Hamburg. Die Zeiten, in denen man auf den letzten Drücker Schnäppchen am Flughafen bekam, sind vorbei. Das Internet hat den Verkauf revolutioniert.

Im Reisemarkt am Flughafen drängen sich Paare und Familien an den Schaltern. Manche haben ihre Koffer dabei, andere informieren sich über Abflüge in den nächsten Tagen, schließlich sind Hamburger Schulferien, und das Wetter lässt ein wenig zu wünschen übrig. TUI Last Minute, Thomas Cook oder L'Tur, alle Namen der bekannten Reiseanbieter sind hier versammelt, und gelbe Ausdrucke an den Stellwänden zwischen den Büros, mit Preisen in Leuchtfarben, mit "Last-Minute"-Werbung verheißen günstige Angebote - Pauschalreisen nach Griechenland oder Spanien, Fernreisen nach Thailand oder auf die Malediven, Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer.

Vanessa, 21, aus Norderstedt und Kristina, 24, aus Sottrum bei Bremen haben Glück gehabt. Sie haben hier vor ein paar Tagen eine Reise nach Mallorca gebucht und dafür nur einige Hundert Euro ausgegeben. "Wir hoffen auf gutes Wetter und wollen nette Leute in unserem Alter kennenlernen", freut sich Vanessa. Doch viele Familien, die am Freitag am Flughafen auf Schnäppchen für die Ferienzeit hofften, wurden enttäuscht. "Unter Last Minute verstehen viele Leute eine Woche für 200 Euro", sagt Behnosch Terrah, die am Flughafen im Öger-Tours-Büro arbeitet. "Für uns heißt Last Minute eher, jetzt überhaupt noch irgendetwas zu bekommen."

+++ TUI erhöht Preise für Fernreisen – Griechenland weniger gefragt +++

Eine Woche ab dem 9. Juli in ein Fünf-Sterne-Hotel mit All-inclusive-Verpflegung ins türkische Side kann Behnosch Terrah für 960 Euro pro Person anbieten. Ein richtiges Schnäppchen sieht anders aus. "Wir können hier nur das anbieten, was andere Reisebüros in der Stadt auch im Computer haben", sagt Behnosch Terrah. "Die Zeiten, als die Kunden am Flughafen eine größere Auswahl hatten, sind lange vorbei", bestätigt auch Sybille Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV). Zudem gebe es nur noch vereinzelt wirklich günstige "Last Minute"-Angebote für Billigurlaub, egal über welchen Vertriebskanal, ob Reisebüro, Internet oder Flughafen. Die größte Auswahl gebe es in Griechenland, sagt Anja Braun von TUI. Tendenziell enger werde es auf Mallorca, in Bulgarien und an der türkischen Riviera. An der türkischen Ägäis gebe es noch freie Plätze, ebenso auf den Kanaren, in Portugal, Ägypten und auf dem spanischen Festland.

Das Abendblatt hat sich auf der Suche nach Reiseangeboten im gesamten Markt umgesehen und Experten nach den Gründen für das Verschwinden der Last-Minute-Reisen gefragt.

Frühbucher-Rabatt statt Nachlass für Kurzentschlossene

Die Veranstalter bringen schon im Spätherbst die Kataloge für die Sommersaison heraus. "Wer dann zugreift, kann 30 Prozent sparen, weil er den Frühbucherrabatt bekommt", sagt Sybille Zeuch vom DRV. Außerdem hätten die Kunden zu dieser Zeit noch die größte Auswahl.

Verschiedene Veranstalter bieten Reisen zu unterschiedlichen Preisen

Veranstalter wie TUI oder Thomas Cook buchen meist unterschiedliche Zimmerkategorien. So ergeben sich schon bei Feinheiten wie "seitlicher Meerblick" oder "Meerblick" Preisunterschiede. Also Preise vergleichen. Allerdings gilt: "Die Veranstalter haben die Preishoheit" sagt Branchenexpertin Zeuch. Die gleiche Reise vom selben Veranstalter bekomme der Kunde im Reisebüro, im Internet oder am Flughafen stets zum gleichen Preis.

Mit Glück findet sich jetzt noch ein günstiger Restposten im Reisebüro

Reisebüros verkaufen immer weniger von TUI und anderen Konzernen zurückgegebene Reisen, denn sowohl die Veranstalter als auch die Fluggesellschaften versuchen heute mehr denn je, Überkapazitäten zu vermeiden. Es gibt aber dennoch Beispiele für solche Anbieter, etwa Bucher Reisen, eine Tochter der Thomas Cook. Hier kann man im Schnitt 25 Prozent sparen. Die Bucher- Reisepakete sind im Reisebüro oder online bis zu vier Wochen vor Abflug kurzfristig buchbar. Für die ganz Kurzentschlossenen ist eine Buchung sogar noch zwei Stunden vor Abreise möglich.

Es gibt auch unabhängige Spezialisten für Spontanreisen

Firmen wie L'Tur haben sich ebenfalls auf die wenigen Ladenhüter spezialisiert: "Wir kaufen den Flug bei Anbieter A, das Hotel bei Anbieter B und den Transfer bei C und bündeln daraus eine neue Pauschalreise", sagt Maryam Komegli von L'Tur. Mit diesem System ergeben sich praktisch stündlich neue Angebote, auch für Kurzentschlossene, die in wenigen Stunden abfliegen wollen. L'Tur hatte beispielsweise am Freitag zehn Tage im Fünf-Sterne-Hotel all-inclusive in Lara an der türkischen Riviera ab dem 8. Juli für zehn Tage ab Hamburg im Angebot - für 820 Euro.

Bei Internetanbietern finden sich ebenfalls Angebote für Spontanbucher

Portale wie opodo.de oder ebooker bieten einen ähnlichen Service wie L'Tur. Sie kaufen nicht direkt bei den Veranstaltern, suchen aber im weltweiten Netz nach günstigen Flügen und Hotels und stellen diese dann zusammen. "Daraus ergeben sich tagesaktuelle Preise", sagt Michael Buller, Vorstand des Verbands Internet Reisevertrieb. Die Angebote nennen sich auf den Seiten der Unternehmen meist Click&mix. Eine weitere Verwertung der Restposten findet über X-Veranstalter statt, No-Name-Anbieter, die selber als Veranstalter auftreten und ebenfalls über die bekannten Internetportale buchbar sind.

Welche Internetportale für welche Bedürfnisse der Kunden?

Expedia ist besonders stark im Einkauf von Hotel- und Flugkapazitäten, sagt Verbandschef Buller. Opodo biete eine gute Suche für günstige Flüge. Weg.de sei stark bei Pauschalreisen. Lastminute.com eigne sich wie der Name schon sagt für Kurzentschlossene. Und Holidaycheck biete einen besonders guten Überblick über die Qualität der Hotels und die Kundenzufriedenheit.