Greenpeace Energy setzt auf Windräder und Fotovoltaik – und versorgt die Elbarkaden mit Strom und Wärme

Hamburg. Die Umzugskartons sind weggeräumt. Auch das Büro von Susanne Grabler ist schon eingeräumt. Die Vorstandsfrau von Greenpeace Energy residiert jetzt gemeinsam mit der Kraftwerkstochter Planet Energy und Greenpeace im neuen Gebäude in der HafenCity. Der Büro- und Einzelhandelskomplex, in dem sich auch Wohnungen befinden, gehört zu den Juwelen in dem Stadtteil. Wie auch schon im Unileverhaus und im „Spiegel“-Gebäude versorgen sich die Elbarkaden an der Hongkongstraße nahezu selbst mit Strom und Wärme.

Eine Besonderheit des Energiekonzepts ist, dass der Bedarf deutlich unter den geltenden gesetzlichen Vorgaben für energieeffiziente Gebäude liegt. Aufgrund dessen konnte der Bau außerdem von der Anschlusspflicht für das Fernwärmenetz in der HafenCity befreit werden. Mit dem geplanten Wert von 34 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) wird der zuständige Fernwärmenetzbetreiber, der einen Wert von 89 Gramm CO2/kWh hat, deutlich unterboten, sagt Grabler.

Sichtbarstes Merkmal des Energiekonzeptes sind die drei Windräder auf dem Dach des Gebäudes, die größten Anlagen auf einem Bürogebäude im innerstädtischen Bereich von Hamburg. Jedes Windrad hat eine elektrische Leistung von 1,5 Kilowatt. Gemeinsam mit der 420 Quadratmeter großen Fotovoltaikanlage liefern sie in erster Linie Strom für zwei Wärmepumpen, die im Winter Wärme und im Sommer Kälte aus dem Erdreich ins Gebäude bringen. Die prognostizierte Jahresstromerzeugung liegt bei rund 80 Megawattstunden. Falls dies nicht ausreicht, geht eine Pelletheizung im Keller des Gebäudes in Betrieb.

„Wir können uns zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen“, sagt Grabler, die im Mai 2012 Vorstand der Genossenschaft Greenpeace Energy wurde. Zuvor leitete sie die Stadtwerke Husum. „Wir wachsen stetig, wenn auch leicht“, sagt sie. 110.000 Stromkunden betreut die Genossenschaft, darunter 9000 Geschäftskunden, sowie 8000 Gasbezieher. „Einer unserer jüngsten Geschäftskunden ist das Scandic Hotel in Hamburg“, so Grabler.

Die Genossenschaft Greenpeace Energy, Planet Energy und Greenpeace sind Mieter in dem Gebäude, das von dem Hamburger Bauträger DS-Bauconcept errichtet und dann an die Bayerische Versorgungskammer verkauft wurde. „Das besondere daran war, dass wir von Anfang an beim Energiekonzept mitwirken konnten“, so Grabler. Eine Folge des Projekts dürfte sein, dass die Warmmiete wegen der Energiesparmaßnahmen für Greenpeace und Greenpeace Energy nicht teurer sein wird als im bisherigen Gebäude. Bereits vor der Fertigstellung wurde das Gebäude mit dem deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB) in Gold zertifiziert. Demnächst dürfte das Umweltzeichen in Gold der HafenCity Hamburg hinzukommen.

Die Elbarkaden, Unilever und das „Spiegel“-Gebäude sind nur drei Beispiele des ökologischen Bauens in der HafenCity. So hat das Nidus-Loft mit knapp 6000 Quadratmeter Fläche für Büros, Läden und Wohnungen das Umweltzeichen der HafenCity in Gold erhalten, weil die Energieversorgung 30 Prozent des üblichen Bedarfs unterschreitet. Auch die Katharinenschule gehört zu den Ausgezeichneten. Hohe Dämmtechnik, eine Dreifachverglasung und eine Anlage zur Solarthermie senken den Energieverbrauch.

Der Spiegel-Verlag verzichtet auf eine Klimaanlage und auf Heizkörper. Das Raumklima wird über eine natürlich hinterlüftete Doppelfassade, die sich zwischen dem gedämmten Gebäude und der Wetterhaut befindet, mit integriertem Sonnenschutz, ein Heiz- und Kühlsegel an der Decke jedes Büros sowie von einer Geothermie-Anlage reguliert. Bei Unilever optimiert an der Fassade Sonnenschutzglas die Energiebilanz: In warmen Monaten minimiert es die Klimatisierungskosten, in kalten sorgt es mit einem Dämmwert dafür, dass die Wärme im Inneren bleibt. Zum Energiekonzept gehört beispielsweise auch die Beleuchtung der Arbeitsplätze mit LED-Technik. Dadurch liegt der Stromverbrauch um bis zu 70 Prozent niedriger als mit Halogenlampen.

Greenpeace und Greenpeace Energy können auch im Atrium Ausstellungen veranstalten. Die erste wird Ende Oktober stattfinden – zu sehen gibt es unter anderem das Greenpeace-Schiff „Beluga“ und einen Totempfahl.