Hamburger Kunden beschweren sich über günstige Nachahmerkapseln für ihre Nespresso-Kaffeemaschine. Discounter zahlt Geld zurück.

Hamburg. Helga Müller ist nicht gut zu sprechen auf den Discounter Lidl. Günstige Nachahmerkapseln für ihre Nespresso-Kaffeemaschine von Krups hat die Hamburgerin bei der Billigkette gekauft. Doch statt ein Schnäppchen zu machen, hat die Saselerin nun jede Menge Ärger. "Die Kapseln passen zwar in die Maschine, diese lässt sich dann aber nicht mehr richtig schließen", sagt Müller. "Dabei verweist das Unternehmen doch explizit auf der Verpackung darauf, dass die Kapseln für Nespresso-Geräte geeignet sind." In dieser Form seien die Discountprodukte nicht zu gebrauchen und reine Geldverschwendung.

Lidl war vor gut zwei Wochen im großen Stil in das lukrative Geschäft mit Kaffeekapseln eingestiegen, das seit Jahren zweistellige Zuwachsraten verzeichnet. In ganzseitigen Anzeigen warb die Kette für ihre Nachahmerprodukte der Eigenmarke Bellarom. Im Vergleich zu den Originalkapseln des deutschen Marktführers Nespresso sind die Billigkapseln nur halb so teuer. Lidl verkauft eine Stange mit zehn Kapseln für 1,99 Euro, Nespresso nimmt für die gleiche Menge hingegen bis zu vier Euro.

Nun aber mehren sich die Berichte von Kunden, die über technische Probleme mit den Nachahmerprodukten klagen. Nicht nur Helga Müller hat Ärger, auch auf der Facebook-Seite des Discounters berichten Kunden von Schwierigkeiten. "Diese Kapseln sind mit meiner Krups-Nespresso-Maschine nicht kompatibel", schreibt beispielsweise eine Nutzerin. "Bevor ich mir den Verschlusshebel abbreche, verwende ich lieber die Originalkapseln."

Ein Test des Abendblatts mit drei Nespresso-Maschinen brachte ein ähnliches Ergebnis. Nur in einem Fall funktionierten die Lidl-Kapseln ohne Probleme. Einmal klemmten sie so stark, dass sich die Maschine nicht schließen ließ, ein weiteres Mal verformte sich die Kapsel stark und der Espresso schmeckte leicht nach Plastik.

Das Hauptproblem scheint nach der Beobachtung der Kunden in dem verwendeten Material für die Kapseln zu liegen. Die Lidl-Varianten bestehen aus Kunststoff, die Originale hingegen aus Aluminium, das in den Maschinen leichter aufgestochen werden kann. Das ist notwendig, damit das Brühwasser mit hohem Druck in die Kapsel eindringen kann. Es wird dann durch das Espressopulver gepresst und dringt am Kapseldeckel wieder aus, in den ebenfalls kleine Löcher gestanzt werden.

Der Discounter scheint sich dieser Probleme durchaus bewusst zu sein und arbeitet nun fieberhaft an einer Lösung. Kunden, die Schwierigkeiten mit den Bellarom-Kapseln hätten, könnten diese jederzeit auch ohne Vorlage des Kassenbons in den Filialen zurückgeben, sagt Unternehmenssprecherin Petra Trabert. Die bislang eingegangenen "Verbesserungshinweise" hätten die Kette dazu veranlasst, "die Kaffeekapseln gemeinsam mit unseren Lieferanten weiter zu optimieren". Diese neuen Kapseln würden "in Kürze" erhältlich sein.

Nach Informationen der "Lebensmittelzeitung" lässt der Discounter seine Bellarom-Kapseln vom niederländischen Hersteller Euro-Caps produzieren, der bislang auf dem Markt kaum in Erscheinung getreten ist. Zuvor hatten bereits andere Unternehmen versucht, die Nespresso-Kapseln zu kopieren und preislich zu unterbieten. Exemplare der Schweizer Firma Ethical Coffee Company (ECC) etwa sind bei verschiedenen Supermarktketten gelistet.

Die Modelle sollen nach Angaben des Herstellers den Vorzug besitzen, dass sie aus Pflanzenfasern bestehen und daher biologisch abbaubar sind. Die Aluminiumkapseln von Nespresso stehen hingegen wegen des hohen Verbrauchs des wertvollen Rohstoffs in der Kritik. Allerdings gibt es auch mit den ECC-Kapseln technische Probleme, insbesondere mit der jüngsten Maschinengeneration Nespresso U. ECC wirft Nespresso vor, die Geräte bewusst so abgewandelt zu haben, dass sie die Konkurrenzprodukte blockieren.

Einen wichtigen Punktsieg konnten die Hersteller der Nachahmerkapseln am Donnerstag immerhin vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht verbuchen. Per einstweiliger Verfügung hatte Nespresso-Produzent Nestlé dort versucht, den Konkurrenten einen riesigen Warnhinweis nach dem Motto "Nicht für Nespresso-Maschinen geeignet" aufzuzwingen. Der Konzern fühlt sich durch die nicht lizensierten Nachahmerprodukte in seinen Patentrechten verletzt.

Doch Nestlé blitzte in dem Eilverfahren ab, nachdem zuvor auch schon das Landgericht Düsseldorf im Sinne der Beklagten geurteilt hatte. Die Kapseln seien nur ein "passives Element" der Nespresso-Kaffeemaschinen, urteilte Richter Thomas Kühnen. Eine Patentverletzung sei nicht zu erkennen. Die Klagen würden daher abgewiesen.

Rechtlich erlaubt oder nicht - Helga Müller hat ihre Billigkapseln von Lidl jedenfalls erst einmal zurückgegeben und sich das Geld erstatten lassen. "Von den Nachahmerprodukten lasse ich jetzt die Finger", sagt sie enttäuscht.