Der Umschlag in Hamburg legt überdurchschnittlich zu. Der Hafen sticht aus der allgemeinen Entwicklung der größten Seehäfen Nordeuropas hervor und hat seine Marktstellung ausbauen können.

Hamburg. Der Hafen ist wieder auf Wachstumskurs. Nach einer Stagnation in den vergangenen Jahren weisen die Umschlagszahlen in den ersten sechs Monaten 2013 nach oben. So wuchs der Gesamtumschlag um 3,5 Prozent auf 68,1 Millionen Tonnen. An den Terminals wurden 4,5 Millionen Standardcontainer umgeschlagen. Das ist ein Plus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum, wie die Hafen Hamburg Marketing am Freitag erklärte. Sowohl im Import wie auch im Export sind die Ergebnisse positiv.

Damit ist der Hafen trotz der Verzögerung bei der Elbvertiefung sowie der Probleme beim Nord-Ostsee-Kanal in den ersten sechs Monaten dieses Jahres überdurchschnittlich gewachsen. Mehr noch: Er sticht aus der allgemeinen Entwicklung der größten Seehäfen Nordeuropas hervor und hat seine Marktstellung ausbauen können. Das zeigt sich insbesondere im Containerumschlag: Rotterdam wuchs im Vergleichszeitraum nur um 0,8 Prozent. Der Konkurrenzhafen Antwerpen büßte sogar 1,7 Prozent seines Containerumschlags ein. Noch schlimmer traf es die Bremer Häfen mit einem Minus von 8,9 Prozent. „Es wäre zu früh von einem Paradigmenwechsel zu sprechen“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Die guten Zahlen zeugen aber von der großen Qualität des Hamburger Hafens.“

Der noch vor wenigen Monaten mit Sorge beäugte Rückgang des Handels mit China, dem Hauptpartner des Hamburger Hafens, sei gebremst worden, sagte der Vorstand von Hafen Hamburg Marketing, Axel Mattern, bei der Vorstellung der Zahlen. Neue Handelsbestimmungen zur Einfuhr in China, würden Hamburg als Ausgangshafen begünstigen. Zudem nehme der Handel mit Südostasien zu. Hauptursache für das Wachstum ist aber der boomende innereuropäische Handel: „Der Transit- und Transshipment-Verkehr in die Ostsee hat um acht Prozent zugenommen“, sagte Mattern. Er führt dieses auf ein Wiedererstarken der Wirtschaft in Schweden, Russland und Polen zurück. So habe Hamburg sieben zusätzliche Dienste in die Ostsee gewinnen können. Die besondere Lage der Hansestadt führe zu geringen Transitzeiten, sodass die Umladung der Container auf kleinere Schiffe, die durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren, für die Transporteure immer noch vorteilhafter sei als die Fahrt mit Großschiffen um Skagen. „Mit wöchentlich mehr als 150 Schiffsabfahrten ist Hamburg für die Ostseeregion die zentrale Drehscheibe im Containerverkehr. Rotterdam habe hingegen Transshipmentverkehr verloren.

Der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, nannte als Beispiel für Hamburgs Stärke die zuverlässige Verbindung von und nach St. Petersburg, die einen schnellen Warenversand in beide Richtungen ermögliche. Meier bezweifelte die Effizienz des Vorgehens der Reederei Maersk, die unter Umgehung des Verteilverkehrs mit einigen Großschiffen direkt nach Danzig fährt. So etwas würde sich nur rechnen, wenn die Ladungsströme in beide Richtungen etwa gleich groß wären: „Was nützt es mit einem Riesendampfer nach Danzig zu fahren, wenn er fast leer wieder zurück muss? Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagte Meier.

Auch für das zweite Halbjahr prognostizieren er und Mattern ein weiteres Wachstum des Hamburger Hafens: „Im Gesamtumschlag erwarte ich ein Ergebnis von rund 136 Millionen Tonnen, das wäre eine Zunahme von vier Prozent gegenüber 2012“, sagte Mattern. Beim Containerumschlag geht er von drei Prozent Wachstum aus. Auch für die Zukunft sehe es nicht schlecht aus: Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten im Hafen seien vorbei, sagte Mattern. „Unter Einbeziehung der Exporte aus den Marktregionen in den Nachbarländern sind im Seegüterumschlag des Hamburger Hafens aber Wachstumsraten zwischen vier und fünf Prozent durchaus möglich.

Ähnlich optimistisch wie Mattern äußerten sich die Schifffahrtsexperten, die zeitgleich beim 34. Deutschen Seeschifffahrtstag in Wilhelmshaven konferierten. Nach deren Einschätzung steuert die deutsche Seeschifffahrt mittelfristig wieder auf Wachstumskurs. Prognosen gehen von einer Steigerung von fünf bis sechs Prozent beim Containerumschlag in den deutschen Seehäfen in den kommenden Jahren aus.

Nachteil sei, dass die Infrastruktur im Hinterland nicht mitwachse. Angesichts des globalen Handels stünden die deutschen Seehäfen vor großen Herausforderungen, sagte der Bremer Logistikprofessor Hans-Dietrich Haasis. In den Häfen und an den Verkehrsknotenpunkten würden jedoch immer deutlicher Engpässe sichtbar. „Die maritime Wirtschaft ist die Aorta der europäischen Volkswirtschaft“, sagte Haasis. Daher müsse die Politik mit verlässlichen und frühzeitigen Entscheidungen für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sorgen. So sei in Hamburg und Bremerhaven die Obergrenze der Kapazität auf den Bahntrassen erreicht. Mattern meinte: „Wenn die für den Hafen wichtigen Infrastrukturvorhaben nicht zeitnah und bedarfsgerecht realisiert werden, hat das negative Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des deutschen Außenhandels.“