HSH-Boss Dirk Jens Nonnenmacher soll Aufsichtsrat der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd werden. Die Gewerkschaft ist skeptisch.

Hamburg. Der Chef der HSH Nordbank , Dirk Jens Nonnenmacher, steht offenbar vor dem Einzug in den Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd. In der nächsten Sitzung des Kontrollgremiums im Juni solle die Personalie beschlossen werden, heißt es in Kreisen der Gesellschafter der Hamburger Reederei. In den vorangegangenen Gesprächen habe sich Nonnenmacher als kenntnisreich erwiesen.

Er rückt damit auf den Platz von Peter Rieck. Dieser war zwar im November als Schifffahrtsvorstand der HSH Nordbank fristlos entlassen worden, nachdem ein Gutachten einer Anwaltskanzlei ihm Pflichtverletzungen bescheinigt hatte. Den Aufsichtsratssitz bei Hapag-Lloyd gab er dennoch nicht ab - bis er nun offenbar dem zunehmenden Druck der Gesellschafter nachgeben musste.

Mehrheitseigner der Reederei mit knapp 57 Prozent der Anteile ist das Konsortium Albert Ballin, dem neben der Stadt Hamburg auch der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, das Bankhaus M.M. Warburg & CO, die Versicherungen HanseMerkur und Signal Iduna sowie die HSH Nordbank angehören, die restlichen 43 Prozent liegen beim Tourismuskonzern TUI. Darüber hinaus ist die Landesbank als größter Schiffsfinanzierer der Welt geschäftlich mit Hapag-Lloyd verbunden.

Einzug in den Aufsichtsrat wäre Vertrauensbeweis für HSH-Chef

Nonnenmacher dürfte die Absicht der Mehrheitsgesellschafter der Containerreederei, ihn in den Aufsichtsrat zu holen, als Vertrauensbeweis werten. Er hatte nicht nur wegen seiner Rolle bei der Beinahepleite der HSH und wegen einer Millionensonderzahlung an ihn immer wieder Kritik einstecken müssen, auch aus der Politik.

Erst in der vergangenen Woche hatten zudem Fahnder Büros der Landesbank in Hamburg und Kiel sowie Privatwohnungen früherer Vorstände durchsucht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen Nonnenmacher wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und der schweren Untreue im Zusammenhang mit verlustreichen Geschäften aus der Zeit der Finanzmarktkrise. Nonnenmacher hat diese Vorwürfe entschieden zurückgewiesen.

Auf der Seite der Arbeitnehmervertreter im Hapag-Lloyd-Aufsichtsrat sieht man die anstehende Entscheidung über die Personalie allerdings offenbar skeptisch. Wolfgang Rose, Hamburgs Landesbezirksleiter der Gewerkschaft Ver.di und Mitglied des Aufsichtsgremiums, sagte am Wochenende dem Abendblatt, ihm sei die Angelegenheit bisher nur aus der Presse bekannt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt Hamburg in den Aufsichtsrat eines Unternehmens, an dem sie beteiligt ist, jemanden entsendet, gegen den wegen Bilanzfälschung ermittelt wird", fügte Rose an. Der Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd hat 20 Mitglieder, zehn davon stellt die Arbeitnehmerseite.