Fluchtgefahr: Frank Thielert kommt in Untersuchungsgefängnis

Hamburg. Nach dem rasanten Aufstieg kam der tiefe Fall. Er war ein ehrgeiziger Firmengründer mit schnellen Erfolgen, der sich jedoch nach einer Pleite in einem Strafprozess verantworten muss. Doch nun kam für Frank Thielert nach dem Gang ins Gericht noch ein weiterer, dramatischerer Schritt: Gestern wurde der 48-jährige ehemalige Chef der nach ihm benannten Thielert AG, im Prozess vor dem Landgericht in Haft genommen und direkt aus dem Verhandlungssaal ins Untersuchungsgefängnis geführt. Der Grund für die Verhaftung des Unternehmers: Die Kammer sieht bei dem Angeklagten, dem unter anderem Betrug vorgeworfen wird, „Fluchtgefahr“, weil ihm eine mehrjährige Haftstrafe drohe. Gemeinsam mit Thielert wurde auch der 50-jährige Matthias H., verhaftet. Die Mitangeklagte Roswitha G., 54, blieb auf freiem Fuß.

Eine Firma mit bis zu 350 Mitarbeitern, der Gang an die Börse im Jahr 2005, wo das Unternehmen zeitweilig mit einem Wert von einer halben Milliarde Euro notiert wurde – zunächst schien Frank Thielert mit seinem Unternehmen ausgesprochen erfolgreich. Mit seiner Idee, Dieselmotoren für Sport- und Schulungsflugzeuge zu entwickeln, hatte der Hamburger eine Weltneuheit auf den Markt gebracht. Doch dann geriet die Firma offenbar ins Schleudern, was letztlich zu der Anklage wegen Betrugs führte.

Im Einzelnen geht es in dem Prozess um Kapitalanlage- und Kreditbetrug sowie um Urkundenfälschung. Im Jahr 2004 soll Thielert laut Anklage die Buchung von Scheinumsätzen im Umfang von insgesamt 6,5 Millionen Euro veranlasst haben, um der Firma einen Bankkredit zu sichern und einen Gewinn im Jahresabschluss 2004 ausweisen zu können – dieser war auch Grundlage für den geplanten Börsengang. Bei Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Thielert sie als „plump und falsch“ bezeichnet.

Doch das Gericht sieht das offenbar anders. Aufgrund der bisherigen Beweisaufnahme geht die Kammer nach einer vorläufigen Bewertung davon aus, dass die Angeklagten als Mitglieder einer Bande sowie gewerbsmäßig gehandelt haben könnten. Deshalb drohe ihnen eine mehrjährige Haftstrafe, begründete der Vorsitzende Richter am neunten Verhandlungstag die Verhaftungen.

Bislang sehe es danach aus, dass sich die Angeklagten dazu entschlossen haben, die wirtschaftliche Lage ihrer Firma gegenüber möglichen Geldgebern sehr viel positiver darzustellen, als sie tatsächlich war. Damit hätten sie erreichen wollen, dass ihnen weitere Geldmittel zur Verfügung gestellt werden. „Andernfalls drohte die Insolvenz“, so das Gericht. „Sämtliche Kapitalgeber wurden systematisch getäuscht.“ Unter anderem seien dafür Scheinforderungen erhoben und Bestellungen fingiert worden. Die Kammer geht nach vorläufiger Einschätzung von einem Vermögensschaden von rund 4,3 Millionen Euro aus.