Hamburger Hersteller für Lagerfahrzeuge will mit neuen Antrieben in Europa und Asien wachsen. Sorgen um Geschäft in Russland

Hamburg. Mit einer neuen Generation von Fahrzeugen will der Hamburger Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich noch stärker auf dem Weltmarkt vordringen. Das kündigte Jungheinrich-Chef Hans-Georg Frey bei der Vorlage der Jahresbilanz 2013 am Mittwoch an. Auf der Leitmesse für Logistik der CeMAT Mitte Mai in Hannover werde Jungheinrich 20 neue Produkte vorstellen, sagte Frey. Darunter einen Diesel-Stapler mit neuartigem Antrieb, mit dem Jungheinrich nachhaltig im Segment der Lagerfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren wachsen will. Dabei handelt es sich um hochwertige Fahrzeuge, die in erster Linie für den europäischen Markt hergestellt werden.

In der Nähe von Shanghai werden preiswerte Gabelstapler gebaut

In dem Segment der Diesel-Stapler hat Jungheinrich Nachholbedarf. Von 72.500 im vergangenen Jahr hergestellten Fahrzeugen waren nur vier Prozent mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet. „Mittelfristig wollen wir diesen Anteil verdoppeln“, sagte Frey. Vor allem in China werden viel mehr Diesel-Stapler verkauft als Elektrofahrzeuge. Frey erklärte, Jungheinrich wolle in diesem Jahr sein Asiengeschäft insbesondere mit dem Schwerpunkt China überproportional ausbauen. Das Unternehmen hat dazu im vergangenen Jahr für 18 Millionen Euro ein Produktionswerk in Qingpu bei Shanghai errichtet. Hier werden preiswerte Stapler für den asiatischen Markt gebaut. In Asien und in Nordamerika ist das Marktvolumen von Jungheinrich im vergangenen Jahr um elf Prozent gewachsen – im Kernmarkt Europa nur um zwei Prozent.

Dennoch schloss Jungheinrich das zurückliegende Jahr erneut mit einem Rekordumsatz von 2,29 Milliarden Euro (2012: 2,27) ab. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) war mit 172 Millionen Euro etwa fünf Millionen Euro geringer als 2012. Gründe dafür waren nach Freys Darstellung ein deutlicher Personalaufbau um fünf Prozent und Probleme beim Hochfahren des neuen Produktionswerks im bayerischen Moosburg an der Isar. Der Auftragseingang stieg um fünf Prozent auf einen Spitzenwert von 2,36 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand des Neugeschäfts lag zum 31. Dezember 2013 mit 366 Millionen Euro über dem Vorjahreswert von 298 Millionen Euro.

Noch besser war der Start für Jungheinrich in das laufende Jahr: Der Umsatz betrug Ende Februar 375 Millionen Euro und lag damit um 15 Prozent über dem Vorjahreswert von 326 Millionen Euro, teilte Frey mit. Der Auftragseingang ist zum Vergleichszeitraum um vier Prozent auf 384 Millionen Euro angewachsen.

Trotz des sprunghaften Anstiegs der Zahlen fällt Freys Prognose für das Gesamtjahr 2014 relativ verhalten aus: Jungheinrich rechnet mit einem Konzernumsatz zwischen 2,3 und 2,4 Milliarden Euro und mit einem Gewinn vor Steuern und Zinsen zwischen 170 und 180 Millionen Euro. Diese Einschätzung gelte vor dem Hintergrund des erwarteten weltweiten Wirtschaftswachstums – mit einer positiveren Einschätzung der Entwicklung im Euro-Raum, sagte der Vorstandschef. „Natürlich sind diese Prognosen nicht ohne Risiko. Die konjunkturelle Stabilität in Europa muss dann ja auch so kommen.“ Als Risiken benannte er den Verfall von Währungen in aufstrebenden Märkten – unter anderem auch in Russland – und die angespannte Lage in der Ukraine. „Wenn sich das ganze Thema weiter auswirkt, auch mit Sanktionen gegen Russland, dann könnte das schon zu einer Eintrübung dieser Rahmenbedingungen kommen“, sagte Frey.

In der Metropolregion Hamburg hat Jungheinrich 2466 Mitarbeiter

Immerhin ist das Russland-Geschäft des drittgrößten Gabelstapler-Herstellers der Welt rund 100 Millionen Euro stark. Es besteht zur Hälfte aus Neugeschäft. 50 Millionen Euro erwirtschaftet Jungheinrich im Service und Kundendienst für Bestandsfahrzeuge. Letzterer sei auch in Krisenzeiten bisher immer gut gelaufen, sagte Frey. Sorge bereitet ihm aber das Neugeschäft. Insgesamt ist der osteuropäische Markt im Februar 2014 bereits um 14 Prozent eingebrochen. Der Umsatz in der Ukraine liegt ohnehin unter zehn Millionen Euro und ist damit gering.

Mit Blick auf die eigene Wirtschaftskraft muss sich Jungheinrich ohnehin keine Sorgen machen. Das Unternehmen verfügt über eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent und über liquide Mittel von 424 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung wurde 2013 gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gesenkt. Der Konzern hat im vergangenen Jahr 11.840 Menschen beschäftigt – 579 Mitarbeiter mehr als 2012. In der Metropolregion Hamburg hat Jungheinrich 2466 Mitarbeiter, davon 1125 am Standort Norderstedt. Dort läuft in diesem Jahr eine Beschäftigungsgarantie aus, die Jungheinrich im Krisenjahr 2009 ausgesprochen hatte. Aktuell gibt es Gespräche mit dem Betriebsrat.