Rolf Hunck, Udo Bandow und Thomas Gollub stehen für die Anlagegesellschaft Aramea. Die Firma wächst, doch die Rendite ist nicht ohne Risiko

Hamburg. Auch wenn Thomas Gollub Unternehmer ist, verdankt er der Jagd nach dem runden Leder viel. „Hätte ich früher nicht als Auszubildender in der Betriebsfußballmannschaft der Vereins- und Westbank gespielt, dann hätte ich wohl nicht Karriere gemacht“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Anlagegesellschaft Aramea Asset Management. Denn auf dem Rasen wurde der damalige Chef der Bank, der fußballbegeisterte Udo Bandow, auf Gollub aufmerksam und begann, ihn zu fördern.

„Ich kann heute noch erkennen, ob jemand ein Führungsspieler ist – als Fußballer wie auch als Manager“, sagt Bandow, der von 1996 bis 2007 Aufsichtsratsvorsitzender des HSV war und das gleiche Amt bis zum vergangenen Jahr auch bei Aramea innehatte.

Im Laufe der Jahre durfte Gollub in Zürich, in London, bei Morgan Stanley in New York und bei Nomura in Tokio hospitieren, bevor ihn Bandow 1997 zum Geschäftsführer der Nordinvest ernannte. Dies war die von Bandow bereits im Jahr 1969 gegründete Fondstochter der Vereins- und Westbank, die später in der HypoVereinsbank aufging.

Nachdem die Nordinvest jedoch von der neuen Muttergesellschaft an den Pioneer-Konzern verkauft worden war, gründete Gollub Ende 2007 zusammen mit seinen heutigen Vorstandskollegen Markus Barth, Boris Boehm und Thomas Pergande die Aramea – und kurz darauf begann die Finanzkrise. „Das erste Jahr hat uns Demut gelehrt“, sagt Gollub. „Wir mussten uns fragen, ob es richtig war, Unternehmer zu werden.“

Doch die Zahlen sprechen für sich: Das verwaltete Vermögen hat sich von 500 Millionen Euro auf kürzlich mehr als zwei Milliarden Euro erhöht, damit ist das Unternehmen heute eine der größten konzernunabhängigen Vermögensverwalter in Norddeutschland. „Vor allem haben wir in keinem Jahr rote Zahlen geschrieben“, so Gollub. Er führt das auch auf den von Bandow geprägten und in die Aramea übernommenen Stil der Nordinvest zurück: „Es gab keine starren Vorgaben wie etwa das Ziel, in jedem Jahr um zehn Prozent zu wachsen. Größe ist nicht alles. Kundenzufriedenheit, Individualität und engagierte Mitarbeiter sind wichtiger.“

Zudem habe man keinen Druck durch die Aktionäre. Mehrheitlich gehört das Unternehmen heute dem Management und den Mitarbeitern. Elf Beschäftigte hat Aramea inzwischen. Nicht alle von ihnen sind Fußballer, und es sind nicht einmal alle auch HSV-Fans. „Wir müssen nicht elf Freunde sein, aber wir müssen uns einig sein, auf welches Tor wir spielen“, so Gollub.

Nach der Gründung hatte der Hamburger Vermögensverwalter zunächst nur professionelle Anleger als Kunden – Versicherungen und vor allem Stiftungen, darunter die Uwe Seeler Stiftung. Heute umfasst das Produktportfolio auch Publikumsfonds, deren Anteile über eine Vielzahl von Banken und die Hamburger Börse gekauft werden können. Dabei hat Aramea eine Reihe von echten Spezialitäten im Programm.

So gibt es einen Fonds mit Nachranganleihen, der seit der Auflage im Dezember 2008 eine jährliche Rendite von fast 16 Prozent erzielte, und einen mit Wandelanleihen. „Die Wandelanleihen werden für Anleger an Bedeutung gewinnen“, ist Gollub überzeugt. Mit diesen Papieren könne der Investor zu zwei Dritteln an den Chancen des Aktienmarkts teilhaben, aber nur zu einem Drittel am Risiko.

Künftig will der Aramea-Chef nicht zuletzt das Geschäft mit den sogenannten Family Offices, also mit den Vermögensverwaltungsbüros sehr wohlhabender Familien, weiter ausbauen: „Wir wachsen durch Weiterempfehlung.“ Jährlich könnten mehrere Mandate im jeweils unteren zweistelligen Millionenbereich hinzukommen, man habe jedoch auch schon Mandate über dreistellige Millionenbeträge gewonnen. Mit der Rolle des Nischenanbieters ist Gollub aber zufrieden. „Während andere in der Branche, wie DWS oder Pioneer, einem Warenhaus entsprechen, sind wir so etwas wie eine Boutique.“

Für den Fondsspezialisten steht fest, dass die Bedingungen am Finanzmarkt herausfordernd bleiben: „Wir müssen den Kunden ehrlich sagen, dass sie, um eine gleich hohe Rendite zu erzielen wie früher, nun ein deutlich höheres Risiko eingehen müssen.“ Und wenn inzwischen fast 50 Prozent des weltweiten Aktienhandels von Computerprogrammen gesteuert werde, sorge allein dies schon für heftige Kursschwankungen.

„Einen Verlust von 1000 DAX-Punkten in wenigen Wochen, wie es ihn schon mehrfach gab, habe ich zuvor nie erlebt“, sagt Bandow dazu. Sein Nachfolger als Vorsitzender des Aramea-Aufsichtsrats ist Rolf Hunck, der viele Jahre lang Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Hamburg war. „Zusammengenommen haben Thomas Gollub, Udo Bandow und ich mehr als 100 Jahre Börsenerfahrung“, sagt Hunck. Wie auch Bandow, der nun Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats von Aramea ist, hat Hunck ein Büro neben den Geschäftsräumen der Gesellschaft: „Ich genieße es, eine Art Handelsraum in der Nähe zu haben, wo man täglich Börsenluft schnuppern kann.“