Nach Marktführer TUI kündigt auch Rewe Touristik Preiserhöhungen um 2,5 Prozent an. Bulgarien und die Türkei profitieren von der Flaute in Tunesien und Ägypten

Hamburg. Wer den Winter lieber in Sri Lanka oder auf den Kanaren als im nasskalten Hamburg verbringen möchte, wird tiefer in die Tasche greifen müssen: Nach Marktführer TUI hat nun auch der zweitgrößte deutsche Reisekonzern Rewe Touristik Preiserhöhungen angekündigt. Die zur Gruppe zählenden Anbieter ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg verlangen von den Kunden für die Wintersaison 2011/2012 durchschnittlich 2,5 Prozent mehr.

Rewe-Touristikchef Sören Hartmann stimmte die Kunden gestern auch langfristig auf teurere Pauschalreisen ein, weil knapper Treibstoff das Fliegen immer kostspieliger mache. "Ein drastisch ansteigender Ölpreis wird auch Auswirkungen auf die Reisepreise haben", sagte Hartmann. Je länger der Flug zum Urlaubsort sei, desto teurer werde die Reise, kündigte er an. In diesem Winter werden Ferien in Mexiko, auf Kuba und Sri Lanka im Schnitt fünf Prozent mehr kosten, die Kanaren verteuern sich um drei Prozent, Thailand und Mauritius um zwei Prozent. Skiurlaub bleibt im Preis stabil.

Damit folgt Rewe in der Preispolitik Marktführer TUI, der bereits in der vergangenen Woche Anhebungen um durchschnittlich zwei Prozent für die Mittelstrecke und bei Fernzielen im Durchschnitt von vier Prozent angekündigt hatte. TUI verwies auf höhere Kosten für Kerosin, Lebensmittel und Energie sowie ungünstige Wechselkurse. In den ersten acht Monaten des Touristikjahres 2010/11, das am 31. Oktober begonnen hatte, stieg die Gästezahl der Rewe-Touristik im Vorjahresvergleich um zwei Prozent. Der Umsatz lag im selben Zeitraum um vier Prozent über dem Vorjahreswert, wie Geschäftsführer Hartmann mitteilte. Der Manager gab sich zuversichtlich, dass die Touristiktochter von Rewe das für das Jahr 2014/2015 gesteckte Ziel einer Umsatzrendite von zwei Prozent erreichen werde. Den aktuellen Stand wollte er nicht nennen und sprach lediglich von "stabil über dem letzten Jahr" liegenden Ergebnissen.

Die Aufstände in Nordafrika haben den nach eigenen Angaben größten Tunesien-Veranstalter Deutschlands allerdings hart getroffen. Umbuchungen und Rückholaktionen kosteten das Unternehmen einen einstelligen Millionenbetrag. Gab es bis Ende Februar noch überdurchschnittlich hohe Zuwächse, gingen die Buchungszahlen wegen der Proteste ab März spürbar zurück. Ägypten liegt 35 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres, Tunesien sogar 40 Prozent.

Die gute Nachricht für die Urlauber: Aufgrund der schwachen Auslastung können sie in Nordafrika noch mit dem einen oder anderen Last-Minute-Schnäppchen rechnen. Bis Jahresende seien Rabatte von bis zu 40 Prozent möglich, sagte Hartmann. Von der Schwäche der klassischen Urlaubsziele profitieren vor allem die Türkei mit 31 Prozent mehr Buchungen und Bulgarien (plus 19 Prozent). Beide Länder seien vom Preis her mit Ägypten und Tunesien vergleichbar, so der Rewe-Touristik-Chef. "Viele Urlauber verfügen über ein festes Budget für ihre Reise und suchen sich ein Ziel in der gleichen Preisklasse, wenn sie wechseln müssen."

Die Rewe Touristik befindet sich im Augenblick in einem radikalen Umbauprozess. Chef Hartmann hatte im vergangenen Jahr eine Qualitätsoffensive gestartet, während der die Verträge mit rund 20 Prozent aller Hotels nicht verlängert wurden. Künftig sollen nur noch solche Häuser in den Katalogen auftauchen, die gute Bewertungen bei einschlägigen Bewertungsportalen wie Holidaycheck erhalten.