Überkreuzbeteiligung mit Turkish Airlines im Gespräch. Gemeinsam könnte man sich besser gegen Emirates wehren.

Hamburg. Die Lufthansa geht offenbar einen neuen Weg, um besser mit der wachsenden Konkurrenz aus dem Mittleren Osten fertig zu werden: Topmanager des Kranichkonzerns und von Turkish Airlines sprechen nicht nur über die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen, sondern auch über eine Überkreuzbeteiligung, wie die "Financial Times Deutschland" (FTD) unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Das angestrebte Bündnis ließe sich damit verbindlicher absichern, heißt es. Eine Fusion sei allerdings kein Thema.

"Eine solche Kooperation macht ökonomisch Sinn", sagte Ingo Schmidt, Branchenanalyst bei der Haspa, dem Abendblatt. Sie böte beiden Partnern die Chance, auf den lukrativen Langstrecken nach Asien stärker zu werden - ein Geschäft, in das Golfstaaten-Fluggesellschaften wie Emirates und Etihad mit Macht drängen. "Die Lufthansa könnte Istanbul als weiteres Drehkreuz nutzen und den Flughafen zusammen mit Turkish Airlines als Gegenpol zu Dubai aufbauen", so Schmidt.

Auch der türkische Partner würde profitieren: "Im Alleingang würde Turkish Airlines es nicht schaffen, hinreichend viele Passagiere in Deutschland abzuholen und in den fernen Osten weiterzufliegen." Dem "FTD"-Bericht zufolge bietet die Lufthansa dem Wunschpartner außerdem eine enge Zusammenarbeit mit ihren Konzerntöchtern Lufthansa Technik, Lufthansa Systems (IT-Dienstleistungen) und dem Cateringunternehmen LSG Sky Chefs an. Das könnte auch mehr Arbeit für den Technikbetrieb in Hamburg bedeuten.

Eine Lufthansa-Sprecherin lehnte es ab, den Bericht zu kommentieren. Sie verwies aber darauf, dass Lufthansa und Turkish Airlines bereits Partner im Verbund Star Alliance seien und das Gemeinschaftsunternehmen Sun Express betrieben. Die beiden Fluggesellschaften seien im ständigen Austausch, wie die Zusammenarbeit verbessert werden könne, erklärte die Sprecherin.

Gemäß jüngsten Zahlen des Airline-Weltverbands IATA war der Mittlere Osten im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von 16,6 Prozent im Passagierverkehr die wachstumsstärkste Region; weltweit expandierte der Markt um 5,7 Prozent.

Für die Lufthansa wie auch für Turkish Airlines wäre eine Überkreuzbeteiligung ein Novum. Modelle für eine vertiefte Kooperation, die über die Mitgliedschaft in der Star Alliance hinausgeht, gibt es aber schon. So fliegt die Lufthansa bereits mit United Airlines und der japanischen ANA gemeinsam auf Kernstrecken und teilt die Einnahmen dann auf.

Turkish Airlines hat in der jüngsten Zeit durch schnelles Wachstum und ehrgeizige Ziele auf sich aufmerksam gemacht. So soll die Zahl der Flugzeuge von derzeit knapp 200 bis zum Jahr 2020 auf 350 gesteigert werden. Mit einem Durchschnittsalter von gut sechs Jahren ist die Flotte zudem vergleichsweise jung.

Auch an der Qualität haben die Türken offenbar erfolgreich gearbeitet: Dem renommierten Ranking der britischen Unternehmensberatung Skytrax zufolge war das Unternehmen 2011 und 2012 die beste Fluggesellschaft Europas - vor Lufthansa und ihrer Konzerntochter Swiss.