Sparda, Volksbank und PSD Nord gründen gemeinsame Servicegesellschaft. Die neue Firma soll sich um Datenschutz und Betrugsprävention kümmern.

Hamburg. Am Finanzplatz Hamburg besteht jetzt eine bundesweit einzigartige Kooperation: Die Sparda-Bank Hamburg, die Hamburger Volksbank und die PSD Bank Nord haben eine gemeinsame Dienstleistungsfirma gegründet. Die Hanseatische Gesellschaft für Beauftragtenwesen (HGB eG) soll sich künftig um die Aufgabenfelder Datenschutz, Betrugsprävention, Geldwäschekontrollen sowie Compliance (Überwachung der Einhaltung von Gesetzen und anderen Standards) in den drei Geldhäusern kümmern.

„Die regulatorischen Anforderungen haben so stark zugenommen, dass dies förmlich nach einer Zusammenarbeit schreit“, sagt Oliver Pöpplau, Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Hamburg. Denn die internationalen Gesetzesvorgaben, die immer stärker werdenden Regulierungen aus Brüssel sowie die umfangreichen Vorgaben der Aufsichtsbehörde BaFin überforderten inzwischen manche kleine und mittelgroße Volks- oder Raiffeisenbank.

Nicht selten verursachten diese Anforderungen selbst bei solchen kleineren Instituten bis zu 200.000 Euro Personal- und Sachkosten im Jahr, denn die BaFin unterscheide bei ihrer Prüfung nicht nach der Größenordnung der Banken.

Im ersten Schritt hat die neue HGB fünf Beschäftige, die aus allen drei Gründerbanken kommen. Die Gesellschaft wird ihren Sitz im Gebäude der Hamburger Volksbank haben. „Wir sind stolz darauf, als Hamburger Institute eine Vorreiterrolle zu spielen“, sagt Reiner Brüggestrat, Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank. Schließlich seien alle drei Partner zwar Genossenschaftsbanken, die aber drei unterschiedlichen Verbänden angehören, ergänzt Dieter Jurgeit, Vorstandsvorsitzender der PSD Bank Nord.

„So etwas funktioniert im Grunde nur am Finanzplatz Hamburg, der durch enge persönliche Kontakte zwischen den Vorständen der hier ansässigen Banken gekennzeichnet ist“, so Brüggestrat. Ähnliche Ansätze gibt es zwar in Düsseldorf, aber dort nur als Kooperation und nicht in der Form eines gemeinsamen Unternehmens.

Leistungen sollen weiteren Banken angeboten werden

Die drei Gründer verfolgen mit dem Aufbau der HGB zwei Zielrichtungen: Sie wollen für jedes der Arbeitsfelder die beste der in den drei Häusern bislang gefundenen Lösungen anwenden und die Personalkapazitäten effizienter nutzen. So habe es für jeden der Spezialisten bisher in allen drei Banken jeweils auch einen Stellvertreter geben müssen.

Schon jetzt ist vorgesehen, die Leistungen der Servicefirma vom nächsten Jahr an auch weiteren Banken anzubieten. Primär denkt man dabei an kleinere Volksbanken in Norddeutschland. Offen sei man aber auch für Kunden außerhalb des genossenschaftlichen Sektors, zum Beispiel für Förderbanken, sagt Brüggestrat.

Wenn das Geschäft der HGB stabil laufe, werde man zunächst darangehen, eine Preisliste für die Leistungen an externe Kunden zu erarbeiten, erklärt Jurgeit. Interessenbekundungen potenzieller zusätzlicher Nutzer gebe es bereits. Später könnten solche Kunden auch Mitglied der neuen Servicegenossenschaft werden. „Wir glauben, dass dies ein zukunftsträchtiges Geschäft ist, denn die regulatorischen Anforderungen werden in den nächsten Jahren voraussichtlich eher noch zunehmen“, sagt Jurgeit. Er ist der Aufsichtsratsvorsitzende der HGB.

Seit fast zwei Jahren haben die drei Hamburger Geldinstitute an dem Konzept des Dienstleisters gearbeitet. Vorstand der HGB ist Thorben Graf, bisher Leiter des Vorstandsstabs der Hamburger Volksbank und ihr Datenschutzbeauftragter. Er war nicht nur seit Beginn der Gespräche an den Vorbereitungen der Gründung beteiligt, er hat auch schon eigene Erfahrungen mit einer firmenübergreifenden Tätigkeit gesammelt: Graf ist bereits seit einiger Zeit ebenfalls Datenschutzbeauftragter der Sparda-Bank Hamburg.

Sobald Verträge mit externen Kunden unterzeichnet seien, werde man das Personal der HGB schrittweise aufstocken, sagt Jurgeit. Die Gesellschaft könne zudem künftig weitere Verwaltungstätigkeiten über die jetzt festgelegten Aufgabenfelder hinaus übernehmen. Keinesfalls sei die Kooperation aber als Vorstufe einer Fusion zu sehen, so Brüggestrat: „Wir sind Konkurrenten im Markt und wollen das bleiben.“

Als Gründungsgesellschafter der HGB ohne operative Mitwirkung ist die MKB Mittelstandskreditbank mit Sitz in Hamburg beteiligt. Die vier Institute zusammen betreuen mehr als 500.000 Kunden und beschäftigen 1200 Mitarbeiter. An die Größenordnung der Haspa kommen sie damit nicht heran: Die Sparkasse hat 1,5 Millionen Kunden.