Für 1200 bezahlte Qualifizierungen in Hamburger Firmen gibt es erst 224 Bewerber – und die Abbrecherquote ist hoch. Dabei lockt den Praktikanten im Anschluss eine Lehrstelle.

Hamburg. Mandy Gollian hat es geschafft. Gut fünf Jahre nachdem sie mit einer sogenannten Einstiegsqualifizierung in das Berufsleben startete, ist die 24-jährige Betriebsleiterin beim Hamburger Cateringunternehmen Lokalgold. „Ich bin die rechte Hand des Chefs, kümmere mich um Abläufe und Personal“, sagt sie. Dabei ist die Einstiegsqualifizierung (EQ) – eine Art Praktikum – nun nicht gerade ein Instrument, dass auf eine schnelle Karriere hindeutet. „Sie soll jungen Menschen den Zugang zu einem Ausbildungsplatz ermöglichen, die sich bisher vergeblich darum beworben haben“, sagt Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit. Zwar gibt es für die neue Ausbildungssaison schon jetzt mehr Lehrstellen als Bewerber, aber das bedeutet noch lange nicht, dass jeder eine Lehrstelle bekommt.

Ein mindestens halbjähriges Praktikum in einem Betrieb kann den Weg zum Ausbildungsvertrag erleichtern. „Auch wer schlechtere Schulnoten oder andere Defizite hat, soll die Chance bekommen, seine praktischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen“, sagt Fock. Das Ziel ist, dass am Ende des Praktikums ein Lehrvertrag abgeschlossen werden kann. Rund 1200 Plätze stehen dafür jedes Jahr in Hamburger Firmen zur Verfügung, doch nur ein Drittel davon wird in der Regel auch genutzt. Bisher wurden erst 224 Praktikumsplätze vergeben. „Die aktuellen Vertragszahlen liegen noch deutlich hinter unserer Zielsetzung“, sagt Fin Mohaupt vom Verein Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft. 450 EQ-Verträge sollen danach in diesem Jahr geschlossen werden. Doch das ist nicht einfach. „Fünf bis sechs Beratungsgespräche sind notwendig, bevor wir die Bewerber auf die Betriebe loslassen“, sagt Mohaupt. Vor einigen Jahren reichte noch die Hälfte an Beratungsrunden.

Offiziell ist die Erfolgsquote hoch: „Wir erzielen jedes Jahr eine Übergangsquote in Ausbildung von über 80 Prozent – bei den erfolgreich absolvierten Praktika“, sagt Mohaupt. Doch diese Quote bezieht sich nur auf die, die durchhalten. Nach dem Tätigkeitsbericht des Vereins Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft, der die EQ organisiert, brechen ein Drittel das Praktikum schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder ab. „Diese Quote ist seit Jahren stabil“, sagt Mohaupt. „Aber man kann uns nicht jene anlasten, die nach wenigen Tagen wieder aussteigen.“ Das Praktikum sei ja dafür da, dass beide Seiten schnell herausfinden können, ob es passt. Und oft passt es nicht. Nach dem Tätigkeitsbericht des Vereins haben im vergangenen Jahr nur knapp 57 Prozent der Praktikumsteilnehmer im Anschluss eine Ausbildung begonnen. Für den Verein ist das ein Erfolg, denn das interne Ziel liegt ohnehin bei bescheidenen 50 Prozent. Nur das verkauft sich eben nicht so gut wie 80 Prozent Erfolgsquote.

„Vom Prinzip her sind die Praktika ein sinnvolles Instrument“, sagt Katja Karger, Vorsitzende des DGB Hamburg. „Aber es darf nicht dazu führen, dass reguläre Stellen mit Praktikanten besetzt werden. Der Ausbildungsgedanke muss im Vordergrund stehen.“ Fock hält dagegen, dass die Unternehmen, die Praktikumsplätze für die EQ anbieten, ständig überprüft werden. „Mißbrauch würde sofort auffallen“, sagt Fock. Dass nur gut jeder Zweite wirklich einen Lehrvertrag unterschreibt, führt Karger auch darauf zurück, „dass die Arbeitgeber noch immer auf die Bestenauslese bedacht sind“.

Mandy Gollian, Nitish Lund und Dariaus Szymczak stehen für die erfolgreiche Seite der EQ. Sie alle arbeiten beim Caterer Lokalgold, und Geschäftsführer Daniel Hengstler kann sich gar keine andere Form der Nachwuchsgewinnung mehr vorstellen. „Ohne Praktikum würde ich gar keinen Ausbildungsvertrag abschließen“, sagt er. Das Zeugnis sei das eine, aber bei uns komme es auch auf bestimmte Handfertigkeiten und Teamfähigkeit an. Der Ausbildungsberuf nennt sich Fachkraft für Systemgastronomie. Bisher hat Hengstler noch keine Abbrecher erlebt.

„Ich war nach der zehnten Klasse schulmüde“, sagt Gollian. „Deshalb fand ich es gut, zunächst mit einer praktischer Arbeit beginnen zu können.“ Sie startete bei Lokalgold mit einem Praktikum und machte anschließend eine Ausbildung. „Gleich darauf konnte ich zur Küchenchefin aufsteigen“, sagt sie. Nitish Lund ist inzwischen im ersten Ausbildungsjahr. Der 19-Jährige konnte wegen einer Verletzung seine Ausbildung zum Elektroniker nicht forsetzen. Auch er kam über über eine EQ zum Ausbildungsvertrag. Dariaus Szymczak ist schon eher ein typischer Kandidat für ein Praktikum. „Ich habe nur einen schwachen Hauptschulabschluss und die Ausbildung zum Koch abgebrochen“, sagt der 20-Jährige, der sein Praktikum im November 2013 begann. Zuvor schlug er sich als Leiharbeiter durch.

Ein Praktikum zur Vorbereitung der Ausbildung wird mit 216 Euro monatlich vergütet. Die Kosten dafür übernimmt die Arbeitsagentur. Wer bis Ende März noch einen Vertrag unterschreibt, kann dann im Herbst nahtlos in die Ausbildung starten. Die Zeit des Praktikums kann auch auf die Ausbildungszeit angerechnet werden.

Telefonischer Erstkontakt zur Einstiegsqualifizierung: 040/36138798 oder im Internet unter der Adresse www.hk24.de/EQ