Staatskonzern bündelt alle Hamburger Abteilungen in Neubau an der Hammerbrookstraße. Renovierung des S-Bahn-Citytunnels im März.

Hamburg. In ihrem neuen Büro muss Ute Plambeck sich deutlich bescheiden. Ihr Zimmer am neuen Standort der Deutschen Bahn in der Hammerbrookstraße 44 in der City Süd ist nicht mal mehr halb so groß wie ihr vorheriges Domizil in den Räumen der ehemaligen Bundesbahndirektion am Bahnhof Hamburg-Altona. Und dennoch ist die Konzernbevollmächtigte für die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein rundum zufrieden mit ihren neuen vier Wänden - von denen zwei aus Glasscheiben bestehen. "Ich mag die moderne Architektur sehr und schätze die neue Helligkeit und Offenheit des Baus." So haben in ihrem Zimmer neben einem weißen Schreibtisch, wenigen Büroschränken nur noch ein kleiner runder Besprechungstisch mit vier Stühlen Platz. Dies entspricht ganz dem gewünschten Konzept: Das neue Gebäude, in dem die meisten Beschäftigten in Großräumen arbeiten, soll die Kommunikation unter den Bahnbeschäftigten verbessern, sagt Plambeck. "Früher haben wir hinter verschlossenen Türen gearbeitet. Jetzt ist Offenheit Trumpf."

Erstmals in der Wachstumsgeschichte der Deutschen Bahn sind die rund 900 Mitarbeiter in Hamburg, die nicht als fahrendes Personal unterwegs sind - bald wieder unter einem Dach vereint. Auf rund 21.000 Quadratmetern - was etwa der Fläche von drei Fußballfeldern entspricht. Bislang arbeiteten die 16 Abteilungen an mehreren Standorten - quer über die Stadt verteilt, die meisten in der Museumsstraße in Altona. Insgesamt beschäftigt die Bahn in Hamburg 8500 Mitarbeiter - und ist damit aktuell der fünftgrößte Arbeitgeber in der Hansestadt. Von dieser Woche an bis Ende März ziehen alle Mitarbeiter in drei Etappen - vom Fernverkehr, Vertrieb, dem Konzerneinkauf, Projektbau über Jobservice, Kommunikation bis hin zur S-Bahn Hamburg - in das neue Gebäude. Das besondere daran: Der Umzug erfolgt pünktlich und ohne Bauverzögerungen. "Alles läuft nach Plan", unterstreicht Plambeck - wie selbstverständlich.

Der moderne Bau aus dunklem Backstein wurde eigens für die Deutsche Bahn vis a vis der S-Bahn Hammerbrook erbaut - und ist damit ideal über öffentliche Verkehrsmittel erreichbar. Finanziert wurde es vom Deka-Immobilienfonds und 15 Jahre an die Bahn vermietet. Das sechsstöckige Gebäude ist in Kammform konstruiert, hat abgerundete Ecken, große Fensterscheiben und ist ein rundum lichtes Haus. Auf der einen Seite ist es vom Blick auf die S-Bahn-Gleise geprägt, auf der anderen fließt der Kanal. Vom möglichem Mief oder Trägheit eines Staatskonzerns gibt es hier keine Spur.

Die Innenräume sind mit hellen schlichten Büromöbeln, einem freundlich grauen Boden aus Teppich und mattierten Fliesen ausgestattet - alles in der Farbpalettenwelt der Bahn gehalten - also vornehmlich in Weiß, Rot und hellen Holzfarben. Jede Etage ist in einer eigenen Grundfarbe gehalten - von Grün, Rot, Blau, Lila bis Blau. Die Wände in den Fluren sind mit großen eingefärbten Fotografien aus Hamburg verziert - Motive aus dem Hafen, von Bahnhöfen oder vom Dom. Aber auch die Zitronenjette, Hummelfiguren, Störtebeker, der Michel und die Köhlbrandbrücke fehlen nicht an den Wänden. Alle Motive wurden gemeinsam mit den Mitarbeitern ausgesucht. Auf jeder Etage gibt es einen Treffpunkt mit Stehtischen - Meetingpoints genannt. Die Mitarbeiter arbeiten in Großraumbüros, wer es ruhig mag, kann sich in einen der insgesamt 74 über das Gebäude verteilte kleine Räume - sogenannte Think Tanks - zurückziehen.

