Haupteigner ringt um die Entscheidungsmacht bei der Elektronikkette. Doch die erste Runde geht an den Gründer Kellerhals

Ingolstadt. Das hatte sich Metro-Chef Eckhard Cordes wohl anders vorgestellt: Im Machtkampf um Europas größte Elektronikkette Media-Saturn droht dem Düsseldorfer Handelskonzern als Haupteigner eine Niederlage. In einer vorläufigen Rechtsauffassung hat sich Richter Konrad Kliegl vom Landgericht Ingolstadt gestern jedenfalls auf die Seite des Gründers Erich Kellerhals gestellt.

Metro müsse die Minderheitsrechte von Kellerhals auch in einem jüngst neu geschaffenen Beirat berücksichtigen, so der Richter. Die sehen vor, dass Entscheidungen mit einer Quote von 80 Prozent gefällt werden müssen. Metro hält aber nur gut 75 Prozent an Media-Saturn. Ein Durchregieren ohne den unbequemen Gründer ist daher erst einmal nicht drin.

Der Minderheitenschutz gelte aber wohl nur für "besonders wichtige Entscheidungen" erklärte Kliegl nach der ersten Verhandlungsrunde. Sein endgültiges Urteil will er am 11. Oktober verkünden. Metro-Anwälte haben bereits angekündigt, in die nächste Instanz gehen zu wollen, falls es zugunsten von Kellerhals ausfällt.

Damit droht den beiden Handelsketten Media Markt und Saturn, die unter dem Dach der Holding Media-Saturn operieren, ein langer Rechtsstreit und andauernde Unsicherheit bei unternehmerischen Entscheidungen. Grundsätzlich zeigten sich beide Streitparteien zwar auch im Gerichtssaal offen für eine außergerichtliche Einigung. Aber die Gräben sind tief, und die emotionale Betroffenheit ist groß.

Der 71-jährige Kellerhals ist einer der Gründer der Handelskette. Er hält noch 21,62 Prozent der Anteile. Zusammen mit seiner Frau Helga und seinen Geschäftspartnern Leopold Stiefel sowie Walter Gunz hatte er Media-Saturn über drei Jahrzehnte hinweg aufgebaut, die Mehrheit aber schon 1988 an Kaufhof veräußert. In den Verträgen ließen sich die Gründer ihre heute umstrittenen Vetorechte garantieren. Später wurde Kaufhof von der Metro geschluckt. Lange lief das Geschäft gut. Für Streit gab es keinen Anlass. Dann begann es, hinter den Kulissen zu rumoren, weil Onlinehändler sich daranmachten, der nicht im Internet aktiven Media-Saturn das Wasser abzugraben.

Kellerhals & Co. hätten den Aufbau einer eigenen Online-Sparte blockiert und auch bei der Auslandsexpansion Sand ins Getriebe gebracht, bemängelt die Metro-Seite. Kellerhals sei beim Aufbau der Online-Aktivitäten eine treibende Kraft gewesen, sagt dagegen dessen Sprecher. Eher neutrale Beobachter sprechen vom Aufeinanderprallen zweier Alphatiere. Hier der kühle Analytiker Cordes, der schon bei seinem früheren Arbeitgeber McKinsey als König der Zahlen galt. Dort der eingefleischte Händler Kellerhals, hemdsärmlig und bauernschlau.

Mittlerweile existiert zwar eine Online-Strategie von Media-Saturn. Nach der Übernahme des Internethändlers Redcoon soll die Marke Saturn noch dieses Jahr im Internet starten. Die Marke Media soll Anfang 2012 folgen. Den Machtkampf beendet das aber nicht. Es geht schließlich um viel. Media-Saturn setzt jährlich gut 20 Milliarden Euro um, betreibt knapp 900 Filialen und beschäftigt über 70 000 Menschen. Kurzfristig lösen könnte den Konflikt wohl nur eine Komplettübernahme von Media-Saturn durch Metro. Dazu habe es jüngst ein - allerdings zu teures - Verkaufsangebot von Kellerhals gegeben, wird im Umfeld von Metro behauptet. "Herr Kellerhals hat nie verkaufen wollen", betont dagegen einer seiner Sprecher. Nach einer Annäherung sieht das nicht aus.