Hamburg. Seit einigen Jahren schon veranstaltet der Germanische Lloyd (GL) mit seinem Tochterunternehmen Garrad Hassan in Hamburg Konferenzen für die Offshore-Windkraft-Industrie. Das Hamburger Traditionsunternehmen, das mit der Klassifizierung von Schiffen Weltgeltung erlangt hatte, expandierte mit der Übernahme des britischen Beratungsunternehmens Garrad Hassan im Jahr 2009 auch am Markt für erneuerbare Energien, speziell für die Windkraft.

Intensiver als in den Jahren zuvor berichteten Experten in diesem Jahr von praktischen Erfahrungen beim Aufbau von Windparks in der deutschen Nordsee und Ostsee. Der Bau mehrerer Großprojekte wird derzeit vorangetrieben, etwa von "Global Tech 1", "Borkum Riffgat" und "Borkum West II" in der Nordsee und "EnBW Baltic 2" in der Ostsee. Deutlich wurde vor allem, dass die Branche die Baukosten für die Kraftwerke auf See in den kommenden Jahren erkennbar senken will, dass die Unternehmen in der frühen Phase dieser neuen Industrie aber derzeit noch fast überall mit maßgeschneiderten Einzellösungen arbeiten, von den geologischen Analysen des Meeres über die Fertigung und den Aufbau der Fundamente bis hin zu den Landanschlüssen.

"Bis zum Jahr 2017 wollen wir beim Aufbau von Offshore-Windparks den Grad an Industrialisierung und Vereinheitlichung erreicht haben, den wir anstreben", sagte Dominik Schwegmann von E.on Climate & Renewables, das für die Offshore-Windkraft zuständige Tochterunternehmen des Energiekonzerns E.on. In den kommenden Jahren wolle das Unternehmen die Kosten für den Aufbau von Offshore-Windturbinen um 20 bis 30 Prozent senken, durch verbessertes Personal- und Wissensmanagement zwischen parallel laufenden Bauprojekten, eine bessere Lagerhaltung von Ersatzteilen oder eine stärkere Bündelung von Verträgen mit Dienstleistern und Zulieferern. E.on baut derzeit unter anderem den Nordsee-Offshore-Windpark "Amrum Bank".

Trotz intensiver Vorarbeit müssen die beteiligten Unternehmen etliche Rückschläge und unvorhergesehene Hindernisse überwinden. "Nehmen Sie sich viel Zeit für die Erkundung des Meeresbodens und des Untergrundgesteins", sagte Udo Christiansen von EnBW den Zuhörern über komplexe Erkenntnisse etwa mit Kreideformationen in der Ostsee. Der Stromkonzern baut 32 Kilometer nördlich von Rügen einen Offshore-Windpark mit 80 Turbinen. Auch ohne Expertise über die Eisbildung auf der Ostsee hätte man das Projekt gar nicht erst beginnen können, sagte er: "Weltweit gibt es derzeit nur vier Experten, die darüber Prognosen anfertigen können. Wir sind sehr froh, dass einer von ihnen für uns arbeitet."

Hamburg will in Europa eines der kommerziellen Zentren für Offshore-Windparks werden. "Hamburg ist eine natürliche Metropole für diese neue Branche", sagte R.V. Ahilan, Chef von Garrad Hassan. Für sein Unternehmen aber wohl nicht mehr lange: Der Germanische Lloyd soll mit dem größeren Det Norske Veritas aus Norwegen fusionieren. Das Geschäft mit erneuerbaren Energien wird künftig aus den Niederlanden und Norwegen gesteuert. In Hamburg bleibt voraussichtlich nur die GL-Sparte für Containerschiffe.