SAP-Mitbegründer Hasso Plattner soll sich der Initiative “The Giving Pledge“ angeschlossen haben. Nach einer Bestätigung folgt ein Dementi.

Stuttgart. Die meisten können sich das kaum vorstellen: So viel Geld zu besitzen , dass man die Hälfte verschenken könnte - und danach trotzdem noch Milliardär wäre. Aber Hasso Plattner, Mitbegründer des international aktiven Softwarekonzerns SAP, könnte genau das tun. Wenn er denn wollte. Denn sein Vermögen wird auf rund 5,4 Milliarden Euro geschätzt.

Am Mittwochmorgen schien alles klar. Die Nachrichtenagenturen meldeten, Plattner sei der US-Initiative "The Giving Pledge" beigetreten, die der US-Investor Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates vor knapp drei Jahren ins Leben gerufen haben. Tue Gutes und rede darüber, so die Devise der Superreichen. Um dem Club beitreten zu dürfen, gibt es eine unmissverständliche Bedingung. Man muss mindestens 50 Prozent seines Vermögens spenden. Für Plattner - rein finanziell betrachtet - eigentlich kein Problem. Doch am Mittwochabend folgte wiederum eine ganz andere Version. Danach soll der SAP-Mitbegründer seine Teilnahme an dem US-Projekt dementiert haben.

Die "Potsdamer Neuesten Nachrichten" zitierten Plattner mit den Worten: "Ich fühle mich von Bill Gates hintergangen und ausgenutzt." Gates suche offenbar ein Zugpferd für seine Spendenkampagne, hieß es in dem Bericht weiter. Auch die "Bild"-Zeitung berichtete über ein Dementi und zitierte Plattner folgendermaßen: "Ich bin Bill Gates' Initiative ,The Giving Pledge' nicht beigetreten. Ich frage mich, wie Gates das auf der Internetseite seiner Stiftung behaupten kann." Seit Jahren versuche Gates ihn zum Beitritt zu bewegen. "Aber ich lasse mich von Gates nicht unter Druck setzen", stellte Plattner klar.

Um die Verwirrung perfekt zu machen, hatte die SAP-Pressestelle auf Anfrage der Deutschen Presseagentur (dpa) dagegen kurz zuvor die Mitgliedschaft noch bestätigt und Plattner mit den Worten zitiert: "Ich freue mich, Mitglied der ,Giving Pledge Stiftung' zu sein. Im Rahmen meiner Mitgliedschaft werde ich das gesamte Kapital meiner Förderstiftung mit den Schwerpunkten Bildung, Kultur und Gesundheit im Sinne des weltweiten Anspruchs von ,Giving Pledge' einsetzen." Plattner selbst war am Mittwoch auf dpa-Anfrage zunächst nicht zu erreichen.

Der Unternehmer ist seit Mai 2003 Chef des SAP-Aufsichtsrats. Damals wurde er Nachfolger von Dietmar Hopp. SAP aus Walldorf in Baden-Württemberg ist ein führender Hersteller von Unternehmenssoftware mit einem Jahresumsatz von 16,22 Milliarden Euro. Zu den mehr als 232.000 Kunden weltweit gehören Unternehmen aus nahezu allen Branchen. Der Konzern hat rund 65.000 Mitarbeiter.

Plattner ist schon seit Jahren als Mäzen aktiv und engagiert sich mit seinem Geld in vielfältiger Weise: vom Kampf gegen Aids bis hin zur Förderung junger IT-Talente. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzt Plattners Vermögen derzeit auf 7,2 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro). Damit wäre der 69-Jährige der neuntreichste Mensch in Deutschland und weltweit die Nummer 127. Auf Nummer 2 und 3 der legendären "Forbes"-Liste stehen seit Jahren Buffett und Gates. Die beiden haben seit der Gründung ihrer Initiative mehr als 100 Milliardäre für ihr Vorhaben gewonnen. Fast alle kommen aus den Vereinigten Staaten. Im Januar hatte Gates gesagt, er hoffe auch auf deutsche Beteiligung.

Erstmals wurden jüngst auch andere Superreiche ohne amerikanischen Pass Mitglied: Wie "The Giving Pledge" mitteilte, beteiligen sich künftig auch Spender aus Australien, Indien, Malaysia, Russland, Südafrika, der Ukraine und Großbritannien. Damit wächst die Zahl der Wohltäter den Angaben zufolge auf 105.

Bei der Hamburger Familie Otto (Otto Group, ECE), die ebenfalls über ein Milliardenvermögen verfügt, zeigte man sich am Mittwochnachmittag auf "The Giving Pledge" angesprochen kurz angebunden. Man wolle sich dazu nicht äußern, hieß es. Nach Abendblatt-Informationen haben die Ottos aber keinerlei Ambitionen, sich dem Projekt anzuschließen. Zum einen ist das Milliardenvermögen der Familie zu großen Teilen direkt in den Unternehmen gebunden und steht gar nicht frei zur Verfügung. Zum anderen engagieren sich die Familienmitglieder ohnehin schon in zahlreichen Stiftungen. So unterstützt etwa die Michael Otto Stiftung zahlreiche Naturschutzprojekte.