In der Seeschifffahrt gehört Größe zu den wichtigsten Argumenten für Erfolg. Große Reedereien verhandeln aus einer komfortablen Lage mit den Terminals, weil sie die Beschäftigung bringen und ihre Flotten bei Bedarf rasch in andere Häfen umleiten können. Die Kosten der Großen bestimmen die Transportpreise, die die Kleineren zähneknirschend akzeptieren müssen. Es ist noch nicht lange her, da haben sogar die Größten der Branche, die dänische Mærsk und die Schweizer MSC, einen Ratenkampf geführt. Was bedeutet nun ihre Allianz, zu der auch die Franzosen von CMA/CGM als Nummer drei weltweit stoßen? Flaut der Konkurrenzkampf ab, werden die drei auf kostendeckende Preise achten oder beginnt ein neuer Ratenkrieg?

Trifft die letzte Möglichkeit zu, wäre das für Hamburg ein Alarmzeichen. Hapag-Lloyd und Hamburg Süd konnten sich bisher nie auf eine Fusion einigen. Ihre Chancen werden offenbar als nicht vielversprechend genug beurteilt, um sich zu einer gemeinsamen Philosophie durchzuringen. Jetzt steht den Deutschen eine Allianz mit einem Marktanteil von 37 Prozent gegenüber. Damit müssen die Gesellschafter der Reedereien, der Oetker-Konzern, die TUI, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und die Stadt Hamburg sich fragen, ob sie Ende März nicht falsch entschieden haben – als der Fusionsplan nach wenigen Monaten eingestellt wurde.