Wiedereinsteigerinnen bieten sich große Chancen. Schattenseite: Frauen haben immer häufiger in nicht karrierefördernder Teilzeit einen Job.

Hamburg. In Hamburg sind immer mehr Frauen berufstätig. Im Juni vergangenen Jahres hatten 396.288 Hamburgerinnen einen sozialversicherungspflichtigen Job - mehr als je zuvor. Das geht aus jüngsten Zahlen der Hamburger Agentur für Arbeit hervor.

Demnach haben allein zwischen Dezember 2007 und Dezember 2011 mehr als 47.000 Frauen zusätzlich eine feste Stelle erhalten. Der Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen stieg von 45,4 auf 46,5 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der Männer von 54,6 auf 53,5 Prozent. Und auch im absoluten Vergleich sind die Frauen auf dem Vormarsch: 73,2 Prozent aller Hamburgerinnen zwischen 15 und 65 Jahren waren 2011 erwerbstätig. Im Jahr 2000 hatten nur 65 Prozent einen Job.

"Arbeit ist weiblicher geworden", sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Für ihn sind Frauen "die Gewinner am Arbeitsmarkt". Nach einer neuen Studie des IW waren im Jahr 2011 fast 72 Prozent der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren bundesweit in Arbeit. Damit übertraf die Frauenerwerbsquote in Deutschland den Mittelwert der EU-Länder von zuletzt 64,9 Prozent. Und auch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern soll laut IW geringer sein als bisher angenommen. Zwei Prozent mehr verdienen Männer gegenüber Frauen.

"Noch nie waren die Chancen für qualifizierte Frauen, eine Stelle zu finden, so gut wie heute", heißt es in der Hamburger Agentur für Arbeit. Gerade Wiedereinsteigerinnen verfügten über fachliches Know-how, das nur durch kurze Weiterbildungen aufgefrischt werden müsse, sagte der Chef der Agentur, Sönke Fock. "Der Wiedereinstieg muss aber gut geplant und strategisch angegangen werden." Für solche Rückkehrerinnen hat die Agentur zwei Infoveranstaltungen Ende Januar geplant. 7200 Frauen sind dazu eingeladen.

Die zunehmende Berufstätigkeit helfe nicht nur den Unternehmen, sondern den Frauen selbst, nämlich durch die damit verbundene bessere Rentenversorgung, sagte Handelskammer-Geschäftsführerin Corinna Nienstedt. "Die Gründe für diesen Trend sind das weiter steigende Ausbildungsniveau der Frauen, vor allem aber die sich stetig verbessernde Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu der unsere Handelskammer mit verschiedenen Projekten einen großen Beitrag leistet."

Die Schattenseite des Trends: Frauen haben immer häufiger in nicht karrierefördernder Teilzeit einen Job. "Rund 60 Prozent der Minijobs in Hamburg werden von Frauen ausgeübt", klagt der Hamburger DGB-Chef Uwe Grund. Von Befristungen seien sie ebenfalls überproportional betroffen.