Anteil der Flussschiffe am Hafenumschlag soll mittelfristig deutlich steigen. Ein eigenes Terminal soll es aber zunächst nicht geben.

Hamburg. Der Hamburger Hafen will in den kommenden Jahren mehr tun, um den Anteil der Binnenschifffahrt am gesamten Umschlag zu erhöhen. Das sagten Vertreter der Stadt und des Hafens am Mittwoch bei einer Fachkonferenz an den Landungsbrücken. "Wir arbeiten an der Verbesserung von Liegeplätzen und auch von IT-Anbindungen für Binnenschiffe im Hafen", sagte Wolfgang Hurtienne, Geschäftsführer der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA).

Hamburg ist der größte deutsche Seehafen und hinter Duisburg und Köln zugleich der drittgrößte Binnenhafen. Die Binnenschifffahrt spielt in Hamburg aber nur eine untergeordnete Rolle. Das gesamte Güteraufkommen im Hafen wuchs seit dem Jahr 2000 um mehr als die Hälfte. Der Anteil der Binnenschifffahrt am Hafenumschlag stagnierte aber im gleichen Zeitraum bei lediglich zwei Prozent.

Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Elbe flussaufwärts von Hamburg in vielen Regionen Ostdeutschlands weitgehend naturbelassen ist und dadurch bei Weitem nicht so intensiv schiffbar wie etwa der Rhein. Probleme bereitet stellenweise auch der Übergang von der Elbe in die angeschlossenen Kanäle, etwa am baufälligen Schiffshebewerk Scharnebek, das dringend saniert werden muss.

Die Bundesregierung will Anfang März ein "Gesamtkonzept Elbe" vorstellen. Ausgearbeitet von Bundesumweltministerium und Bundesverkehrsministerium soll darin ein Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz skizziert und zur Diskussion gestellt werden. "Es ist wichtig, dass ökologische und ökonomische Belange im Elbkonzept gleichwertig behandelt werden", sagt der Hamburger Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Elbe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. "Wir wollen, dass die Elbe als Verkehrsträger leistungsfähiger wird und dass dabei Impulse für die Wirtschaft der Region ausgehen. Wir sehen Ökologie und Ökonomie nicht als Gegensatz und glauben, dass auch Ertüchtigungsmaßnahmen an der Elbe ökologisch sein können, schon wegen der Verkehrsverlagerung von der Straße auf das Schiff."

Vor allem beim Containerumschlag sieht der Hamburger Hafen ein deutlich größeres Potenzial für die Binnenschifffahrt. Bei der Weiterleitung von Seeschiffen zu den Zielen im Inland entfallen heutzutage in der Hansestadt nur rund zwei Prozent der Containertransporte auf Binnenschiffe, 36 Prozent auf die Bahn und 62 Prozent auf Lastwagen. Insgesamt werden in Hamburg derzeit jeweils etwa 100.000 Containereinheiten (TEU) jährlich von Binnenschiffen transportiert.

"Nach intensiven Untersuchungen des Marktes gehen wir davon aus, dass bis zum Jahr 2020 jährlich bis zu 270.000 TEU in Hamburg per Binnenschiff transportiert werden können", sagte Sebastian Doderer von Hafen Hamburg Marketing. Eine Studie des Bremer Instituts ISL halte bis zu 285.000 TEU für möglich.

Offen ist, wie ein verstärkter Verkehr von Binnenschiffen in den gesamten Hafenumschlag integriert werden könnte. Der Durchsatz auf den vier großen Containerterminals der HHLA und von Eurogate wird durch technische Modernisierung und teils auch durch die Erweiterung von Flächen ständig erhöht. Vorzugsweise allerdings optimieren die Betreiber ihre Anlagen dabei für den Umschlag von und auf Seeschiffe. Um das Jahr 2020 herum soll zudem im mittleren Hafenbereich der Bau eines neuen Großterminals mit verschiedenen Nutzungen in einzelnen Abschnitten beginnen. Für die Binnenschifffahrt ist dabei nach heutiger Planung jedoch keine eigene Anlage vorgesehen. "Ich stehe der Forderung nach einem eigenen Binnenschiffsterminal im Hamburger Hafen eher kritisch gegenüber", sagte HPA-Geschäftsführer Hurtienne. "Wir sollten stattdessen die Liegeplätze für Binnenschiffe an den Überseeterminals optimieren und auch prüfen, wie wir den direkten Umschlag von Seeschiffen auf Binnenschiffe ausbauen können."

Peter Plewa, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Elbstromgebiets, forderte eine deutliche Ausweitung der Binnenschifffahrt in Hamburg: "Warum sollen immer mehr Milliarden Euro Steuergeld in den Ausbau von Schienen und Straßen investiert werden, wenn das Potenzial des umweltfreundlichsten Verkehrsträgers Binnenschiff längst nicht genutzt wird?"