Seit Ausbruch der Finanzkrise: Tendenz von Sachwerten zeigt klar nach oben. Zweistellige Renditen mit Diamanten, Äckern und Kunst.

Hamburg. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise zeigt die Tendenz bei den Preisen von Sachwerten wie Immobilien, Gold, Diamanten oder Ackerland und Waldflächen klar nach oben. "Dies ist ein Spiegelbild der Ängste und Sorgen in der Bevölkerung", sagte Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), bei der Vorstellung der gemeinsam mit dem Hamburger Bankhaus Berenberg erstellten Studie "Strategie 2030 - Sachwerte".

Auf lange Sicht sei ein Investment in derartige Vermögenswerte aussichtsreich, so Straubhaar. Dafür sorgten schon das Wachstum der Weltbevölkerung und der immer breitere Mittelstand in Schwellenländern. Aber wegen der kurzfristigen Unsicherheiten aufgrund der Schuldenkrise könne es an den Märkten Übertreibungen geben, es könne zu Preisblasen und anschließend zu heftigen Korrekturen kommen. "Darum ist es wichtig, sich genau zu informieren und nicht nur dem Herdentrieb zu erliegen", sagte Straubhaar.

Trotz der teils deutlichen Verteuerung in den zurückliegenden Jahren ist der Immobilienmarkt in Deutschland aber nach Einschätzung von Jürgen Raeke, Geschäftsführer von Berenberg Private Capital, "noch weit von einer Preisblase entfernt". Dies gelte vor allem für Metropolen wie Hamburg: "Da geht noch einiges."

Sachwerte werden von Investoren nicht zuletzt deshalb geschätzt, weil sie als Schutz gegen Inflation gelten. Zwar gebe es aktuell keine Anzeichen für hohe Inflationsraten, so Straubhaar. "Aber das Vertrauen in unsere Papiergeldwährung hat massiv Schaden genommen", erklärte Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau.

"Hohe Kursgewinne am Devisenmarkt sehen wir allerdings bei Währungen von rohstoffreichen Ländern." Beispiele dafür seien der australische und der kanadische Dollar sowie die norwegische Krone. Der generelle Trend steigender Rohstoffpreise werde voraussichtlich mindestens noch bis zum Jahr 2020 anhalten, erwartet Quitzau.

Mit starken Schwankungen müsse man aber immer rechnen. Dies zeigt sich etwa beim Gold, einem auch in breiten Anlegerkreisen beliebten Sachwert: In den zurückliegenden 20 Jahren brachte das Edelmetall eine Rendite von acht Prozent, die Schwankungsbreite war aber größer als bei einem weltweiten Aktienkorb. Dagegen verteuerten sich Diamanten der oberen Qualitätsstufen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als zehn Prozent jährlich - und das bei stetigerer Wertentwicklung. Diamanten bieten zudem die größte Komprimierung von Vermögen auf kleinem Raum: Edelsteine im Wert von einer Million Euro wiegen weniger als 35 Gramm, während Gold im gleichen Wert mehr als 20 Kilogramm auf die Waage bringt.

In den kommenden Jahren werde die Nachfrage nach Diamanten das Angebot deutlich übersteigen, erwarten die Experten. Allerdings sei es schwierig, davon zu profitieren, schränken die Berenberg-Experten ein: "Für Privatkunden macht es keinen Sinn, wenn sie sich Diamanten in den Tresor legen, da sie zum Konsumentenpreis einkaufen", - und der sei schon im günstigsten Fall um 30 Prozent zu hoch. Zwar bietet die Züricher Investmentfirma Diamond Asset Advisors einen Fonds an, der dieses Problem vermeidet, die Mindestanlage beträgt aber eine Million Dollar (770 000 Euro).

Ähnlich hohe Hürden sind beim Kauf von landwirtschaftlichen Nutzflächen, die in den zurückliegenden 20 Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von knapp elf Prozent erreichten, zu überwinden. "Selbst mit einer halben Million Euro ist es nicht so einfach, etwas zu finden", so Raeke. Dies treffe besonders auf Deutschland zu. Im Jahr 2011 seien in der Bundesrepublik lediglich 115 000 Hektar Agrarland zu Preisen zwischen 5000 und 40 000 Euro je Hektar verkauft worden - das sind nur 0,7 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Für den Kauf von Ackerland spiele auch ein "psychologisches Element" eine Rolle, sagte Raeke: "Manche Investoren sagen sich: Ich habe ja meine Scholle, in der größten Not baue ich dort selbst etwas an." Aber auch Profi-Anleger wie Versicherungen, Stiftungen und Pensionskassen interessierten sich immer stärker für Agrarflächen und Wälder, berichtete Raeke.

Selbst Kunstobjekte werden von den Reichen dieser Welt zunehmend unter dem Aspekt der Sachwertanlage gesehen. Dies sei ein "hochinteressantes Investment", bei dem zweistellige Renditen durchaus realistisch seien, so Raeke. "Der Geldüberhang in den höchsten Vermögens- und Einkommensschichten wartet auf Anlage. Und Kunst bietet die Möglichkeit, auf wenig Raum viel 'Wert' zu transportieren." Sachkenntnis sei auf diesem Markt aber unerlässlich: "Es wäre ein großer Fehler, sich ohne Expertenrat dort zu engagieren, sonst liegt man schon beim Kauf weit neben dem angemessenen Preis."