Dazu funktioniert das Gebäude energieschonend. Die Beleuchtung an den Schreibtischen reagieren auf Bewegungsmelder und gehen nur an, wenn sich ein Mitarbeiter nähert oder an dem Platz arbeitet. Die großzügige Kantine - das Casino - die im Sommer auch Terrassenplätze bietet, ist auch für Gäste zugänglich. Und selbst für Kinderbetreuung ist gesorgt. "Wir haben in der benachbarten Kindertagesstätte Kids Castle bereits neun Kinder unserer Beschäftigten angemeldet. Wenn der Bedarf größer ist, können wir die Zahl erhöhen." Familienfreundlichkeit liegt Plambeck sichtlich am Herzen. Hat die Mutter eines Sohnes ihre Karriere nicht zuletzt selbst durch die Unterstützung ihrer Familie, sondern auch durch die Offenheit des Konzerns auch mit Kind fortsetzen können.

Die Bahn will mit ihrem neuen Domizil die Arbeit noch attraktiver machen - und ihr Image aufpolieren. Bundesweit sollen in dem Konzern in den nächsten Jahren bis zu 80.000 neue Mitarbeiter beschäftigt werden. "Pro Jahr suchen wir 7000 bis 8000 Kollegen allein als Ersatz für die natürliche Fluktuation im Konzern", sagt Plambeck. "In Hamburg werden wir in diesem Jahr rund 200 Mitarbeiter im operativen und technischen Bereich einstellen." Neben Lokführern würden vor allem Ingenieure und Techniker gesucht. Der Markt in diesen Bereichen sei derzeit extrem eng, gutes Personal zu finden entsprechend schwer. Darüber hinaus bildet die Bahn in Hamburg aktuell rund 450 Auszubildende aus.

Der Umzug bleibt in diesem Jahr aber nicht das einzige Großprojekt der Bahn im Norden. Schon in den Frühjahrsferien kommt es zu einer Großsperrung der S-Bahn-Linien zwischen dem Jungfernstieg, Landungsbrücken bis zum Bahnhof Altona. Die Strecke - genannt Citytunnel - wird in der Zeit vom 18. März bis 1. April komplett gesperrt und alle Züge über die Strecke Dammtor, Sternschanze umgeleitet. Betroffen sind die Linien S 1, S 2,S 3.

"Wir müssen auf der Strecke fast 1000 Meter Gleise sowie 16 Weichen austauschen", sagt Plambeck. Gleichzeitig sollen an den Stationen die Beleuchtungen erneuert werden. Die Investition koste rund fünf Millionen Euro - und sei angesichts der normalen Abnutzung erforderlich. Darüber hinaus sollen die S-Bahn-Stationen Heimfeld, Stadthausbrücke, Landungsbrücken, Hammerbrook und Krupunder mit Fahrstühlen ausgerüstet werden.

Noch Ende dieses Jahres will die Deutsche Bahn auch über eine mögliche Verlegung des Fernbahnhofs Altona entscheiden. Die Infrastruktur - wie Gleise und Brücken - auf dem Gelände müsste für rund 250 Millionen Euro erneuert werden. Entsprechend prüft die Bahn nun auch Alternativen einer Verlegung in die Nähe der heutigen S-Bahn-Station Diebsteich. Dabei würde auch die Zufahrt zu den Autozügen verlegt. "Wir sind hier aber noch in der Prüfungsphase", so Plambeck.

Der neuen Konkurrenz im Fernbusverkehr sieht die 50-jährige Konzernbevollmächtigte unterdessen gelassen entgegen: "Wir bedienen mit unserer Tochter Autokraft bereits die Strecke Kiel bzw. Hamburg nach Berlin." Zudem gebe es Flughafenbuszubringer von Kiel und Lübeck nach Hamburg. "Wir sind mit der Auslastung der Strecken sehr zufrieden. Neue Angebote sind im Norden derzeit nicht geplant. Aber wir beobachten den Markt." Klar sei auch die Zukunft in dem neuen Gebäude: "Bei der Bahn ist immer etwas in Bewegung."