London/Straßburg. Ähnlich wie viele europäische Spitzenpolitiker hält auch die Rating-Agentur Fitch den schlimmsten Teil der Euro-Krise für überstanden. Mit dem Austritt eines Mitgliedslandes aus der Währungszone sei wohl ebenfalls nicht mehr zu rechnen, sagte ein hochrangiger Vertreter der Agentur einer Finanzmarkt-Konferenz in London.

In den Augen von Douglas Renwick, dem Leiter der für die europäische Staatsschuldenkrise zuständigen Abteilung bei Fitch, haben sich die 17 Euro-Staaten in den vergangenen drei Jahren recht erfolgreich durch die Krise gekämpft und einen Kollaps der Währungsunion damit "sehr unwahrscheinlich" gemacht. Dies ändere freilich nichts an der Tatsache, dass noch viel zu tun bleibe: Vermutlich werde es noch bis zum Ende des Jahrzehnts dauern, die Konstruktionsfehler der Euro-Zone endgültig auszumerzen, sagte Renwick.

Zugleich werden die Pläne des Europäischen Parlaments konkreter, mit neuen Regeln den Einfluss der Rating-Agenturen zu reduzieren. Die Abgeordneten stimmten am Mittwoch in Straßburg für die Gesetze, die Klagen gegen die Agenturen erleichtern sollen, wenn diese Fehler machen und etwa die Bonität von Krediten falsch einschätzen. Weitergehende Pläne, den Einfluss der Agenturen zu beschränken, wurden jedoch aufgegeben. "Das ist kein großer Durchbruch", sagte allerdings der deutsche Grünen-Abgeordnete Sven Giegold, der eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen um die Gesetze spielte. "Wir wollten alle mehr, aber die Mitgliedstaaten wollten das nicht."

Die EU-Kommission hatte einen Gesetzesentwurf vorgelegt, nach dem Unternehmen dazu verpflichtet werden sollten, sich immer wieder von anderen Agenturen bewerten zu lassen. Durch dieses Rotationsprinzip sollte neuen Agenturen der Markteintritt erleichtert werden. Doch dieses Ziel wurde aufgegeben: Nun sind die Rotationen lediglich auf bestimmte komplexe Finanzprodukte beschränkt.

Der zuständige EU-Kommissar Michel Barnier bewertete die neuen Regelungen dennoch positiv. So werde der Wettbewerb unter den Agenturen gestärkt, sagte er. Derzeit teilen sich die Agenturen Moody's, Standard & Poor's und Fitch 90 Prozent des Marktes auf. Sie sind besonders stark am US-Finanzmarkt engagiert.