meist um eine recht harmlose Mischung aus gesüßtem Tee mit Tapiokaperlen und den sogenannten Bobas, prall gefüllten Kugeln aus Fruchtsaft, die durch einen dicken Strohhalm gesaugt mit einem sanften „Plopp“ auf dem Gaumen landen. Aber diese Mixtur kann es in sich haben, hieß es zwischenzeitlich. Von zu viel Zucker, Verschluckgefahr für Kleinkinder, gar krebserregenden Zutaten war die Rede. Die schlimmsten Kritiken stellten sich bald zwar als haltlos heraus. „Aber wir müssen noch immer um unser Image kämpfen“, sagt Jennifer Chang von Justea. So hatten Forscher der Technischen Hochschule Aachen im Bubble Tea offenbar „krebserregende Stoffe“ gefunden, schrieb die „Zeit“. Auch die „Rheinische Post“ hatte einen Wissenschaftler damit zitiert, das Getränk enthalte „jede Menge Dreck“. Wieder war von giftigen Inhaltsstoffen die Rede. Später allerdings wurden diese Aussagen stark in Zweifel gezogen. Die Proben seien nicht aussagekräftig. In der Zwischenzeit hatten sich die Negativschlagzeilen aber schon ausgebreitet – und die Blase war geplatzt.

Der zugleich zurückgehende Umsatz brachte die Läden auch deshalb in Existenznöte, weil sie auf ein sehr enges Sortiment setzten. Zwar war die Auswahl mit Mango-, Erdbeer-, oder Apfelgeschmack, mit Milchtees und verschiedenen Geleestückchen stets riesig, und die Facebook-Gemeinde tauschte sich rege über die neuesten Aromatrends aus – aber letztlich boten die Shops nur Bubble Tea an und nichts anderes. Eine weniger risikobehaftete Strategie fuhren dabei Gastronomen wie McDonald’s, die solche Experimente mit den Umsätzen bei Pommes und Burgern leicht wettmachen können. Die Fast-Food-Kette hatte Bubble Tea Anfang 2012 auf die Menükarte gesetzt – als Sommergetränk. Als die Nachfrage abebbte, konnte die süße Erfrischung ohne Probleme ersetzt werden. In diesem Sommer bietet McDonald’s Eis-Smoothies an. Bubble Tea wird es in Deutschland dagegen nicht mehr geben, heißt es von dem Unternehmen.

Statt Bubble Tea gibt es bei McDonald’s in diesem Sommer Smoothies

Auch die Saison-Gebundenheit machte dem neuen Getränk das Leben schwer. In vielen asiatischen Ländern und auch in Kalifornien, wo sich Bubble Tea schon in den 90er-Jahren zum In-Getränk entwickelte, ist die Saison einfach länger. Bubble Tea schmeckt nur gut gekühlt, und auf einen Eisdrink hat hierzulande kaum jemand Lust, wenn draußen die Pfützen gefrieren. Jennifer Chang von Justea ist sich der speziellen Situation in Deutschland bewusst, auch wenn sie selbst in Asien geboren wurde. Aber die Geschäftsfrau nutzt ihre Kontakte nach Fernost. „Wir konzentrieren uns derzeit vor allem auf den Handel mit den Zutaten für Bubble Tea“, sagt sie. Tapiokakugeln und Fruchtsaftperlen aus Taiwan landen nun nicht mehr in deutschen Shops. Justea liefert sie hauptsächlich ins Ausland.