Lufthansa Technik prüft Verlagerung. Rund 80 Stellen betroffen. Neuer Großauftrag

Hamburg. Bei Lufthansa Technik in Hamburg herrscht Unruhe. Am Hauptsitz und größten Standort des Konzerns steht der Bereich Flugzeuglackierungen nach Abendblatt-Informationen vor dem Aus. Angesichts der vergleichsweise hohen Personalkosten in Deutschland wird die Abteilung voraussichtlich schon im Mai 2012 geschlossen. In dem Bereich arbeiten rund 80 Mitarbeiter. Nach Abendblatt-Informationen erwägt der Vorstand, angesichts des hohen Preisdrucks die Lackierungsarbeiten von Flugzeugen an externe Partner zu vergeben. Eventuell gehen die Aufträge auch an Tochterbetriebe des Unternehmens in Irland, Ungarn, Bulgarien, in China oder auf den Philippinen. Der Vorstand will darüber in Kürze entscheiden.

Die Chancen für die betroffenen Beschäftigten stehen aber offensichtlich gut, dass sie einen Arbeitsplatz im Unternehmen behalten können. Allerdings dürften auf viele Beschäftigte Umschulungen zukommen.

Der Konzern wollte das mögliche Aus der Flugzeuglackierung in Hamburg gestern nicht bestätigen, nur so viel: "Es gibt Überlegungen, wie die Standorte für Lackierungen künftig aufgestellt werden. In diesem Zusammenhang wird auch Hamburg auf seine Zukunftsfähigkeit überprüft", sagte Lufthansa-Technik-Pressesprecher Thomas Erich dem Abendblatt.

Die Gewerkschaft Ver.di sieht die Lage ernster. Auf einer Betriebsversammlung seien die Mitarbeiter bereits über die Erwägungen des Vorstands informiert worden, sagte die Ver.di-Gewerkschaftssekretärin Janine Peltier dem Abendblatt. Aus den Vorträgen der Führungskräfte sei die Botschaft nicht zu überhören gewesen, "dass sich der Standort Hamburg nicht rentiere".

Für die Gewerkschaft ist dieser Schritt nicht nachvollziehbar. Das Flugzeuglackiergeschäft in Hamburg sei zwar nicht hochprofitabel, habe aber zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis gebracht. Im Vordergrund habe stets das Ziel gestanden, den Kunden die ganze Servicepalette anzubieten. Außerdem kritisiert die Gewerkschafterin, dass die Mitarbeiter erst auf der Betriebsversammlung über diese "wichtigen Existenzveränderungen informiert wurden". Peltier fürchtet zudem, dass durch eine Fremdvergabe der Aufträge auch die Umwelt Schaden nehme, da Lufthansa Technik in diesem Sektor immer sehr innovativ gewesen sei.

Der Betriebsrat kämpft unterdessen für den Erhalt des Bereichs in Hamburg. "Die Flugzeuglackierung ist ein integraler Bestandteil der Flugzeugüberholung. Wir wollen, dass die gesamte Fertigungstiefe in Hamburg erhalten bleibt", sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Kai Deutzmann dem Abendblatt. Auch aus der Belegschaft erhält der Betriebsrat Rückendeckung. In Unterschriftensammlungen bekunden Beschäftigte anderer Abteilungen ihre Unterstützung. Derzeit findet die Flugzeuglackierung in einem Hangar auf dem Lufthansa-Technik-Gelände in Hamburg statt.

Das Unternehmen fährt unterdessen weitere geschäftliche Erfolge ein. Auf der Dubai Airshow 2011 hat der Konzern einen weiteren Großauftrag erhalten. Die Hamburger werden 2012 einen Jumbojet exklusiv für einen Kunden ausstatten, dessen Name traditionell nicht genannt wird. "Die zweite Vertragsunterzeichnung für den Ausbau einer 747-8 innerhalb von sechs Monaten ist ein großartiger Erfolg für unser VIP-Zentrum in Hamburg", sagte der Marketing-Leiter der Lufthansa Technik, Walter Heerdt. "Ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft noch weitere Verträge für die Ausstattung des Flugzeugtyps erhalten werden."