Kette will nach Einstieg des Hamburger Milliardärs Günter Herz auf 1000 Restaurants wachsen. Neue Filiale in Altona

Hamburg. Zum Termin mit dem Abendblatt hat Gregor Gerlach einen Salat bestellt. Hier in einem seiner Restaurants an den Hohen Bleichen. Vor nunmehr zwölf Jahren hat er genau hier zusammen mit Geschäftspartnern die auf italienische Küche spezialisierte Kette Vapiano gegründet.

Inzwischen betreibt Vapiano 141 Restaurants in weltweit 28 Ländern. „Wir sind bereits weit über Europa hinausgekommen“, sagt Gerlach. Unter anderem ist das Unternehmen in Brasilien präsent, in den Vereinigten Staaten, Aserbaidschan oder auch in Skandinavien. Nun erhöht die Restaurantkette, die auf allen Kontinenten außer Afrika aktiv ist, ihr Expansionstempo nochmals kräftig: Alle drei Jahre wollen Gerlach und sein Team nach eigenen Angaben die Zahl der Filialen verdoppeln.

„Aktuell planen wir die erste Filiale in Chile“, verrät der Unternehmenschef. In Brasilien kommen zwei bis drei weitere Standorte hinzu. Auf Deutschland und Europa soll aber weiterhin der Hauptfokus der kulinarischen Expansion liegen. „Wir hoffen, mittelfristig die Zahl von tausend Vapiano-Restaurants weltweit zu erreichen“, sagt Gerlach.

Allein in diesem Jahr sind 45 Neueröffnungen geplant. Inzwischen arbeiten bereits knapp 10.000 Beschäftigte an allen Standorten für das Unternehmen. Pro Filiale sind es je nach Größe zwischen 50 und 80. „Wir haben jeden Tag zwei bis zweieinhalb Schichten“, sagt Gerlach. Jedes dritte Restaurant ist im eigenen Besitz, beim Rest handelt es sich um Franchisebetriebe oder Joint Ventures.

Das Geschäft des Unternehmens, das zwar in Hamburg gegründet wurde, seinen Hauptsitz mittlerweile aber in Bonn hat, brummt. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 350 Millionen Euro. Allein in Deutschland wurden mit dem Verkauf von Pasta und Pizza 160 Millionen Euro erzielt. Vapiano profitiert auch davon, dass die italienische Kost weltweit bekannt ist. Es besteht also wenig Erklärungsbedarf bei der Zubereitung. Und Grundzutaten wie Mehl sind in fast jedem Land verfügbar.

Auch in Hamburg expandiert Vapiano, eröffnet eine vierte Niederlassung gegenüber der Ikea-Filale in Altona. Die Speisekarte ist in allen Ländern nahezu gleich. „Bei uns muss alles frisch sein, vom Salat bis zu den Nudeln“, sagt Gerlach. Um noch besser zu werden, hat sich der Chef jüngst entschlossen, seine Speisekarte von einer kritischen Expertin prüfen zu lassen.

„Cornelia Poletto hat erstmals alle unsere Klassiker auf der Karte durchforstet und teilweise überarbeitet. Ein Drittel der Karte hat die Prüfung bestanden, ein weiteres Drittel betraf handwerkliche Verbesserungsvorschläge, die die Arbeit der Mitarbeiter vereinfachen sollen. Der Rest bestand aus kleinen Änderungen bei den Speisen, die bei den Kunden jetzt auch gut ankommen“, sagt Gerlach. Eines musste er sich aber ins Buch schreiben lassen: Es muss noch mehr Salat auf die Karte kommen. „Wir müssen uns weiterentwickeln und den Wünschen unserer Gäste nachkommen.“

Im Jahr 2011 stieg der Hamburger Milliardär Günter Herz bei Vapiano ein

Im vergangenen Jahr hat sich Vapiano nach Gerlachs Aussage vor allem auf „interne Maßnahmen“ konzentriert. Unter anderem wird gerade eine Trainingsabteilung für die Mitarbeiter aufgebaut. Teams dieser Akademie sollen künftig in alle Länder mit Vapiano-Niederlassungen reisen und vor Ort die Beschäftigten schulen. Das Unternehmen profitiert stark von seiner Mischung aus einem Szene-Italiener und Fast-Food-Restaurant. Die Kunden bestellen ihr Gericht an einem Tresen, wo sie den Köchen direkt bei der Zubereitung zuschauen können. Sie bekommen dann eine Art Schlüsselanhänger mit einem Chip, der piept, wenn ihre Pizza fertig ist. Pastagerichte und Salat kann man direkt vom Tresen zum Tisch mitnehmen.

Vapiano ist in einem ständigen Wandel. So gab es 2011 auch einen Wechsel bei den Anteilseignern. Gerlachs Mitgesellschafter stiegen aus, er holte sich den Hamburger Kaufmann und Milliardär Günter Herz ins Boot. Herz ist nun mit 44 Prozent bei Vapiano beteiligt, Gerlach hält 30 Prozent und die ehemaligen Wella-Erben Sander besitzen 26 Prozent.

Herz war über Jahrzehnte Miteigentümer und Geschäftsführer des Hamburger Kaffeerösters Tchibo. Nach einem Streit mit seinen drei Brüdern ließen sich er und seine Schwester Daniela im Jahr 2003 auszahlen. Nun investiert Herz mit seiner Gesellschaft Mayfair Vermögensverwaltung in verschiedene Unternehmen wie Vapiano. Der Investor hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er eine gute Nase für erfolgreiche Unternehmungen hat. 2005 erwarb er Aktien des Sportartikelherstellers Puma, zwei Jahre später verkaufte er die Papiere mit einem Gewinn in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro.

Neben der Pastakette führt Gerlach die Immobilienholding seiner Familie

Neben der Pastakette, deren Vorstandsvorsitzender Gerlach ist, führt der Unternehmer auch die Immobilienholding seiner Familie, die vor mehr als 40 Jahren gegründet wurde. Mit den Hotels Palm Beach, Residencia, Sandy Beach und dem Los Jameos betreibt die Familie vier Seaside-Herbergen auf den Kanaren. Vier weitere Hotels wurden in Deutschland gebaut. In Hamburg betreibt die Familie das Hotel Side, weitere Häuser befinden sich in Dresden, Chemnitz und Leipzig. In Hamburg will Gerlach des Weiteren nahe der Alster zwölf Luxuswohnungen von 160 bis 250 Quadratmetern mit Blick auf den Feenteich bauen.

Der Unternehmer ist umtriebig, hat viele Pläne. Das Vapiano ist für ihn aber mehr als nur ein Geschäft. „Da steckt schon viel Herzblut drin“, sagt er.