Bereits an vier Sparkassen in Schleswig-Holstein ist die Haspa beteiligt. Das Kartellamt droht, den Ausbau des Geschäfts nun zu stoppen.

Hamburg. Die Haspa gibt ihre Pläne für eine Beteiligung von 25,1 Prozent an der Kreissparkasse (KSK) Herzogtum Lauenburg noch nicht verloren, auch wenn das Bundeskartellamt sich offenbar dagegenstellt. "Aus unserer Sicht ist noch nichts entschieden", sagte Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg dem Abendblatt. Es liege von der Behörde lediglich eine vorläufige Einschätzung vor. "Wir warten jetzt die schriftliche Begründung ab, werden diese prüfen und auf dieser Grundlage unsere Argumente vorbringen."

Sämtliche Gremien der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg einschließlich des Kreistags hatten dem Einstieg der Haspa bereits im Juni zugestimmt. Auch der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein (SGVSH) steht dem Vorhaben positiv gegenüber: "Wir würden es bedauern, wenn des Kartellamt gegen die Beteiligung entscheiden würde", sagte Verbandssprecher Reinhardt Hassenstein dem Abendblatt.

Zwar hält die Haspa schon seit Jahren Anteile an vier Sparkassen im nördlichen Nachbar-Bundesland. Dabei handelt es sich allerdings um sogenannte freie Sparkassen - zu denen auch die Haspa selbst zählt -, also nicht um öffentlich-rechtliche Banken. Insofern betreten die Hamburger nun Neuland, zumal die KSK ein völlig gesundes Institut mit einer Eigenkapitalrendite von 9,5 Prozent (2010) ist und die Haspa nicht als Retter kommen musste wie bei der Sparkasse Südholstein. Mit ihr werden Gespräche über eine Beteiligung geführt, nachdem die Haspa der viertgrößten unter den 14 schleswig-holsteinischen Sparkassen im Jahr 2009 mit einem Nachrangdarlehen im Volumen von 50 Millionen Euro unter die Arme gegriffen hatte. In der Folge der Finanzmarktkrise hatten Abschreibungen unter anderem auf die Beteiligung an der HSH Nordbank das Geldhaus mit Sitz in Neumünster in große Schwierigkeiten gebracht.

Im Hinblick auf den Einstieg bei der KSK habe die Haspa aus mehreren Gründen den Argwohn der Kartellwächter erregt, hieß es in Finanzkreisen. So räumt eine Beteiligung von 25 Prozent und mehr den Hamburgern wesentliche Mitsprachemöglichkeiten ein. Hätte man sich auf 24,9 Prozent beschränkt, wäre dieser mögliche Einwand entfallen. Mit der Marke von 25,1 Prozent schöpft die Haspa die im schleswig-holsteinischen Sparkassengesetz genannte Obergrenze aus.

Auch mit bestimmten Formulierungen im Begründungstext des Antrags, so hieß es, habe die Haspa den Eindruck aufkommen lassen, sie wolle ihren Einflussbereich ausweiten - zumal das Geschäftsgebiet der KSK an Hamburg angrenzt, anders als bei den bisherigen vier Beteiligungen. Von dem Kapitalzufluss, bei dem es angeblich um einen mittleren bis höheren zweistelligen Millionenbetrag geht, verspricht sich die KSK einen erhöhten Spielraum bei der Vergabe von Krediten.

In früheren Jahren waren die Ambitionen der Haspa, zumindest indirekt über Minderheitsanteile auch außerhalb der Metropolregion aktiv zu werden, in Schleswig-Holstein mit Misstrauen und teilweise sogar mit offener Ablehnung aufgenommen worden.

Doch daran hat sich inzwischen einiges geändert. "Die Zeit der Grabenkämpfe zwischen der Haspa und den Sparkassen in Schleswig-Holstein ist lange vorbei", sagte Verbandssprecher Hassenstein. So sei man seit 2005 Partner in der NRS Norddeutsche Retail-Service AG, die für die Sparkassen Verwaltungstätigkeiten übernimmt und Standardprodukte entwickelt. Zudem haben die Haspa und der Giroverband im Jahr 2007 ihre Bausparkassen-Töchter zusammengeschlossen.

Aber nicht überall in der Sparkassenlandschaft ist die Kritik an dem Expansionsdrang der Haspa verstummt. Immer wieder wird auf das Regionalprinzip verwiesen, wonach Sparkassen nur innerhalb des Gebiets ihres kommunalen Trägers tätig sein sollen - ein Prinzip, das nach Auffassung der Haspa für sie als privatrechtlich organisiertes Institut jedoch nicht gilt. Manchen wird Deutschlands mit weitem Abstand größte Sparkasse aber wohl auch schlicht zu mächtig.

Beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin will man sich zu solchen Erwägungen nicht öffentlich äußern. Nur so viel lässt sich DSGV-Sprecher Stefan Marotzke entlocken: "Wir wussten, dass sich das Kartellamt diesen Antrag sehr genau ansehen würde."