Mehr als die Hälfte des Kosmetik-Umsatzes macht der Nivea-Hersteller in diesen Märkten. Aktionäre auf Hauptversammlung unzufrieden mit Dividende

Hamburg. Stefan F. Heidenreich war tapfer. Für das Foto stand er ohne Krücken vor den Fotografen, machte mehrere Posen für die Kameras, ehe er mit seinen Gehhilfen in Richtung des Saals im Hamburger Congress Center (CCH) ging. Heidenreich heilt eine Knieverletzung aus. Der Mann ist zäh, hat viel Sport getrieben, war sogar Vize-Europameister im Windsurfen. Während der Hauptversammlung des einzigen Hamburger DAX-Konzerns las er wegen der Verletzung seine Rede im Sitzen vor. Mit weitgehend guten Nachrichten: Umsatz und Gewinn sind im vergangenen Jahr gestiegen, der Nivea-Hersteller nähert sich wieder seiner Bestform. Doch dann, in der Fragestunde, gab es eine Art Palastrevolution. Die Aktionäre waren unzufrieden mit der Dividende. Mehrere Redner verlangten eine Erhöhung der Ausschüttung, die mit 70 Cent pro Papier auf der Höhe des Vorjahres liegt. Das Publikum, rund 900 anwesende Aktionäre, beklatschte die Rebellen. Beiersdorf-Finanzchef Ulrich Schmidt betonte hingegen, dass immerhin 30 Prozent des Überschusses an die Anteilseigner gehen würden.

Doch insgesamt ging es ruhig zu bei dem Treffen – wie eigentlich immer bei Beiersdorf. Schließlich sind die Aktionäre an einem Unternehmen beteiligt, das nach Zeiten der Stagnation wieder weltweit wächst. „Im vergangenen Jahr ist es uns gelungen, Marktanteile zu gewinnen und unsere Position auszubauen“, sagte Heidenreich. Seit Anfang 2013 bis Jahresende habe die Aktie um 19 Prozent zugelegt. „Wir können feststellen, dass wir im vergangenen Jahr Beiersdorf zum Hautpflegeunternehmen Nummer eins in unseren relevanten Kernmärkten gemacht haben“, so der Chef. Am Ziel sei Beiersdorf damit noch nicht. „Wir haben erst einen Teil des Weges zurückgelegt, den wir uns vorgenommen haben.“

Heidenreich setzt auf die Stärkung der Marken, vor allem Nivea. Auf eine Steigerung der Innovationskraft des Unternehmens und den konsequenten Ausbau der Präsenz in allen Wachstumsmärkten. „Gleichzeitig müssen wir auch unsere Position in Westeuropa festigen“, sagte er. Erstmals seit 2008 sei im sogenannten Consumer-Bereich (Nivea und Co.) im vergangenen Jahr in Westeuropa wieder ein Umsatzplus von 0,9 Prozent erzielt worden. Auch in Deutschland habe man weiter zugelegt. Die westeuropäischen Märkte sind nahezu gesättigt, wachsen können Beiersdorf und andere Anbieter meist nur noch auf Kosten der Konkurrenz.

Helfen sollen beim Wachstum die 16.500 Mitarbeiter des Unternehmens auf der ganzen Welt. In Deutschland hat der Konzern knapp 5700 Beschäftigte, die große Mehrheit davon arbeitet am Standort Hamburg. In Zukunft will Beiersdorf seinen Fokus verstärkt auf die Wachstumsmärkte in Asien und Lateinamerika richten. Erstmals habe der Konzern im Kosmetikbereich 52 Prozent des Gesamtumsatzes in diesen Regionen erwirtschaftet, so Heidenreich. Nahezu in fast allen Regionen sei das Unternehmen gewachsen. Lediglich in Osteuropa blieben die Erlöse laut Heidenreich unter dem Vorjahresniveau. Ein deutliches Umsatzplus mit neun Prozent habe es in der Region Amerika – vor allem in Brasilien – gegeben. Auch in Afrika, Asien und Australien verbuchte der Konzern kräftige Zuwächse, besonders in China, Indien und Japan.

Einige Personalwechsel gab es im zwölfköpfigen Aufsichtsrat

Beiersdorf will nun auch in der Forschung internationaler werden. Der Bau von Logistik- und Produktentwicklungszentren in China, Mexiko und Indien seien wichtige Schritte, um auf diesen Märkten noch besser vertreten zu sein und auf die Wünsche der Kunden an ihr Beiersdorf-Produkt noch mehr eingehen zu können, so Heidenreich.

In der mexikanischen Stadt Silao, 400 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt, soll Mitte 2014 ein Labor mit zugehöriger Produktionsstätte für den lateinamerikanischen Markt in Betrieb gehen. Ein in der chinesischen Stadt Wuhan bereits etabliertes Entwicklungslabor sei 2013 zum lokalen Innovationszentrum für die Region Fernost ausgebaut worden. In Indien plant Beiersdorf eine Produktionsstätte mit 300 Mitarbeitern, die 2015 eröffnet werden soll. Insgesamt setzte der Konzern mit 6,141 Milliarden Euro im vergangenen Jahr 1,7 Prozent mehr um als 2012. Ohne negative Währungseffekte wären es sogar sieben Prozent gewesen. Der Überschuss kletterte von 480 auf 537 Millionen Euro. Auch die Tochter Tesa weist Erfolge aus. Der Umsatz des Klebefolienspezialisten übersprang erstmals die Milliardengrenze.

Im laufenden Jahr will das Unternehmen weiter wachsen. Der Hamburger Konzern, der neben Nivea Marken wie La Prairie, Labello, 8x4 und Eucerin anbietet, erwartet einen Anstieg des Umsatzes zwischen vier und sechs Prozent. Auch die operative Rendite solle leicht zulegen.

Wechsel gab es im zwölf Mitglieder starken Aufsichtsrat. Von der Arbeitgeberseite sind Isabelle Parize, Chefin des Parfümerieunternehmens Nocibé in Frankreich, sowie Poul Weihrauch, Europa-Mitglied der Geschäftsleitung von Mars, in das Gremium entsandt worden. Die bisherigen Mitglieder Eva Eberhartinger und Thomas-B. Quaas scheiden aus. Quaas wechselt ins Kontrollgremium der Beiersdorf-Mutter Maxingvest. Auf der Arbeitnehmerseite kommen zudem die Tesa-Betriebsräte Frank Ganschow und Matthias Locher für Elke Gabriel und Volker Schopnie in das Gremium.