Die Hochsee-Plattform BorWin 3 in der Nordsee soll bis zum Jahr 2019 fertiggestellt werden. Siemens soll die Landanbindung liefern. Das Projekt sichert 300 Jobs in Hamburg.

Hamburg. Der Siemens-Konzern hat vom Netzbetreiber Tennet den Auftrag für ein weiteres Großprojekt erhalten, mit dem Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee an das Landnetz angeschlossen werden sollen. Die Hochsee-Plattform BorWin 3 soll bis zum Jahr 2019 fertiggestellt werden. Die Station wird eine Leistung von 900 Megawatt aus mehreren Offshore-Windkraftwerken bündeln, mit dem rund eine Million Haushalte mit Strom versorgt werden können.

Seit der Bundestagswahl im vergangenen September ist dies der erste Auftrag für eine neue Landanbindung von Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee. Seit 2012 war das Geschäft der Branche am deutschen Markt wegen unklarer politischer Rahmenbedingungen deutlich erschwert. Mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in diesem Sommer will die Bundesregierung Planungssicherheit bis mindestens zum Jahr 2020 schaffen.

BorWin 3 wird vermutlich nicht auf einer deutschen Werft gebaut

Das gesamte Auftragsvolumen für BorWin 3 inklusive Seekabel liegt laut Tennet bei „deutlich mehr als einer Milliarde Euro“. Für den Siemens-Standort Hamburg bedeutet BorWin 3 die Stabilisierung der Belegschaft bei den Offshore-Landanbindungen. Derzeit arbeiten in der Stadt rund 300 Experten an der Entwicklung und Bauüberwachung von Offshore-Windkraftstationen, die Hälfte davon sind Zeitarbeiter.

Siemens arbeitet bei BorWin 3 mit dem Unternehmen Petrofac zusammen, das den Bau der Plattform planen und überwachen soll. Siemens liefert vor allem die Hochspannungselektrik. Bei den bislang ersten vier Projekten für sogenannte HGÜ-Plattformen zum Einsatz in der deutschen Nordsee war Siemens selbst der Generalunternehmer. Der Stahlbau kam und kommt von Nordic Yards in Wismar und Rostock. Die Einbindung von Petrofac könnte dazu führen, dass BorWin 3 nicht in Deutschland gebaut wird. Das britische Unternehmen ist seit 30 Jahren in der Offshore-Öl- und Gaswirtschaft tätig. „Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass eine deutsche Werft bei BorWin 3 zum Zuge kommt“, sagte Tim Dawidowsky dem Abendblatt, der Chef der Stromnetz-Sparte Power Transmission Solutions. „Wir haben mit Petrofac einen Konsortialpartner mit sehr viel Erfahrung in der Offshore-Öl- und Gaswirtschaft gewonnen, der zudem die nötige finanzielle Stärke für ein solches Großprojekt besitzt.“ Petrofac werde weltweit eine für den Bau der Plattform geeignete Werft suchen.

In der Spitze waren 350 Mitarbeiter bei Siemens in Hamburg mit Offshore-Plattformen beschäftigt. Eine Auftragsdichte von vier HGÜ-Stationen innerhalb weniger Jahre wird es aber wohl nicht mehr geben. „Die Bundesregierung gibt der Offshore-Windkraft mit der EEG-Novelle eine klare Perspektive“, sagte Davidowsky. „Deutlich ist aber auch, dass der Ausbau gestreckt wird. Ich vermute, dass es nach der Abarbeitung der bislang begonnenen Projekte über 2020 hinaus bis 2030 im Schnitt nur etwa alle zwei Jahre eine Ausschreibung für einen weiteren HGÜ-Landanschluss geben wird.“

HGÜ-Stationen wandeln Wechselstrom von Offshore-Windparks in Gleichstrom um, der ohne größere Verluste von See an Land geleitet werden kann. In einer Landstation wird der Strom dann wieder in Wechselstrom konvertiert. Siemens stattet sowohl die Stationen auf See wie an Land mit Elektrik aus. BorWin 3 soll mit einem 130 Kilometer langem Seekabel sowie mit einem 30 Kilometer langen Starkstromkabel an Land an den Netz-Einspeisepunkt Emden angeschlossen werden. Weltweit wird die HGÜ-Gleichstromtechnologie bei Offshore-Windparks bislang nur in der deutschen Nordsee eingesetzt. Neben Siemens bieten auch die Unternehmen Alstom und ABB die Technologie an. Die bisherigen vier Siemens-HGÜ-Stationen sind allesamt Einzelanfertigungen, die mit zeitlicher Verzögerung von ein bis zwei Jahren fertiggestellt werden.