Berlin. Ob Deutschland Euro-Gewinner oder -Verlierer ist, darüber streiten die Gelehrten seit Langem. Eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung kommt nun zu einem klaren Ergebnis. Demnach wären die Deutschen ohne die kriselnde Gemeinschaftswährung deutlich ärmer. Die Studie belegt: Ohne den Euro würde das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland jedes Jahr um rund 0,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen. Über die Zeit summiert sich dies zu einer großen Summe: Werden die Wachstumsvorteile der Euro-Mitgliedschaft zwischen 2013 und 2025 aufaddiert, ergibt sich ein Gewinn in Höhe von fast 1,2 Billionen Euro. Dieser Wert entspricht in etwa der Hälfte der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung des Jahres 2012.

Auch für den Bürger rechnet sich der Euro: Im Durchschnitt beträgt das Einkommensplus je Einwohner zwischen 2013 und 2025 etwa 1100 Euro pro Jahr. Schließlich würde sich im D-Mark-Szenario die Lage auf dem Arbeitsmarkt eintrüben. Eine Dämpfung des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozentpunkte hätte einen Verlust von etwa 200.000 Arbeitsplätzen zur Folge.

"Die Mitgliedschaft Deutschlands in der Währungsunion reduziert die Kosten des internationalen Handels und schützt vor starken Wechselkursschwankungen", sagte der Vorstandsvorsitzende Aart De Geus auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung in Gütersloh. Selbst wenn Deutschland einen Großteil seiner Forderungen durch die verschiedenen Euro-Rettungsmaßnahmen abschreiben müsste, überwögen die wirtschaftlichen Vorteile aus der Währungsunion.

"Eine Rückkehr zur D-Mark würde erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Die Deutschen würden Einkommen und Arbeitsplätze verlieren", so De Geus. Die Vorteile, die Deutschland aus der Mitgliedschaft im Euro erwachsen, sind auch dann noch gegeben, wenn es in den kommenden Jahren zu erheblichen Abschreibungen von Forderungen gegenüber den vier südeuropäischen Krisenländern Griechenland, Portugal, Spanien und Italien kommen sollte. "Ein Europa ohne den Euro würde auch politisch auseinanderfallen und hätte im internationalen Wettbewerb das Nachsehen", ist Aart De Geus überzeugt.