Das Unternehmen investiert 750 Millionen Euro in die Modernisierung des Paketgeschäfts bundesweit. Vor allem der Online-Handel boomt.

Hamburg. Wie ein gewaltiges Labyrinth wirkt das DHL-Paketzentrum im Industriegebiet von Hamburg-Allermöhe. Bis zu 23.000 Sendungen pro Stunde laufen hier über die Transportbänder, werden gemessen, nach Adressen sortiert und dann auf bis zu 116 Lastwagen verteilt, die die Pakete in die ganze Republik bringen.

Doch diese Kapazität dürfte nach Einschätzung der Deutschen Post schon bald nicht mehr ausreichen, um die wachsende Flut an Sendungen zu bewältigen. Vor allem durch den boomenden Online-Handel werde sich das Paketaufkommen in den kommenden Jahren verdoppeln, sagte der zuständige Postvorstand Jürgen Gerdes gestern in Hamburg.

Deshalb rüstet der Marktführer jetzt kräftig auf: Bis 2013 sollen es rund 40.000 Sendungen sein, die die Post im Paketzentrum Hamburg-Süd pro Stunde verarbeiten kann. Die Mitarbeiterzahl soll sich von derzeit 250 auf bis zu 500 erhöhen. Die Investitionen sind Teil eines 750 Millionen Euro schweren Modernisierungsprogramms, mit dem der Konzern sein gesamtes Paketnetzwerk in der Bundesrepublik an den wachsenden Markt anpassen will. "Das ist die größte Investition in die Paket-Infrastruktur seit den 90er-Jahren", betonte Gerdes.

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Eine weitere Automatisierung und neue Sortiertechniken sollen nicht nur für höhere Kapazitäten, sondern auch für schnellere Umschlagzeiten sorgen. Ziel sei es, "dass ein Paket zukünftig deutschlandweit so schnell befördert werden kann wie heute ein Brief", kündigte der Vorstand an. Gegenwärtig erreichen rund 90 Prozent der Pakete am nächsten Tag den Empfänger, künftig sollen es 95 Prozent sein. Und: Der Kunde soll künftig noch besser den Verlauf der Sendung verfolgen und den Zustellort kurzfristig ändern können.

DHL Paket transportiert gegenwärtig täglich mehr als 2,6 Millionen Pakete, vor Weihnachten die doppelte Menge. Diese Pakete werden in 33 weitgehend automatisierten Paketzentren umgeschlagen und von rund 40 000 Zustellern ausgeliefert.

Gerdes geht davon aus, dass die Deutschen künftig nicht nur Bücher, Mode oder Elektronikartikel über das Internet bestellen werden, sondern auch verschreibungspflichtige Arzneimittel, Drogerieartikel und Lebensmittel. "Den großen Wochenendeinkauf erledigen Familien künftig online und lassen sich die Ware dann nach Hause liefern", sagte der Postvorstand. Gegenwärtig liege der Anteil des Versands am gesamten deutschen Einzelhandel bei gerade einmal acht Prozent. "Da gibt es noch jede Menge Potenzial für uns."

Allerdings sieht sich der einstige Monopolist auch einer immer stärkeren Konkurrenz ausgesetzt. Anders als auf dem von der Deutschen Post noch zu 90 Prozent dominierten Briefmarkt ist es den Wettbewerbern im Paketgeschäft gelungen, gut Fuß zu fassen. Vor allem die Hamburger Hermes Gruppe hat zum Angriff auf den Marktführer geblasen und will bis 2015 zur Nummer eins im Paketgeschäft mit Privatkunden aufsteigen. 120 Millionen Euro stecken die Hanseaten in diesem Jahr in den Neubau und die Modernisierung von 18 Niederlassungen in der Bundesrepublik. Als Tochter des Versandhandelskonzerns Otto hat Hermes zudem eine sehr starke Basis, um vom boomenden Onlinehandel profitieren zu können.

Fast zeitgleich mit der Ankündigung der Post teilte auch der amerikanische Konkurrent UPS gestern seine Pläne zur Erweiterung seines Luftdrehkreuzes am Flughafen Köln/Bonn mit. 145 Millionen Euro fließen in die Erweiterung des dortigen Sortierzentrums.