Fehlende Preistransparenz wird zum Nachteil von Hausbesitzern ausgenutzt, kritisiert Stiftung Warentest. Kürzung der Förderung droht.

Hamburg. Im Fotovoltaikforum nehmen tatsächliche oder vermeintliche Experten kein Blatt vor den Mund. Nachdem ein Nutzer das Angebot seines Installationsbetriebes für eine Fotovoltaikanlage eingestellt hat, kann er umgehend lesen, was die Internetgemeinde dazu meint. Ob die Firma noch die Preisliste von 2010 verwendet habe, fragt einer mit Blick auf den hohen Preis von fast 2900 Euro pro Kilowatt (kW) für die Anlage von Solarworld. Mindestens 500 Euro zu teuer urteilt ein anderer. Neben technischen Tipps zu Modulen, Zählern und Wechselrichtern ist Preistransparenz ein wichtiges Anliegen des Internetforums.

Zu recht, wie jetzt die Stiftung Warentest in einer Analyse feststellt. Denn wenn schon für ein Kilowatt mehrere Hundert Euro zu viel bezahlt werden, kommen für eine Anlage von vier bis acht kW, wie sie auf Einfamilienhäusern zur Stromerzeugung typisch ist, mehrere Tausend Euro zusammen. "Einige Betriebe nutzen die fehlende Marktkenntnis vieler Hauseigentümer aus, um ihre Anlagen zu hohen Preisen zu verkaufen", sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest dem Abendblatt. "Es gibt Preisunterschiede für Solarstromanlagen gleicher Qualität von mehreren Tausend Euro, die nicht gerechtfertigt sind." Das führt nicht nur zu hohen Anschaffungskosten, sondern schmälert auch die Rendite der Anlage.

Nach Erhebungen der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest kostete im August eine fertig installierte Anlage noch 2360 Euro pro kW. Der Preis ist ohne Mehrwertsteuer. Die gibt es vom Finanzamt zurück. "Bei diesem Preis bringt die Solaranlage über die staatlich garantierte Einspeisevergütung über einen Zeitraum von 20 Jahren eine Rendite von sechs bis acht Prozent", rechnet Sahr vor. Wer deutlich mehr bezahlt, schmälert seine Rendite wesentlich. Sahr rät, mindestens drei Kostenvoranschläge einzuholen.

Branchenexperte Bernd Schüßler vom Fachmagazin "Photon" bestätigt die großen Preisunterschiede. Nach Erhebungen des Magazins wurden den Immobilienbesitzern im August Angebote für schlüsselfertige Anlagen bis zehn kW in einer Preisspanne von 1800 bis 3000 Euro pro kW unterbreitet. "Den Verbrauchern fehlt der Einblick in den Markt, dabei seien die Preise für die Solarmodule stark gefallen", sagt Schüßler. Deshalb akzeptierten sie auch zu hohe Preise. Sein Rat: "Für 2000 Euro pro kW bekommt man jetzt eine Anlage mit Qualitätsmodulen, einschließlich Montage und Anschluss." Seit Anfang des Jahres fielen die Preise um 30 bis 40 Prozent. Seit 2006 haben sich die Preise für die Anlagen mehr als halbiert.

Die Verbraucher haben inzwischen auch eine gute Verhandlungsposition, denn das Geschäft mit der Neuinstallation von Anlagen läuft längst nicht mehr wie geschmiert. Die geplante Kürzung der Einspeisevergütung zur Mitte des Jahres blieb aus, weil im ersten Halbjahr nicht genügend Anlagen an das Netz gegangen sind. Doch bisher bescherte eine angekündigte Kürzung stets eine Sonderkonjunktur. Jeder wollte noch vor dem Stichtag eine Anlage ans Netz zu bringen, um sich die alten Fördersätze für 20 Jahre garantieren zu lassen. Gegenwärtig wird jede eingespeiste Kilowattstunde (kWh) bei Gebäudeanlagen mit 28,74 Cent vergütet. Doch in diesem Jahr funktionierte die Strategie aus Förderkürzung und Kaufboom nicht mehr. Die Kunden hielten sich zurück und die Firmen sitzen noch auf großen Beständen an Modulen. Ein Ende der sinkenden Preise ist nicht in Sicht. Denn vor allem chinesische Hersteller produzieren stark für den Export und drücken die Preise in Europa. "Im Einkauf bekommt ein Installateur ein kW Leistung schon für 1000 Euro", sagt Schüßler. Damit könnten den Kunden attraktive Angebote gemacht werden.

Doch zum Jahresende droht jetzt wirklich die Kürzung der Einspeisevergütung. "Ich rechne mit einer Kappung von zwölf bis 15 Prozent", sagt Sahr. Für die kWh würden dann nur noch rund 24Cent gezahlt. Denn zumindest im Sommer lief das Geschäft recht ordentlich. Allein im Juni und Juli wurde mehr Solarleistung installiert als in den gesamten übrigen Monaten des Jahres 2011. "Ich rechne deshalb mit einer Kürzung zum 1. Januar 2012", sagt Sahr.