Das Vertrauen in den Euro nimmt ab. Hamburger Bankkunden setzen auf Franken oder Kronen. Experten warnen vor versteckten Gefahren.

Hamburg. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Vertrauen die Anleger in den Euro haben, genügt ein Blick auf zwei Wertentwicklungskurven: die des Goldes und die des Schweizer Franken. Beide sind in den zurückliegenden Wochen auf neue Höchststände hochgeschossen.

So kletterte die Notierung des Edelmetalls gestern auf einen neuen Rekord von 1894 Dollar je Feinunze (31 Gramm), und ein Franken kostete vor einigen Tagen bereits nahezu einen Euro. Dabei freuen sich die Schweizer darüber keineswegs, weil diese Entwicklung die Exportchancen ihrer Industrie empfindlich schmälert. Die Schweizerische Nationalbank erwägt daher sogar schon, den Franken vorübergehend an den Euro zu koppeln.

Auch in Hamburger Banken bekommt man den Vertrauensschwund in den Euro zu spüren. "Die Staatsschuldenkrise hat bei den Kunden sehr viel Verunsicherung ausgelöst - bis hin zur Angst ums Geld", sagte Jutta von Bargen, Leiterin Vermögensmanagement bei der Hamburger Volksbank. "Aus historischen Gründen sind die Deutschen besonders aufmerksam, wenn es um den Wert des eigenen Geldes geht." Deutlich mehr Nachfragen von Kunden registriert auch Dirk Simon, Leiter Spezialberatung Investment bei der Deutschen Bank in Hamburg: "Die meisten orientieren sich in Richtung Schweiz, weil sie für Sicherheit steht."

Für Privatkunden gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, auf die begehrten Fremdwährungen zu setzen. Bargeld ist nur eine davon - allerdings auch die teuerste: "Wegen der teils recht hohen Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufskursen ist dies die ungünstigste Variante", sagte Simon.

Attraktiver sind in dieser Hinsicht Fremdwährungskonten, also Girokonten für Devisen. Sie kosten in der Regel eine Gebühr. Für Anleger, die wenig Vertrauen in Banken haben, sind Fremdwährungskonten allerdings nicht geeignet: Man kann sich das darauf gebuchte Geld nicht in bar auszahlen lassen, es ist gewissermaßen virtuelles Geld. Genutzt werden diese Konten eher von Unternehmen, bei den Privatkunden der Banken sind sie nicht sehr weit verbreitet.

Geldmarktfonds bieten ebenfalls die Möglichkeit, in einzelne Währungen zu investieren. "Man muss sich aber sehr genau ansehen, ob dort nicht auch riskante Papiere beigemischt sind", warnt Simon. Etliche Anleger mussten während der Finanzkrise schmerzliche Erfahrungen mit solchen vermeintlich sicheren Fonds machen: Zur Renditeaufbesserung enthielten sie auch die berüchtigten Kreditpapiere mit US-Hypothekendarlehen schlechter Bonität, die dann nahezu wertlos wurden.

Ähnlich einfach für den Kunden ist der Kauf von Anleihen in Fremdwährung - und dies ist der am häufigsten genutzte Weg, in den Franken, die Norwegische Krone oder den Australischen Dollar zu investieren. Die festverzinslichen Papiere können in Euro bezahlt werden, und bei Fälligkeit kann der Kunde das Geld in Euro vereinnahmen. "Man muss aber immer zwei Dinge gleichzeitig im Auge behalten: die Zinsentwicklung und den Devisenkurs", gibt Jutta von Bargen zu bedenken. So kann es ratsam sein, das Geld bei Fälligkeit auf ein Fremdwährungskonto zu übertragen, weil der Euro-Kurs zu diesem Zeitpunkt nicht attraktiv ist. Bei der Anlage in Rentenfonds wird den Kunden diese Überlegung abgenommen.

Die Entscheidung, auf welche Währung man setzen will, muss der Privatkunde jedoch selber fällen. Internationale Anleger stürzten sich zuletzt auf den Franken, schon weil er einen vergleichsweise liquiden Markt bietet. "Wir raten aber zur Vorsicht, gerade was den Franken angeht", sagte Christian Hamann, Analyst bei der Haspa. "Man sieht, dass viele Schweizer Unternehmen an Grenzen stoßen, was die Wettbewerbsfähigkeit angeht."

Ein weiteres Argument gegen den Franken nennt Jutta von Bargen: "Die Schweiz ist keine Insel." Wegen der vielen Verflechtungen leide auch die Wirtschaft dieses Landes, sollte es der Euro-Zone künftig deutlich schlechter gehen. Auch Norwegens Abhängigkeit von den Euro-Ländern sei hoch, sagte Hamann, zudem sei der Markt für die Krone sehr klein. Dies kann es schwierig machen, im Bedarfsfall eine Anleihe in dieser Währung ohne enorme Verluste zu verkaufen. "Sinnvoller kann ein Investment in den Dollar oder in das britische Pfund sein, weil beide Währungen eher unterbewertet sind", meint Hamann.

In einem sind sich alle drei Experten einig: Panik ist kein guter Ratgeber. "Wir empfehlen nicht von uns aus Fremdwährungen", sagte Simon. Ein Grund dafür sind die hohen Prognoserisiken: "Währungen gehören zu den Anlagen mit den höchsten Schwankungsbreiten." Zudem sei es schwierig, aus einem "Worst-Case-Szenario" vernünftige Ratschläge abzuleiten, so Jutta von Bargen: "Völlige Sicherheit gibt es sowieso nicht."