Wer auf Preiskorrekturen beim Gold warten will, dem bieten sich andere Investitionschancen. Experten raten zu Fonds mit Minenaktien.

Hamburg/München. An Service für die kaufkräftige Kundschaft fehlt es nicht: Vor der Zentrale des Edelmetallhändlers Pro Aurum in München hat das Unternehmen ein Zelt für die Wartenden errichtet. "Aus Sicherheitsgründen können wir nur maximal 50 Personen in die Verkaufsräume lassen", sagt Unternehmenssprecher Benjamin Summa. Den übrigen Kunden werden Wurstsemmel und Tee gereicht. Denn die Wartezeit kann bis zu anderthalb Stunden betragen.

Ein solcher Andrang herrscht in Hamburg noch nicht. Die Hamburger kaufen beständig, aber ohne Hektik. "Länger als 15 Minuten müssen die Kunden bei uns nicht warten", sagt Sandra Meyer, Goldhändlerin bei der Hamburger Sparkasse. Die Nachfrage sei zwar groß, aber gut zu bewältigen.

Stetig steigende Goldpreise schrecken die Kunden vor Zukäufen nicht ab. Ein 100-Gramm-Barren kostet heute 4005 Euro - 20 Prozent mehr als vor einem halben Jahr. 1275 Euro müssen heute für einen Krügerrand (31,1 Gramm) bezahlt werden - wenn er noch erhältlich ist. Denn einige Münzen und Barren werden inzwischen knapp.

Manche Männer verleitet dies auch zum Besuch beim Juwelier. Ein schöner Ring für die Partnerin kann schließlich mehr Freude bereiten als ein Krügerrand im Bankschließfach. "Wir spüren eine verstärkte Nachfrage nach Goldschmuck, aber auch nach Brillanten oder hochwertigen Uhren", sagt Werner Heinecke vom Juwelier Heinecke in Hamburg: "Doch als kurzfristige Wertanlage ist dies nicht zu empfehlen." Denn wer später ein Schmuckstück zu Geld machen will, erhält nur den reinen Materialwert. "Je nach Aufwand für die Fertigung liegt das Verhältnis zwischen Materialwert und Arbeitslohn des Juweliers bei eins zu fünf bis eins zu drei", sagt Heinecke. Andererseits kann auch Goldschmuck langfristig Gewinn bringen. "Wer heute seine in den 60er-Jahren oft industriell gefertigten Goldarmbänder verkauft, erhält ein Vielfaches des damaligen Preises", sagt Heinecke. Denn der Goldpreis hat sich seither mehr als vervierzigfacht.

Dieses Altgold ist dann der Rohstoff für Barrenproduzenten wie Umicore. Die Firma verzeichnet seit Anfang Juni 2011 eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Investment-Goldbarren. "Die hohe Nachfrage hat bis heute angehalten und bereits zum Abbau vorhandener Vorratsbestände geführt", sagt Ralf Drieselmann von Umicore. "Verbunden mit der urlaubszeitbedingt etwas geringeren Produktionskapazität liegen unsere Lieferzeiten für Neubestellungen derzeit bei etwa drei bis vier Wochen."

Das bekommen die Edelmetallhändler inzwischen zu spüren. Bei der Firma Westgold sind alle Barrengrößen ausverkauft. Die besonders beliebten 100-Gramm-Barren sind erst wieder in drei Wochen verfügbar. "Die Nachfrage hat sich in den letzten Wochen verdoppelt", sagt Geschäftsführer Martin Siegel. Auch Anlagemünzen in kleineren Größen sind zurzeit bei Westgold nicht mehr lieferbar. "Die Prägestätten stellen bei hoher Nachfrage die Produktion der kleinen Stückelungen ein und konzentrieren sich ganz auf die vollen Unzen", sagt Siegel. Bei Pro Aurum ist im Onlineshop der Krügerrand und der australische Nugget ausverkauft, auch Barren zu 50 und 250 Gramm gibt es nicht mehr. "Wir sehen unverändert hohe Wochenumsätze beim Gold, die nach einem kurzen Rückgang wieder die Marke von 20 Millionen Euro übersprungen haben", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer von Pro Aurum. "Von vielen Kunden hören wir, dass sie sich ihre Lebensversicherungen ausbezahlen lassen und in Edelmetalle umschichten."

Denn die Zweifel am Papiergeldsystem wachsen. "Die Menschen fragen sich immer mehr, wie werthaltig das Papiergeld noch ist", sagt Siegel. Gemessen an Gold haben alle Währungen massiv an Wert verloren. Die Notenbanken drucken immer mehr Geld, um Anleihen fast bankrotter Staaten aufzukaufen oder Banken mit billigem Geld zu versorgen. Seit 2007 weiteten die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of England ihre Bilanzen um mehr als 4,5 Billionen Dollar aus. "Die Staatsfinanzierung ist ein Schneeballsystem und das erkennen jetzt die Leute", sagt Siegel.

Innerhalb von einem Monat ist der Goldpreis um 18 Prozent gestiegen. Das macht ihn anfällig für eine Korrektur. Schon jetzt gibt es Preisunterschiede von rund 40 Dollar an nur einem Tag. Auch euphorische Prognosen von Banken sprechen für eine solche Entwicklung. So erhöhte die US-Investmentbank JPMorgan ihre Goldpreisprognose zum Jahresende von 1800 auf 2500 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Gestern kostete sie 1785 Euro.

Wer auf Preiskorrekturen beim Edelmetall warten will, dem bieten sich unterdessen andere Investitionschancen. Denn während Gold neue Hochs erklimmte, gingen die Aktien der Goldminen auf Talfahrt. Viele Minenbetreiber notieren zu Kursen, als ob Gold noch immer 300 Dollar niedriger notieren würde als heute. Zu den großen Werten gehören Unternehmen wie Barrick Gold oder Goldcorp. "Mit den aktuellen Goldpreisen können Minengesellschaften profitabel wirtschaften", sagt Siegel, der einen Goldminenfonds betreut: "Edelmetallaktien haben im zweiten Halbjahr 2011 noch ein Steigerungspotenzial von 30 bis 50 Prozent."

Eine solche Anlage, die nur einen kleinen Anteil des Depots ausmachen darf, eignet sich aber nur für Anleger, die mit dem Auf und Ab von Aktien leben können. Empfehlenswert sind Investmentfonds, weil sie das Kapital auf viele Minen verteilen. Unter diesen Fonds gibt es Unterschiede bei der Anlagestrategie. Fonds, die auf die großen Unternehmen setzen, bieten dabei etwas mehr Sicherheit als Fonds, die in kleine noch unbekannte Goldförderer investieren, die erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Neben diesen aktiv gemanagten Fonds (siehe Tabelle) gibt es Indexfonds, die die Wertentwicklung der führenden Goldproduzenten einfach abbilden.