Vier von fünf Hamburgern betroffen. Verbraucherzentrale: Ein Wechsel kann sich lohnen

Hamburg. Strom wird 2012 in Hamburg teurer. Der Vattenfall-Konzern erhöht die Preise für die Grundversorgung im Basis-Tarif zwischen 6,5 und knapp sieben Prozent. Damit muss ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von jährlich 2500 Kilowattstunden (kWh) von Januar an mit monatlich 55,93 Euro rechnen. Das sind 3,40 Euro mehr als derzeit. Für Familien dürfte die Erhöhung noch etwas stärker ausfallen. "Wir halten diese Anhebung für angemessen", sagte Unternehmenssprecher Stefan Kleimeier. Erst im Januar hatte Vattenfall den Strompreis um 9,9 Prozent angehoben. Der schwedische Konzern versorgt in Hamburg vier von fünf der 1,1 Millionen Haushalte.

Vattenfall nennt vor allem drei Gründe für die Erhöhung. So seien die Bezugspreise an der Leipziger Strombörse in der Spitze um bis zu 20 Prozent und im Jahresvergleich zu 2010 um zehn Prozent gestiegen. Dazu kämen ein Plus von 0,06 Cent pro kWh, die auf die Umlage für erneuerbare Energien (EEG) entfallen, sowie höhere Entgelte für die Nutzung der Netze von Anfang 2012 an. Das Hamburger Netz gehört zwar auch Vattenfall. "Wir trennen aber die einzelnen Geschäfte", sagte Sprecher Kleimeier. Die Preise in Hamburg hätten sich hier um 6,6 Prozent erhöht - im Gegensatz zu zweistelligen Zuwächsen in Nürnberg oder Dortmund.

Die Verbraucherzentrale sieht die gestiegenen Preise kritisch. "Egal wie argumentiert wird: Die Hintergründe der Preiserhöhung lassen sich nicht nachprüfen, weil Vattenfall seine Kalkulation nicht offenlegt", sagte Günter Hörmann, Geschäftsführer der Hamburger Verbraucherzentrale, dem Abendblatt. Sein Rat: Stromkunden sollten bei Preiserhöhungen nach günstigeren Anbietern suchen.

Der zweitgrößte Hamburger Anbieter, Lichtblick, und die 2009 gegründete städtische Hamburg Energie - beide bieten Ökostrom an - wollen die Strompreise zum Januar nicht erhöhen. Die Kostensteigerungen für Netzentgelte und die EEG-Umlage würden nicht an die 45 000 Stromkunden weitergegeben, so Hamburg Energie. Bei den Beschaffungskosten habe man zuletzt sogar günstigere Preise realisieren können, sagte Unternehmenssprecher Carsten Roth. Konkurrent Lichtblick schließt Preiserhöhungen im Laufe des Jahres 2012 jedoch nicht aus. "Das wird für uns davon abhängen, wie sich die Netzpreise entwickeln", so Sprecher Ralph Kampwirth.

Unterdessen hat die Verbraucherzentrale Hamburg Vattenfall beim Bundeskartellamt angezeigt. Dabei geht es um Fernwärme, mit welcher der Konzern geschätzt 200 000 Wohnungen in der Stadt versorgt. "Wir gehen davon aus, dass Vattenfall seine Monopolstellung ausnutzt und überhöhte Preise fordert", sagte Hörmann. Hintergrund ist, dass Vattenfall keine Konzessionsabgaben an die Stadt zahlt. "Dies ist nur notwendig, wenn Gewinne erzielt werden - und das ist nicht der Fall", sagte Unternehmenssprecher Kleimeier. Die Abrechnungen für diesen Bereich seien von Wirtschaftsprüfern testiert. Auch den Vorwurf zu hoher Preise weist der Sprecher zurück. "In Hamburg liegt das Preisniveau für Fernwärme mit 78,34 Euro im Monat nur um 0,6 Prozent über dem deutschen Mittel."