Rettung des deutschen TV-Herstellers soll mit bedienfreundlichen Geräten gelingen. Für die Mitarbeiter in Kronach gehen die unsicheren Zeiten weiter.

München. Jan Gesmar-Larsen will noch nicht verraten, welche neuen Produkte Loewe künftig bringt. „Wenn wir morgen mit einem Tablet kommen, würde ich es jetzt noch nicht sagen“, blockt der Däne in einem Gespräch mit dem Abendblatt ab. Der Unterhaltungselektronikmanager ist einer der drei Schlüsselpersonen einer privaten Investorengruppe, die das Nötigste aus dem insolventen TV-Hersteller Loewe herauskaufen, um die Marke wiederzubeleben.

Das mehr als 90 Jahre alte Traditionsunternehmen Loewe gab jetzt bekannt, dass nach langer Suche endlich Investoren gefunden wurden. Seit Sommer 2013 sucht die Firma nach frischem Geld. Doch anders als zunächst vorgesehen, wird das Kapital jetzt nicht in die angeschlagene, börsennotierte Firma Loewe AG gesteckt. In einem sogenannten Asset Deal kaufen die beiden Münchner Familienunternehmer Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund sowie der Däne Gesmar-Larsen die Markenrechte, die Softwareentwicklung und die Lagerbestände auf und packen sie in die neue Loewe GmbH.

Jeder der drei habe gleich viel investiert, heißt es, ohne konkrete Summen zu nennen. Die neue Loewe GmbH hat dann ihren Sitz in München und nicht mehr im nordbayerischen Kronach. Damit sei der Fortbestand der Marke in Deutschland und in deutscher Hand gesichert, teilt die Firma mit. Die börsennotierte Loewe AG wird vom Kurszettel verschwinden. Die Nachricht über Investoren für Loewe hat den Kurs am Freitag zwar zunächst in der Spitze um 25 Prozent auf fast vier Euro nach oben getrieben. Doch die Gesellschaft wird bald eine wertlose Hülle sein. Zu den Großaktionären gehört der japanische Sharp-Konzern mit knapp 30 Prozent Anteil.

Für die Mitarbeiter in Kronach gehen die unsicheren Zeiten weiter. Seit dem vergangenen Jahr hat sich die Beschäftigtenzahl bereits von rund 1000 auf etwa 550 halbiert. Der neue Investor übernimmt zunächst nur etwa 270 Mitarbeiter, die aber nicht der Produktion angehören. 120 Stellen werden zudem gestrichen. Es verbleiben lediglich 160 Stellen in der Produktion, die von der bisherigen Gesellschaft Loewe Opta GmbH fortgeführt wird. Noch ist offen, welche Teile der Produktion später vom neuen Investor übernommen werden.

Dies hängt auch davon ab, wie die Geschäfte laufen. Zwar sieht das Konzept der Erwerber den Erhalt des Fertigungsstandorts in Kronach vor – offensichtlich aber stark geschrumpft. Gesmar-Larsen macht keine Prognose, wie schnell das zuletzt mit hohen Verlusten arbeitende Unternehmen wieder in die Gewinnzone kommen soll. 2012 lag der Umsatz bei rund 250 Millionen Euro, 2013 gab es zweistellige Umsatzeinbrüche. Künftig soll bei den Produkten eine „breitere, jüngere sowie design- und technikaffine Zielgruppe in Europa, Russland und China“ angesprochen werden, heißt es in der Mitteilung. Der 53-Jährige, von 1992 bis 1997 bei Apple, zuletzt als Europachef, kennt die Branche aus verschiedenen Blickwinkeln. Er war auch beim Loewe-Konkurrenten Bang & Olufsen tätig und Manager diverser Finanzinvestoren.

Bei der neuen Loewe GmbH wird er „aktiver Beiratsvorsitzender“, wie er sagt. Er will sich also einmischen, wie der seit Frühjahr 2013 amtierende branchenfremde Loewe-Chef Matthias Harsch die Firma künftig ausrichtet. Harsch hatte eine Neupositionierung verkündet. Statt jährlich 200.000 Premium-TV-Geräte sollen künftig eine Million Fernseher abgesetzt werden. Es sollen Einstiegsgeräte mit niedrigen Preisen angeboten werden.

Er finde es schade, dass es in Europa praktisch keine größere Unterhaltungselektronikfirma gibt, die auch auf diesem Kontinent produziert, sagt Gesmar-Larsen dem Abendblatt. „Ich bin Europäer. Ich glaube, wir können den anderen schon etwas Paroli bieten.“ Er bestätigte, dass die Zusammenarbeit mit dem chinesischen TV-Hersteller Hisense ausgebaut wird. Dann sei es auch sinnvoll, in China direkt Loewe-Produkte zu verkaufen.

Die jetzigen Technikplattformen sollen zu Full-Entertainment-Systemen ausgebaut werden, Fernsehen, Audio, Lautsprecher und Internet zusammenwachsen. „Was früher nur Hardware war, ist heute auch Software, Tablets und neue Fernbedienungen, die anders als früher funktionieren.“ Die verschiedenen Geräte, wie Fernseher, Lautsprecher und Tablets müssten sich untereinander unterhalten können. Die neue Loewe-Firma möchte die Idee der Bedienfreundlichkeit von Apple aufgreifen, sagt Gesmar-Larsen. „Es ist aber nicht nur die Marke Apple, es sind alle Endgeräte, die besser bedient werden können. Wir wollen ‚einfach zu bedienen‘ in alle Produkte einbauen.“