Kaufland und Hansekontor wollen neun Häuser im Norden übernehmen. Das Geld der insolventen Kette reicht nicht einmal für Abfindungen oder Gehälter.

Hamburg. Ein weiterer schwerer Schlag für die Mitarbeiter der insolventen Warenhaus-Kette Hertie: Nach einjährigem Überlebenskampf bekommen die verbliebenen 2600 Beschäftigten in dieser Woche ihre Kündigungen. Für Abfindungen oder wenigstens die Gehaltsfortzahlung bis zum gesetzlichen Kündigungstermin reiche das Geld mangels Masse nicht, sagten Sprecher des Betriebsrates und des Insolvenzverwalters gestern in Essen. "Es wird kein Geld aus dem Sozialplan geben. Nach der Freistellung bekommen die Leute gar nichts", sagte der Hertie-Betriebsratschef Bernd Horn. In Hamburg beschäftigt Hertie noch 94 Mitarbeiter in Bramfeld und an der Fuhlsbüttler Straße in Barmbek.

Hertie hatte Ende Juli vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet. Vor zwei Monaten beschloss die Gläubigerversammlung dann das endgültige Aus für die Warenhauskette. Erste unbezahlte Freistellungen könne es bereits in zwei Wochen geben, sagte Horn. Ein Plan für die bevorstehende Schließung für die 54 verbliebenen Hertie-Warenhäuser werde in den kommenden Tagen vorgelegt.

Die Filialleiter der beiden noch verbliebenen Hamburger Häuser in Bramfeld und Barmbek gehen davon aus, dass diese wohl schon Ende Juli ihre Pforten schließen werden. "Der genaue Termin hängt davon ab, wie zügig wir mit dem Abverkauf der Ware vorankommen", sagte Thies Jost, Hertie-Chef in Barmbek.

Flensburger wollen Barmbeker Filiale

Trotz der schwierigen Lage gibt es zumindest für die Hamburger Hertie-Beschäftigten noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Flensburger Unternehmensberatung Hansekontor bekräftigte gestern ihren Plan, die Barmbeker Filiale sowie acht weitere Häuser in Schleswig-Holstein und Niedersachsen übernehmen zu wollen.

"Wir möchten lieber heute als morgen die entsprechenden Verträge unterzeichnen", sagte Sprecherin Karen Nielsen dem Abendblatt. Die Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter und den Eigentümern der Immobilien seien allerdings noch nicht abgeschlossen. "Wenn wir den Zuschlag bekommen, werden wir den gekündigten Hertie-Mitarbeitern einen Wiedereinstieg anbieten", versprach Nielsen.

Neuer Eigentümer der Hertie-Filiale in Bramfeld ist die Supermarktkette Kaufland, die in dem bestehenden Gebäude 2010 ein Geschäft unter der eigenen Marke eröffnen will. Auch Kaufland will nach den Worten einer Sprecherin zumindest einen Teil der Hertie-Mitarbeiter übernehmen. Neben dem Haus in Bramfeld will das Schwesterunternehmen des Discounters Lidl auch die ehemalige Hertie-Filiale in Langenhorn in einen Supermarkt umwandeln. Sie wurde bereits im Februar geschlossen.