Export steigt künftig laut Studie um zehn Prozent jährlich. Luftfahrtindustrie macht knapp die Hälfte des Ausfuhrvolumens der Stadt aus.

Hamburg. Hamburgs Exportwirtschaft steht vor fetten Jahren: Die Ausfuhren der Hansestadt werden in den nächsten fünf Jahren im Schnitt um jeweils 9,5 Prozent zulegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Auftrag der Haspa.

Hamburg sei nicht nur eine Handelsdrehscheibe, sondern selbst ein bedeutender Produktionsstandort, erklärte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar: "Die Güterexporte hamburgischer Unternehmen haben an der Wirtschaftsleistung der Stadt einen Anteil von 40 Prozent, das ist etwas mehr als im Bundesschnitt."

Eine Voraussetzung für die prognostizierten Wachstumsraten ist, dass die Staatsschuldenkrise gemeistert wird - wovon das HWWI ausgeht. Ohnehin spielten die aktuellen Krisenregionen wie Japan, Nordafrika, Griechenland und Portugal für die Hamburger Ausfuhrwirtschaft nur eine untergeordnete Rolle. Bemerkenswert sei, wie gut die Exporteure der Hansestadt den Abschwung der Weltwirtschaft in den Jahren 2008/2009 überstanden hätten, so Straubhaar: "In den Außenhandelszahlen Hamburgs zeigt sich keine Krise." Zu danken gewesen sei dies dem Flugzeugbauer Airbus - der die Produktion immer weiter steigerte - und seinen Zulieferern: "Die Luftfahrtindustrie hat es herausgerissen."

Tatsächlich dominiert diese Branche die Exportwirtschaft der Stadt eindeutig: Im vergangenen Jahr nahmen die Ausfuhren um 10,5 Prozent auf 35,5 Milliarden Euro zu, wovon die Luftfahrzeuge allein 17,3 Milliarden Euro ausmachten, also knapp die Hälfte.

Die stetigen Zuwächse in diesem Sektor sorgen nach Einschätzung der Forscher auch für eine recht große Verlässlichkeit der gesamten Prognose: "Die Auftragsbestände sind hoch und die Lieferfristen sind recht lang, sodass in den nächsten Jahren auch im Fall eines Konjunkturrückschlags diese kontinuierliche Entwicklung kaum unterbrochen werden dürfte."

Wegen der Airbus-Zulieferungen nach Toulouse und großer Flugzeugaufträge stehen Frankreich, China und die Vereinigten Arabischen Emirate an der Spitze der Hamburger Handelspartner. Ohne Berücksichtigung der Luftfahrzeuge gehen die Exporte vor allem in die Niederlande (9,1 Prozent), nach Großbritannien (8,3 Prozent), Frankreich (7,0 Prozent), Polen (6,2 Prozent), China (6,2 Prozent) und in die USA (4,4 Prozent).

Ohne die Flugzeuge machen Nahrungs- und Genussmittel, Maschinen und Mineralölerzeugnisse je rund zehn Prozent des Ausfuhrvolumens aus, Düngemittel tragen mit knapp fünf Prozent dazu bei - die Hamburger Firma Helm ist einer der weltgrößten Anbieter dafür. Hohe Wachstumsraten verzeichnete in den vergangenen Jahren die Medizintechnik, die in Hamburg von rund 30 mittelständischen Firmen produziert wird. "Das Etikett 'made in Germany' hat in dieser Branche weltweit einen unglaublich hohen Wert", erklärte Andreas Mansfeld, Bereichsleiter Unternehmenskunden bei der Haspa.

Ungeachtet der guten Zahlen sieht Straubhaar für die Hamburger Exportwirtschaft Steigerungspotenzial. "Wir müssen uns noch mehr mit den Ländern von morgen beschäftigen." Das gelte unter anderem für Indien, aber auch außerhalb Asiens gebe es große Chancen, etwa in Osteuropa und in der Türkei. Allerdings könne ein Wechsel der Blickrichtung hilfreich sein: "Man sollte nicht immer nur nach Osten, sondern auch nach Westen schauen" - etwa auf die wachstumsstarken Länder Lateinamerikas. Um die Exporte weiter steigern zu können, müsse Hamburg jedoch in ausreichendem Maß Gewerbeflächen bereitstellen können, sagte Straubhaar. Denn angesichts tendenziell steigender Energiepreise werde es immer attraktiver, Industriegüter in der Nähe des Hafens herzustellen.