Viele Lebensversicherer reduzieren ihre Renditen im Durchschnitt auf nur noch 3,43 Prozent

Hamburg. Bei den Kunden deutscher Lebensversicherer überwiegt zu Beginn des Jahres die Enttäuschung: Die meisten Unternehmen der Branche haben die Verzinsung für Lebens- und Rentenversicherungen wegen der niedrigen Zinsen auf festverzinsliche Wertpapiere auch für 2014 gekürzt. Im Durchschnitt liegt die Rendite nach Daten der Kölner Rating-Agentur Assekurata und Berechnungen von Reuters nur noch bei 3,43 Prozent. Im vergangenen Jahr hatten private Rentenversicherungen im Schnitt noch 3,61 Prozent abgeworfen. Bisher liegen die Daten von 55 der gut 90 Lebensversicherer vor. Der Abwärtstrend wird damit nur leicht gebremst: 2013 war die Rendite um 0,3 Prozentpunkte gesunken. Zum Vergleich: Für 2011 hatte die Branche im Schnitt 4,09 Prozent ausgeschüttet.

45 Versicherer senkten die laufende Verzinsung auf den Sparanteil der Prämien für das neue Jahr, nur zehn konnten sie stabil halten. Unter Letzteren sind die Branchengrößen Allianz Leben und Ergo Leben. Sie haben im vergangenen Jahr neue Produkte auf den Markt gebracht, die etwas risikobereiteren Kunden für den Verzicht auf lebenslange Garantien eine höhere Verzinsung in Aussicht stellen – bei der Allianz sind es 0,3 Prozentpunkte.

Ergo Leben, die frühere Hamburg-Mannheimer, hatte die Verzinsung schon 2013 so stark zusammengestrichen wie kaum ein anderer Lebensversicherer. Produktvorstand Alf Neumann hatte den Allianz-Kunden bei der Bekanntgabe Anfang Dezember Hoffnung gemacht. „Nach einem sehr turbulenten Jahr sind die Zinsen am Kapitalmarkt heute sogar etwas höher als vor zwölf Monaten“, sagte er. Große Versicherer wie die Allianz hätten mehr als kleine die Chance, das Geld der Kunden in renditestärkere alternative Anlagen wie Windräder anzulegen und weltweit zu streuen. Mit 3,6 Prozent liegt Allianz Leben über dem Marktdurchschnitt, Ergo Leben mit 3,2 Prozent darunter.

Zugleich werden die Unterschiede zwischen den Versicherern kleiner: Mit 4,05 Prozent Rendite liegt die Göttinger myLife Leben an der Spitze. Die Marke von 3,0 Prozent hat keiner der Lebensversicherer unterschritten – nach Ansicht von Assekurata-Experte Lars Heermann eine psychologische Schwelle. Am unteren Ende liegen unter anderen die Bayern-Versicherung sowie ihre Töchter in Berlin-Brandenburg und im Saarland sowie die Deutschland-Tochter von Swiss Life. „Wir agieren vorausschauend. Wir steuern mit wohlüberlegten Maßnahmen und einem ganzheitlichen Blick den Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase aktiv entgegen“, so der Vorstandschef der Versicherungskammer Bayern, Frank Walthes. Den größten Renditesturz mussten die Kunden der kirchlichen Familienfürsorge hinnehmen. Hatte sie für 2012 noch 4,0 Prozent ausgeschüttet, sind es 2014 nur noch 3,0 Prozent.

Die von den Unternehmen genannten Renditen sind allerdings nur eingeschränkt vergleichbar. Zum einen hängt es von den Provisionen und Verwaltungskosten ab, wie viel von der Prämie überhaupt für die Anlage übrig bleibt. Zum anderen kommen zur jährlichen laufenden Verzinsung noch die Beteiligung an den Bewertungsreserven sowie der Schlussüberschuss hinzu, der am Ende der Laufzeit ausgezahlt wird. Je nach Versicherer macht das zwischen 0,3 und 1,0 Prozentpunkte aus. Wer seine Lebensversicherung in den 1990er-Jahren abgeschlossen hat, bekommt ohnehin noch 4,0 Prozent gutgeschrieben – so hoch war da der Garantiezins. Heute liegt er bei 1,75 Prozent.