Hamburg. Der Versorger RWE hat einen Käufer für seine Hamburger Öltochter RWE Dea gefunden. Die RWE habe sich mit der LetterOne-Gruppe auf die Veräußerung der RWE Dea AG zu einem Unternehmenswert von rund 5,1 Milliarden Euro geeinigt, teilte RWE am Sonntagabend in Essen mit. In dieser Summe seien übernommene Verbindlichkeiten in Höhe von rund 0,6 Milliarden Euro enthalten. Der Mitteilung zufolge sollen jetzt zügig die weiteren Details geklärt werden, um den Kaufvertrag abzuschließen. Der Handel steht unter dem Vorbehalt, dass der RWE-Aufsichtsrat sowie Behörden in verschiedenen Ländern, in denen RWE Dea aktiv ist, zustimmen.

Hinter LetterOne mit Sitz in Luxemburg steht der russische Investor Alpha um den Milliardär Michail Fridman. LetterOne investiert vorwiegend in die Sektoren Energie und Telekommunikation. RWE Dea mit rund 1400 Mitarbeitern, darunter 600 in der Zentrale in der City Nord in Hamburg, gehört zu den großen Öl- und Gasförderunternehmen weltweit. Der Gewinn im Jahr 2012/13 betrug rund 521 Millionen Euro. Vor gut einem Jahr hatte RWE die Tochter erstmals überraschend zum Verkauf gestellt.

Die beträchtlichen Gewinne in der Öl- und Gasbranche werden in der Regel bei der Förderung erzielt, dem sogenannten Upstream-Bereich. Und genau in diesem Geschäftsfeld ist RWE Dea aktiv. Das Unternehmen fördert Öl und Gas in weltweit 14 Ländern, darunter vor allem in Deutschland, Norwegen, Großbritannien und Ägypten. RWE Dea ist einer der wesentlichen Gasförderer in Niedersachsen und betreibt gemeinsam mit der BASF-Tochter Wintershall die Ölförderplattform „Mittelplate“ im schleswig-holsteinischen Wattenmeer vor Cuxhaven. Dazu sind einige Projekte in verschiedenen Ländern Nordafrikas, etwa in Libyen, in Ägypten und in den Ölregionen des Kaspischen Meeres in Arbeit.

Der unter den Folgen der Energiewende leidende Mutterkonzern RWE könnte die Einnahmen aus dem Verkauf zur Tilgung seiner Schulden von mehr als 30 Milliarden Euro nehmen. Vor allem wegen hoher Abschreibungen auf die schlecht ausgelasteten Kohle- und Gaskraftwerke fuhr der zweitgrößte deutsche Versorger nach E.on im vergangenen Jahr einen Verlust von fast drei Milliarden Euro ein. „Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein in der strategischen Weiterentwicklung von RWE“, sagte RWE-Vorstandschef Peter Terium. „Darüber hinaus ist sie ein weiterer wesentlicher Schritt zur Stärkung der Finanzkraft unseres Unternehmens.“

Zuletzt waren als Bieter auch die BASF-Tochter Wintershall, der ungarische Öl- und Gaskonzern MOL und ein Konsortium um den Finanzinvestor KKR im Rennen.