SLM Solutions aus Lübeck verdoppelt Umsatz in zwei Jahren. Nun will das Unternehmen den Aktienmarkt aufmischen. Das Geschäft mit den 3-D-Druckern ist in jüngster Zeit zu einem regelrechten Trend geworden.

Lübeck. Propeller aus Aluminium, Hüftgelenke aus Titan oder Zahnteile aus Chrom: Immer mehr Produkte lassen sich heute mithilfe eines 3-D-Druckers produzieren. Der Markt dieser Technologie wächst weltweit immer stärker. Das spürt auch die Lübecker Firma SLM Solutions. Das Hightech-Unternehmen für metallbasierte 3-D-Druckverfahren hat den Umsatz in den vergangenen beiden Jahren verdoppelt. Am Montag kündigte SLM an, noch in diesem Jahr einen Börsengang zu starten. „Wir gehen davon aus, dass dieser Markt in den kommenden Jahren signifikant wachsen wird. Wir wollen weiterhin an der Spitze dieser Entwicklung stehen“, sagte Dr. Markus Rechlin, Chef der SLM Group. Die Firma aus Lübeck könnte damit die erste Neuemission an der Frankfurter Börse in diesem Jahr werden. Wann genau der Börsengang erfolgen wird, wollte das Unternehmen auf Nachfrage des Abendblatts noch nicht mitteilen. In der Regel vergeht von der offiziellen Ankündigung bis zur Erstnotiz etwa ein Monat.

An der Roggenhorster Straße im Lübecker Stadtteil Schönböcken blicken die 80 Mitarbeiter mit Spannung auf den Börsengang. „Der Markt steht vor einem entscheidenden Wendepunkt, der metallbasierte 3-D-Druck ist bereit für den Einsatz in der industriellen Serienfertigung“, sagt Rechlin. Der studierte Maschinenbauingenieur, der zuvor im europäischen Team von Bain Capital, bei der Boston Consulting Group und bei Dräger Capital tätig war, leitet seit einem Jahr die Geschäfte von SLM Solutions.

Das Unternehmen wurde 2011 in die heutige GmbH umfirmiert. Seitdem hat sich die Zahl der Mitarbeiter fast verdoppelt. Die meisten von ihnen kommen aus der Region Lübeck, einige Ingenieure wohnen in Hamburg. Zudem gibt es eine Vertriebspräsenz in Novi im US-Staat Michigan. SLM gehört seit dem vergangenen Jahr zu 57 Prozent dem Mittelstandsinvestor DPE Deutsche Private Equity, der frisches Geld in das Unternehmen pumpte. Die restlichen Anteile liegen bei den Firmengründern.

Das Geschäft mit den 3-D-Druckern ist in jüngster Zeit zu einem regelrechten Trend geworden. Junge Unternehmen und Start-ups haben die Technologie entdeckt und produzieren mit den Maschinen modische Designerstücke, Spielzeug oder Küchenzubehör. Enthusiasten bezeichnen die Technologie bereits als nächste industrielle Revolution. Der IT-Branchenverband Bitkom glaubt, dass die hippen 3-D-Drucker den Markt umkrempeln können.

Bei SLM Solutions zählt die kreative Szene aber nicht zu den Kunden. Die Firma produziert hauptsächlich metallbasierte Maschinen für den industriellen Markt. Zu den größten Kunden zählen neben dem US-Konzern General Eletronic (GE) und Siemens auch die amerikanische Weltraumbehörde Nasa. SLM Solutions stellt seinen Kunden Systeme für die Serienfertigung von Bauteilen zur Verfügung. Vor allem das neue Firmenflaggschiff, der SLM 500, eignet sich für die Produktion größerer Bauteile. „Dank der maximalen Freiheit beim Design komplexer Bauteile ist das sogenannte selektive Laserschmelzen bereit für den Einsatz in der industriellen Serienfertigung“, sagt Rechlin. Herkömmliche Verfahren stießen hierbei bislang im Bereich der individuellen Geometrie oder der Komplexität an Grenzen. Mithilfe des 3-D-Drucks können Kunden ihre Bauteile kostengünstiger und schneller produzieren. So plant General Electric bis zum Jahr 2020 in der Luftfahrt mehr als 100.000 Bauteile per 3-D-Druck zu produzieren und innerhalb der kommenden fünf Jahre mehr als 3,5 Milliarden Dollar in eine neue Ausstattung zu investieren. SLM Solutions will daran teilhaben.

Angst, mit dem Gang an die Börse zu scheitern, haben die Verantwortlichen nicht. „Ein Börsengang ist der logische nächste Schritt für unser Unternehmen und wird uns helfen, unsere Wachstumsstrategie umzusetzen“, sagt Rechlin. Finanzvorstand Uwe Bögershausen erklärte, das Unternehmen wolle mit der Ausgabe von Aktien insgesamt rund 75 Millionen Euro einnehmen, um sein Wachstum zu beschleunigen. Zudem will die Firma in Forschungsinstitute investieren. Unternehmen aus der 3-D-Druckbranche wurden zuletzt an der Börse hoch bewertet: mit dem 30- bis 50-fachen des erwarteten Gewinns. Im Herbst war der SLM-Konkurrent Voxeljet an die US-Börse gegangen. Der Aktienkurs ist von 13 auf 25 Dollar gestiegen.