Präses Melsheimer erklärt im Abendblatt-Interview, warum er weitermachen muss

Hamburg. Das hat es in der Hamburger Handelskammer noch nie gegeben. Erstmals in der Geschichte der 1665 gegründeten Institution findet sich für die nächste Wahlperiode kein neuer Kandidat für das Amt des Präses. Mögliche Bewerber sagten ab, wohl auch, weil die Aufgabe extrem zeitaufwendig ist und man es neben seinem Hauptjob ehrenamtlich machen muss.

Weil kein Nachfolger gefunden wurde, wird der jetzige Präses, der Versicherungschef Fritz Horst Melsheimer, für eine dritte Amtszeit antreten. „Ich habe nicht vorgehabt, noch einmal zu kandidieren. Doch das Präsidium der Kammer hat mich einstimmig darum gebeten“, sagte er dem Abendblatt.

Monatelang hatte es so ausgesehen, als gäbe es einen anderen Kandidaten. Im Gespräch waren nach Informationen des Abendblatts unter anderen der Globetrotter-Mitinhaber Andreas Bartmann, der norddeutsche Siemens-Chef Michael Westhagemann sowie Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt. Am Ende sagte jedoch keiner zu, was auch Melsheimer überraschte. Er habe gedacht, dass es einen Nachfolger für ihn gebe, sagt er. Aber: „Die Dinge ändern sich halt. Und für den Posten des Präses muss wirklich alles passen, beruflich wie privat.“ Melsheimer hätte aber nichts dagegen, wenn noch ein Gegenkandidat aufgestellt werden würde.

Interessant ist die neue Kandidatur, weil deswegen die Satzung geändert werden muss. Bislang darf ein Präses nur zweimal gewählt werden, Melsheimer tritt zum dritten Mal an. Allerdings ist der Manager auch aus einem anderen Grund ein Sonderfall: Seine erste Amtszeit dauerte nur neun Wochen. Er war im März 2011 kurzfristig für den heutigen Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) eingesprungen. Bereits im Mai 2011 musste Melsheimer dann für seine zweite Amtszeit kandidieren. Deshalb ist er jetzt nicht wie die meisten seiner Vorgänger sechs Jahre an der Spitze der Institution, sondern nur drei Jahre und neun Wochen.

„Das ist das Problem: Unsere Satzung unterscheidet nicht, ob eine Amtszeit nur wenige Wochen oder mehrere Jahre dauert“, sagt der Präses. Die entsprechende Passage soll am heutigen Donnerstag geändert werden. „Wir wollen eine Regelung, was zu geschehen hat, wenn ein Präses überraschend aus dem Amt ausscheidet, und die gleichzeitig die Amtszeit eines Präses wie bisher auf eine bestimmte Zeit begrenzt.“ Den Vorwurf, es handele sich dabei um eine „Lex Melsheimer“, weist der so Kritisierte zurück: „Dann hätte ich ja viel früher versucht, die Satzung quasi zu meinen Gunsten zu ändern. Aber tatsächlich bin ich selbst bis vor wenigen Wochen nicht davon ausgegangen, dass ich noch einmal als Präses antrete.“

Die Änderung der Satzung wird von dem neuen Bündnis „Die Kammer sind wir!“ kritisiert, weil das bisherige und nicht das inzwischen neu gewählte Plenum heute darüber abstimmen soll. Melsheimer will mit dem Bündnis konstruktiv zusammenarbeiten. „Die Debatte sollte aber im Plenum der Kammer und nicht außerhalb stattfinden“, sagt er. Das Bündnis will die Kammer transparenter und jünger machen. Und es hat für heute einen Antrag zur Änderung der Wahlordnung eingereicht. Das Ziel ist, neben den zwölf Mitgliedern der Gruppe noch weitere Sympathisanten ins 56-köpfige Plenum zu holen und so mehr Einfluss zu bekommen.