Nichts erscheint derzeit dringlicher, als den Geldfluss für das chronisch klamme Griechenland zu erhalten. Denn das Land dreht sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale - die Reformen der Regierung drosseln die Wirtschaft weiter. Die verschärfte Rezession aber untergräbt jedes Vertrauen der Bevölkerung in den Sinn der ökonomischen Sanierung dieses schwer beschädigten Staates.

Ohne Zweifel ist es vordringlich, die Zahlungsfähigkeit der öffentlichen Hand in Griechenland auch mit internationalen Hilfen weiter zu gewährleisten. Aber fast ebenso wichtig erscheint es, endlich ökonomische Perspektiven für das Land zu skizzieren. Was kann privatisiert, wo kann investiert werden, um Griechenlands Wirtschaft stark zu machen und den Griechen in ihrem Heimatland eine wirtschaftlich gesunde Zukunft zu bieten? Nur auf diese Weise kann die neben dem Geld zweite entscheidende Währung an Wert gewinnen: das Zutrauen der Menschen in ihr eigenes Land und dessen Führung.

Die heutige Reise von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und einer Delegation der deutschen Wirtschaft nach Griechenland bietet dafür eine Chance. Der Ausbau der Solarenergie im sonnenreichen Hellas, aber auch gehobener Tourismus, ökologische Landwirtschaft oder die maritime Wirtschaft lassen sich mit deutscher und europäischer Hilfe womöglich zu Kraftzentren einer neuen griechischen Wirtschaft ausbauen.

Wenn das in Freundschaft und Partnerschaft geschieht, nicht aber belehrend und von oben herab, dann könnten von der Bewältigung der heutigen Krise am Ende alle profitieren: Griechen, Deutsche, Europäer.