DIHK-Präsident und Unternehmer Hans Heinrich Driftmann feiert heute Geburtstag. Elmshorner Haferflockenhersteller Kölln lässt ihn nicht los.

Hamburg. Auch wenn Hans Heinrich Driftmann am Mittwoch noch eine Grippe auskurieren musste, er wird es sich am Donnerstag auf keinen Fall nehmen lassen, Familie und Freunde in sein Restaurant Mercator in Elmshorn einzuladen und auf seinen Ehrentag anzustoßen. "Wir feiern im kleinen Kreis", sagte Driftmann, der am Donnerstag 65 Jahre alt wird. Denn Flagge zeigen, sich trotz einer sympathischen Bescheidenheit nicht zu scheuen, im Mittelpunkt zu stehen, ist Driftmanns Lebenselixier. Er hat die Energie eines echten Machers. Der Vater von vier Kindern bewältigt ein Aufgabenpensum und zeigt eine Omnipräsenz, bei denen andere Menschen längst mit einem Burn-out ausgeschieden wären.

Driftmann managt den Haferflockenhersteller Peter Kölln und erfüllt als Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) noch einen zweiten Fulltimejob. Er reist neben der Kanzlerin in die europäischen Krisenländer, meldet sich fast täglich in der Presse mit den Belangen der deutschen Wirtschaft zu Wort und agiert daneben auch besonders oft im Verborgenen, wenn er seine wichtigste Aufgabe verfolgt: "Die Hauptaufgabe ist die Politikberatung", sagt der Unternehmenschef, der ursprünglich einmal Pastor werden wollte.

"Es hat mich vor allem überrascht, wie sehr die Stimme der Wirtschaft gefragt ist", sagt Driftmann über seinen Einfluss als DIHK-Präsident, ein Amt, das er seit vier Jahren innehat und welches er im März an seinen designierten Nachfolger Eric Schweitzer weitergeben wird. Ob in der Energiewende, der Familienpolitik, der Euro-Krise oder in der Diskussion um gerechte Gehälter, es gibt kaum ein aktuelles Thema, welches nicht von der Meinung, dem Urteil der Wirtschaft abhängig ist oder direkt in ihrem Interesse liegt.

Der Wille, auf die Stimme der Wirtschaft zu achten, sich bei Driftmann Einschätzungen und Strategien anzuhören, gilt für Mitglieder der Bundesregierung bis zur Bundeskanzlerin persönlich. Gerade auf Auslandsreisen nimmt sich Angela Merkel oft viel Zeit für Vieraugengespräche mit Driftmann, den CDU-Parteikollegen, der um Problemlösungen bemüht ist, anstatt nur Forderungen zu stellen.

Der Respekt beruht auf Gegenseitigkeit: "Mit welcher Lockerheit die Kanzlerin auf der Delegationsreise kürzlich die Chinesen für sich gewonnen hat, ist unglaublich", sagt Driftmann. Auch Philipp Rösler hat er anders kennengelernt, als es die Öffentlichkeit oft wahrhaben will. "In Vietnam, in einer für ihn nicht ganz einfachen Situation hat er Klartext gesprochen bis an die Grenze dessen, was die Diplomatie zulässt", sagt Driftmann, der selber als Gentleman der alten Schule gelten kann.

Den Blick eines DIHK-Präsidenten in die weite Welt nutzt Driftmann auch als Unternehmer. Seine Kölln-Flocken vertreibt er neuerdings auch in der Ferne. "Wir haben einige Überseemärkte erschlossen." China, Brasilien und die arabischen Länder stehen nun im Fokus des "operativ sehr erfolgreichen" Mittelständlers, den Driftmann als Nachfolger seines Schwiegervaters Ernsthermann Kölln seit 1988 führt.

Mit 65 muss die Frage erlaubt sein, wie lange er das Steuer bei dem Lebensmittelhersteller noch in der Hand halten will. "Die Familie ist groß genug", sagt Driftmann lächelnd. "Ich habe vier Kinder." Nicht ausgeschlossen sei etwa, dass Friederike Driftmann, die derzeit Jura in Hamburg studiert, eines Tages auf dem Chefsessel Platz nehmen wird. Die Tatkraft und Erfahrung des Vaters werden dann aber noch etwas länger gefragt sein: Friederike ist 21. "Da werde ich wohl noch zehn Jahre machen müssen", sagt Driftmann. Für das Unternehmen bedeutet dieser Zeitraum kaum mehr als ein Wimpernschlag, es ist seit sechs Generationen in Familienbesitz und belieferte schon im 19. Jahrhundert die Grönlandfahrer mit Haferproviant. Und für Driftmann bedeutet dieser Aufschub seiner Rente lediglich, dass er weiterhin das machen kann, was sein Leben als Unternehmer, Lobbyist, Hochschulprofessor, Bankenbeirat und engagierter Johanniter seit jeher ausgemacht hat: Verantwortung zu übernehmen und zu genießen.