In Hamburg sinken die Preise für Pullover, Röcke und Hosen. Der sogenannte Midseason Sale soll Geld in die Kasse der Händler bringen.

Hamburg. Für eineinhalb Wochen wird Gisele Bündchen, derzeitiges Werbegesicht von Esprit, aus den Schaufenstern der Bekleidungsgeschäfte verdrängt. Statt des lächelnden Models sind rote Plakate zu sehen, auf denen in großen Lettern das Wort "Sale" geschrieben steht - Ausverkauf. Obwohl es noch zu früh für den Winter-, aber zu spät für den Sommerschlussverkauf ist. Auch Tom Tailor im Hanse-Viertel wirbt in seinem Schaufenster mit Reduzierungen um bis zu 50 Prozent. Einen Pullover für den Herbst gibt es dort für 59 statt für 89 Euro und einen sommerlichen Jeansrock für 29 statt 59 Euro. Auffällig ist, dass besonders Modeketten aus dem niedrigen Preissegment ihren Kunden außerhalb der traditionellen Zeiträume günstige Angebote machen. Stefan Hertel, Pressereferent des Handelsverbands Deutschland, sieht darin eine strategische Entscheidung. "Es würde nicht zum Image der Luxusmarken passen, hochpreisige Kleidung zu einem Schnäppchenpreis zu verkaufen. Da würden die Unternehmen an Glaubwürdigkeit verlieren." Auch C&A hat in den vergangenen Jahren zwischen den Sommer- und Winterschlussverkäufen Rabattverkäufe unter dem Motto Crazy Prices veranstaltet. "Wir bekommen ständig neue Kollektionen und müssen dafür natürlich Platz im Lager schaffen", sagt Sprecher Thorsten Rolfes. In diesem Herbst wurde der Saisonausverkauf durch die Aktionen zum 100-jährigen Jubiläum ersetzt.

Seit Mitte 2004 dürfen Einzelhändler unabhängig von Sommer- und Winterschlussverkauf Rabattaktionen für ihre Kunden anbieten. Die Lockerung des Wettbewerbsbewerbsrechts macht den sogenannten Midseason Sale möglich, bei dem Schnäppchenjäger selbst in der Zwischensaison viel Kleidung für wenig Geld bekommen können. Bei Esprit sind einige Stücke um bis zu 50 Prozent reduziert. "Der Midseason Sale ist inzwischen Praxis der ganzen Branche, so gut wie alle anderen relevanten Wettbewerber machen ähnliche Ausverkäufe", sagt Hartmut Schultz, Pressesprecher von Esprit. Vor 2004 durften Händler nur zu bestimmten gesetzlich festgelegten Sommer- und Winterschlussverkäufen in großem Umfang reduzieren. Lediglich in Ausnahmefällen waren zusätzliche Rabatte erlaubt.

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"Der Einzelhandel sucht immer nach einem Aufhänger, um Kunden zu gewinnen", sagt Axel Augustin, Sprecher des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels. "Zudem werden viele Ketten mittlerweile nicht mehr nur zweimal im Jahr beliefert, sondern es gibt permanent neue Ware. Logisch, dass die Geschäfte zusätzlich so etwas wie einen Frühlings- oder Herbstschlussverkauf veranstalten, um ihre Lager zu räumen." Laut Augustin seien die Geschäfte in diesem Jahr besonders engagiert, weil das Wetter für den Textileinzelhandel ungünstig gewesen sei. "Im Herbst war es zeitweise so warm, dass die Herbstmode liegen geblieben ist", so der Sprecher. "Jetzt wird die Winterkleidung benötigt, die Herbstware gibt es günstig."

Eine etwas andere Strategie verfolgt die Bekleidungskette H&M. Dort will man sich nicht auf bestimmte Jahreszeiten für Rabattaktionen festlegen. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen sowohl sommerliche, als auch herbstliche Kleidung zu niedrigen Preisen verkauft. "Wir möchten unsere Kunden immer gerne überraschen und ihnen neue attraktive Angebote zeigen", sagt Sprecherin Nadine Schmidt dem Abendblatt. Und wie es bei Überraschungen ist, will das Unternehmen den Zeitraum für die nächste Rabattaktion nicht verraten.