Hamburger Hamam ist bei Touristen und Hanseaten beliebt. Coskun Costur plant weitere Badehäuser

Hamburg. Als Coskun Costur das erste türkische Badehaus in Hamburg eröffnete, galt er als Pionier für eine neue Wohlfühlkultur. "Wellness war in Norddeutschland damals noch eine Wüstenlandschaft mit wenigen Oasen - und die traditionsreiche orientalische Badekultur etwas Neues", erinnert sich der 47-jährige Unternehmer an seine Gründerzeit. Geldgeber beäugten die Idee für ein Hamam auf St. Pauli entsprechend skeptisch. Dies war selbst für die Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg, die das Projekt begleitete, zunächst ein Wagnis. Das war vor acht Jahren, 2003. Mittlerweile hat sich das Konzept in der Hansestadt längst bewährt, es ist ein Stück Hamburg geworden.

Das Hamam in der Feldstraße, das heute von seiner früheren Ehefrau und Mitgründerin Selma Yöndem-Ekinci geführt wird, fand schnell ein Stammpublikum. Vor vier Jahren eröffnete Costur den zweiten, dreimal so großen Standort Hafen Hamburg in der Seewartenstraße. Und beide Häuser laufen nach seinen Worten bestens. Hamburger, Touristen und viele Prominente gehören zu den Besuchern, wie ein Blick ins Gästebuch verrät. "Wir haben vom ersten Jahr an schwarze Zahlen geschrieben." Mittlerweile ist Costur, der als Jugendlicher mit 16 Jahren von der Türkei nach Deutschland übersiedelte, in der Branche selbst als Berater gefragt. Unter anderem entwickelte er ein Konzept für ein Hamam in Ungarn. Er selbst erwägt, noch zwei weitere Häuser in Norddeutschland zu betreiben - allerdings außerhalb Hamburgs.

Costur lebt für seine Idee. "Ich mache alles mit Herz und Leidenschaft. Mein Konzept und meine Person verschmelzen immer mehr", berichtet der Vater von zwei erwachsenen Kindern. Bei Hochbetrieb verwöhnt Costur seine Gäste auch mal persönlich als Masseur oder bedient im Restaurant. Als Firmenchef könne er an jedem Ort des Betriebs einspringen, da er jeden Schritt kenne und beherrsche.

Wichtig ist ihm, dass sich seine Gäste wohlfühlen, Ruhe finden und in kurzer Zeit die maximale Erholung finden. "Der Mensch steht im Mittelpunkt." Für die warme Atmosphäre sorgen dabei nicht nur die wohligen 40 bis 45 Grad in dem Badehaus selbst, sondern auch die detailverliebte Ausstattung.

Costur setzt auf Originale. Die Inneneinrichtung stammt direkt aus der Türkei. Für den weißen Marmorfußboden wurden 80 Tonnen Steine aus der Türkei nach Deutschland transportiert. Alle Stoffe mit alten osmanischen Mustern, die üppigen Kristallleuchter und hölzernen Tische stammen aus seinem Heimatland. Hinzu kommen altertümliche Darstellungen von Badeszenen aus türkischen Hamams aus längst vergangenen Tagen, als die ruhenden Schönheiten nach dem Bad von musizierenden Barden unterhalten wurden. Dazu erfüllt ein frischer Zitronenduft der Seife, mit der alle Gäste eingeschäumt werden, die Räume.

Ein Hamam-Besuch dauert etwa drei Stunden. Erster Höhepunkt ist das Verweilen auf dem warmen achteckigen Nabelstein aus weißem Marmor - unter einer Kuppel mit farbigen Glassteinen im Dampfbad selbst. Danach folgen das wohlige Einschäumen und die Massagen. Sie sollen Körper und Kopf vom Stress des Alltags befreien, sagt Costur. "Wer diesen Tempel verlässt, ist nicht nur sauber, sondern rein."

Gut zehn Mitarbeiter - davon die meisten Masseure - kümmern sich in dem Hamam am Hafen um das Wohl der Gäste. Im Restaurant werden Speisen nach türkischen Rezepten aufgetischt. Von Herbst an sollen türkische Kulturabende mit Bauchtanz und Literatur dazukommen. Die Wirtschaftskrise hat der Hamburger Unternehmer bisher nicht gespürt. Der durchwachsene Sommer war sogar ein kleines Konjunkturprogramm, sagt Costur. "Wenn es in Hamburg regnet, kommen die Gäste besonders gerne zu uns. Egal wie das Wetter draußen ist, bei uns herrschen immer um die 40 Grad."