Die Verbraucher setzen traditionell immer noch auf Scheine und Münzen. Bargeldverkehr verursacht für Bundesbürger laut einer aktuellen Studie hohe Kosten.

Frankfurt. Die Deutschen lieben Bargeld: 103 Euro trägt jeder im Durchschnitt in seinem Geldbeutel mit sich herum, 5,90 Euro davon in Münzen. Nicht ohne Grund: Sechs von zehn Euro an der Ladenkasse werden bar beglichen, durchschnittlich 13 Euro. Die Karte kommt erst bei Beträgen ab 60 Euro zum Einsatz. Viele vertrauen offenbar den elektronischen Bezahlweisen immer noch nicht - ganz zu schweigen von dem neuen drahtlosen Zahlungsverkehr per Funkchip.

Die Verbraucher setzen also traditionell immer noch auf Scheine und Münzen. Ein Geldschein wechselt alle neun Tage den Besitzer und wird im Lauf seiner Existenz 131-mal zum Einkauf genutzt. Die landläufige Meinung: Den Verbraucher kostet der Bargeldverkehr ja nichts.

Falsch, hieß es bereits in der vergangenen Woche aus Brüssel. Vertreter der EU-Kommission dachten da laut über die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen nach. Die Kosten für Material, Herstellung und Verbreitung der kleinen Kupfermünzen seien höher als der Nennwert, das rechne sich nicht. Der Aufschrei der deutschen Bargeldliebhaber ließ nicht lange auf sich warten. Sprecher von Wohltätigkeitsorganisationen, die um Spenden in den Kleingelddosen an der Kasse fürchten, forderten genauso einen Erhalt der Münzvielfalt wie der Präsident der Deutschen Bundesbank.

Doch trotz der Proteste kommt jetzt ein neuer Angriff auf das Bargeld, und zwar aus Berlin. Wissenschaftler der Steinbeis-Hochschule haben im Rahmen einer umfassenden Studie ausgerechnet, wie hoch die Kosten der Bargeldversorgung für die deutsche Volkswirtschaft sind. Sehr hoch, so ihr Fazit. Die Münzen und Scheine im Portemonnaie kosten demnach Jahr für Jahr mehr als zehn Milliarden Euro. Im Schnitt koste das Bargeldsystem rund 150 Euro pro Bundesbürger.

Die Herstellung des Geldes fällt dabei nicht einmal besonders ins Gewicht. Vor allem die Ausgaben für Personal bei Banken und im Handel machen das Zahlungsmittel so teuer. Ob es darum geht, die Geldautomaten aufzufüllen, die Echtheit der Scheine zu prüfen, die Ladenkasse am Morgen mit Wechselgeld zu bestücken und am Abend wieder zu entleeren, alles Zeit, für die ein Arbeitgeber seine Angestellten bezahlen muss. Allein dafür setzen die Experten in ihrer Studie knapp acht Milliarden Euro an. Ausgaben für Nachttresore bei Banken, Transport, Sicherheit, Versicherungen und nicht zu vergessen, Schäden durch Geldfälscher kommen hinzu. Bei all dem berufen sich die Autoren auf frei zugängliche Statistiken und Umfragen.

Inwieweit all diese Kosten am Ende von Banken und Handel an die Verbraucher in Form höherer Preise weitergeleitet werden, ist unklar. Die Analyse zeige aber, "dass Bargeld bei Weitem nicht immer das kostengünstigste Zahlungsmittel" sei. "So liegen die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten des kartenbasierten Zahlungsverkehrssystems bei etwa 800 Millionen Euro und damit deutlich unter denen des Bargeldsystems."

In Deutschland erfolgen nur fünf Prozent aller Zahlungen per Kreditkarte. Die EC-Karte mit den Systemen des Handels (EC-Lastschrift) und der Banken (EC-Cash) kommen auf mehr als 30 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel. Das in Deutschland besonders beliebte Bargeld sei nur für Beträge unter 6,20 Euro günstiger als die Kartenzahlung, sagte Kleine: "Volkswirtschaftlich ist es besser, eine geringere Bargeldquote zu haben."